Lebenspralle Geschichten aus Langel

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Langel – Was für ein Skandal für das beschauliche Langel! Im gerade wieder nutzbaren Familien-Strandbad am Rhein würden „Kölner Dirnen und ihr Anhang“ verkehren. So lautete der Vorwurf, der Sittenwächter erschütterte und bis zur Gemeindeverwaltung und zum Kölner Regierungspräsidenten gelangte.

Das alles spielte sich in Porz-Langel im Sommer 1915 ab, zu einer Zeit, da das zuvor so mondäne Strandbad nach einem vernichtenden Feuer im Frühling des Vorjahres gerade wieder zum Leben erweckt werden sollte. Am Ende ermittelte die Sittenpolizei und kam nach diversen Ortsterminen zur Erkenntnis, dass die Badefreuden am Rhein in Langel nicht durch etwaige Dirnen, Zuhälter oder den guten Sitten zuwiderlaufen „Unzuträglichkeiten“ gefährdet seien.

Diese Episode gehört zur aus heutiger Sicht vergnüglichen Lektüre des Kapitels über das Langeler Strandbad, das Benno Krix für das Buch „Geschichte(n) von Langel“ verfasst hat. Auf 240 Seiten haben der historisch akribisch recherchierende Krix und ein Kreis lebenserfahrener Langel-Kenner vor allem zusammengetragen, was sich in den vergangenen gut 50 Jahren in Langel abgespielt hat.

Sie knüpfen damit an den Band über Langel an, den der damalige Porzer Heimatverein zur 1000-Jahr-Feier des Rheinortes im Jahr 1965 herausgegeben hat. Was seither, also in den vergangenen gut 50 Jahren geschehen ist, fußt aber natürlich auf älterer Ortsgeschichte. Und auch die beleuchten die Autoren in spannender Weise.

Bei der Vorstellung des Werks dankte die Ortsringsvorsitzende Klaudia Odenthal den vielen Autoren und alten Langelern, deren Erinnerungen die Geschichten so lebensprall gemacht haben. Der frühere Bundestagsabgeordnete Volkmar Schultz hat den beiden verstorbenen, legendären Langeler Ortsringsvorsitzenden ein liebevolles Denkmal gesetzt. Seine Beschreibung des „Alpha-Tieres“ Jakob „Köbes“ Engels samt Aktivitäten für die Entwicklung des Ortes und der still wirkenden Berta Bersch in Engels’ Nachfolge wecken schöne Erinnerungen an diese bedeutenden Personen.

Schultz hat mit politischer Note zudem unter anderem über das „Dorf am Rande der Stadt“ mit seinen Infrastrukturproblemen geschrieben, die Menschen im Ort und den Fronhof im Wandel der Zeit vorgestellt.

Über den Bornheimshof berichten Anne Henk-Hollstein und Gerd Matthiae, der Hochwasser-Spezialist Reinhard Vogt beleuchtet den Flutschutz Der ehemalige Bezirksbürgermeister Willi Stadoll und der frühere Ratsherr und Filmautor Jürgen Schumann sind als Initiatoren und Ideengeber des Buches zu nennen und haben in der Redaktion eng zusammengearbeitet. Stadoll hat zudem unter anderem über den Dorfplatz und Wegekreuze geschrieben.

Unter der Rubrik „Besonderheiten von Langel“ finden sich etwaein Bericht über die Kanalisierung von Langel (Friedhelm Lietz), die Vorstellung des Ortsrings (Klaudia Odenthal) und seiner Vereine, oft von Vereinsangehörigen selbst porträtiert. Benno Krix hat mit seinen Recherchen, die er zu munteren Texten zusammenfügt, auch bei der Erinnerung an Langeler Betriebe seit 1950 Pionierarbeit geleistet. Bei der Forschung nach der Vergangenheit der Traditionsgaststätte „Zur alten Schmiede“ wühlte er sich beispielsweise durch Waschkörbe voller alter Unterlagen, die Wirtin Martina Doufrain auf dem Speicher des Hauses gefunden hatte.

Grußworte tragen der frühere Stadtarchivar Jürgen Huck und Henning Schützendorf (Geschichts- und Heimatverein) bei. Zeittafeln, gut aufbereitetes statistisches Material, eine Übersichtskarte und eine Erklärung der Straßennamen komplettieren das Werk.

Für den Umschlag hat der Zeichner und Karikaturist Heinz Rasper ein Bild vom Fronhof beigetragen.

In der etwa dreijährigen Redaktionsarbeit war Manfred Loosen dem Team eine große Stütze, Barbara Berghausen wirkte verdienstvoll bei Layout und Produktion des Werkes übernommen. Dass 1000 Exemplare gedruckt wurden, zum Preis von 12 Euro verkauft werden und der Erlös dem nächsten Buchprojekt zugute kommen kann, ist einem engagierten Kreis von Unternehmern, Politikern von SPD und CDU und privaten Förderern zu danken.

Am Freitag, 7. Dezember, 19 Uhr, wird das Buch in der Jakob-Engels-Halle den Menschen vorgestellt, denen es ein besseres Verständnis für das Langel von heute mit seinen alten Wurzeln vermitteln soll: den vielen Neubewohnern und alteingesessenen Langelern. Danach ist das Werk beim Ortsring, in Gaststätten, Kiosken und Geschäften in Langel sowie bei ausgewählten Geschäften und Institutionen in Zündorf und Porz zu haben.

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