MikrobrauereiTimo Scharrenbroich gibt Kölsch-Trinkern in Porz eine Alternative

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Timo Scharrenbroich will kein Alltagsbier brauen – bei ihm bekommt das Getränk eine besondere Note.

Langel – Zwei rote Hörner zieren das „Düvelche“ in seiner Hand. Er sitzt im Café Gecko in Porz, in einem der wenigen Lokale, das Timo Scharrenbroichs Kreationen bisher anbietet, und trinkt sein selbst gebrautes Rotbier.

Ein für die Region eher ungewöhnliches Bier. Schon während seiner Ausbildung und seines Studiums zum Diplom-Braumeister hat der Langeler sich an seiner eigenen 50-Liter-Anlage ausprobiert. Auch Fertigbausätze habe er getestet. Die Ergebnisse seien allerdings nie so geworden, wie sie sollten. „Das war nicht gut, viel zu bitter und eine schlechte Kombination der Zutaten“, sagt er.

Aus Hobby wird Mikrobrauerei

Was als kleines Hobby neben der Arbeit begann, ist inzwischen die eigene Mikrobrauerei „Scharrenbräu“ geworden. Inspiriert zu dem Rotbier „Düvelche“, Teufelchen, hat ihn das irische Red Ale.

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Er hat das Bier mit verschiedenen außergewöhnlichen Malzsorten gebraut, normalerweise beinhalten die meisten Biere standardmäßig Malz aus der Braugerste. „Ich hatte schon während der Ausbildung Interesse an eigenen Rezepten“, erzählt der 29-Jährige. Die meisten hätten ihm auch direkt geschmeckt.

Ebenfalls in seinem Repertoire hat der Braumeister das „Engelche“, ein Vorgänger des heutigen Kölschs. Anders als das heutige Kölsch ist es nicht filtriert, hat also eine trübe, goldene Färbung und erinnert so ein wenig an Engelshaar.

Praktikum weist beruflichen Weg 

Am längsten in Scharrenbroichs Repertoire befindet sich wohl das Langeler Landbier. „Eben alles Biere, die für die Region irgendwie ungewöhnlich sind“, sagt Timo Scharrenbroich. Früher habe er keine Ahnung gehabt, was er später einmal beruflich machen wollte. Als er über seine Mutter aber Kontakt zu einem Braumeister bei Reissdorf bekam, packte es ihn. Er absolvierte ein Praktikum bei der Sünner-Brauerei, wo er auch die Ausbildung zum Brauer und Mälzer antrat. Anschließend ging er nach Berlin, um noch ein Studium in dem Bereich dran zu hängen.

Beim Studium lernte er viel über Mikroorganismen, Enzyme und chemische Reaktionen während des Brauens. „Das bekommt man nicht geschenkt, da muss man sich wirklich hinsetzen und lernen“, sagt er. Schließlich kehrte der 29-Jährige nach Köln zurück. Seine Freunde und die Familie, die dörfliche Struktur und der Zusammenhalt in seiner Heimat hatten ihm in der Hauptstadt gefehlt.

Kölsch-Trinker mussten überzeugt werden

Nun arbeitet er tagsüber in der Pfaffen-Brauerei in Lohmar und schaut nachmittags und am Wochenende regelmäßig bei der eigenen Firma vorbei. „Da gibt es eigentlich immer irgendetwas zu tun“, erzählt er. Er hat keine Angestellten, Unterstützung kommt ab und zu von Familienmitgliedern.

Sein erstes selbst gebrautes Bier, das er verkaufen konnte, war das KG-Bier. Die Karnevalsgesellschaft Löstige Langeler verkaufte das naturtrübe obergärige Bier neben dem traditionellen Kölsch auf ihrer Kostümsitzung und anderen Veranstaltungen.

„Da musste man die ganzen Kölschtrinker erst einmal von einem naturtrüben Bier überzeugen, aber dann hat es ihnen geschmeckt“, sagt Scharrenbroich und lacht. Er selbst ist kein Mitglied der Gesellschaft, kennt aber einige der Karnevalisten. So war er in der gleichen Grundschule wie der Präsident Tom Pfeiffer.

Hopfen macht den Unterschied

Für ihn ist das Kölsch ein Alltagsgetränk, denn es schmecke fast jedem. Die Biersorte, die nur im Kölner Raum gebraut werden darf, gehört zu den obergärigen Bieren. Das heißt, die Hefe in dem Bier steigt nach oben, bei Kölsch kommt besonders der Hopfen zur Geltung. Viele der großen Brauereien verkauften seiner Meinung nach nur noch massentaugliche Sorten.

Das findet er schade. Deutschland habe so viele Sorten zu bieten. Der Verbraucher kommt seiner Meinung nach dabei oft zu kurz. Mit seinen speziellen Biersorten will er das nun ändern. So unterscheidet sich sein Bier vor allem in der Färbung und dem Geschmack vom Kölsch. Das Düvelche beispielsweise ist ein Rotbier und schmeckt ihm zufolge säuerlicher und spritziger.

Zukunft ist noch ungewiss

Das Langeler Landbier ist anders als das Kölsch ein Weizenbier, schmeckt mehr nach Malz und leicht würzig. Dabei wird das Malz aus Weizen hergestellt und nicht – wie das Kölsch – aus der gewöhnlichen Braugerste.

Aktuell hat sich seine Brauerei schon für ihn gelohnt. Was in der Zukunft kommt, weiß er allerdings noch nicht. Möglicherweise stehen die Sorten der Brauerei Scharrenbräu demnächst noch häufiger auf der Speisekarte als bisher.

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