Nitrat-Belastung im GrundwasserWie ein Porzer Bauer mit Technik die Umwelt schützt

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Auf seinen Feldern rund um Libur, nimmt Bauer Bernd Bulich regelmäßig Bodenproben.

Köln-Libur – Das Grundwasser in Deutschland ist laut einem Bericht der EU-Kommission vielerorts zu stark mit Nitrat belastet. Demnach überschritten im Schnitt 28 Prozent der Messstationen im Zeitraum 2012 bis 2015 den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Wasser. Nicht so in Porz – hier liegen die Werte sogar noch deutlich unter dem Grenzwert. „Der Nitratgehalt im Wasser beträgt bei uns nur rund 23 Milligramm pro Liter“, sagt Bernd Bulich. Der Landwirt bewirtschaftet zahlreiche Felder rund um sein Heimat-Veedel Libur.

Dort baut er unter anderem Sojabohnen, Roggen und Zuckerrüben an. Zurzeit bringt er gerade die Ernte von Weizen und Gerste ein. Und wie jedes Jahr nach der Ernte testet er den Nährstoffgehalt im Boden. Dafür nimmt er an vielen unterschiedlichen Stellen auf dem Feld Bodenproben und schickt sie an ein Labor. Denn die gute Nitrat-Bilanz im Porzer Grundwasser kommt nicht von ungefähr. Werden Felder zu stark gedüngt, kann das Grundwasser verunreinigt werden – etwa mit Nitrat. Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. Stickstoffhaltiger Dünger lässt zwar die Pflanzen auf den Äckern sprießen. Aber wenn die Nährstoffe in den Gewässerkreislauf geraten, sorgen sie in Seen, Flüssen und Meeren auch für mehr Algen. Der Abbau abgestorbener Pflanzen verschlingt Sauerstoff, was ein Fischsterben und ein Umkippen des gesamten Ökosystems zur Folge haben kann.

Damit das nicht passiert, prüft Bulich in regelmäßigen Abständen den Nährstoffgehalt seines Ackers. „Wenn genügend Stickstoff im Boden vorhanden ist, muss ich nicht soviel düngen“, so der 38-Jährige. Im Idealfall streut er nur soviel Dünger auf seine Felder, wie die Pflanzen benötigen. Das heißt, die ausgesäten Pflanzen verschlingen den gesamten Dünger, und es bleibt kein Überschuss im Boden zurück.

Das ist jedoch nicht immer genau zu steuern. Manchmal fällt die Ernte schlechter aus als berechnet, etwa wenn zu wenig Regen gefallen ist. Dann bleiben mehr Nährstoffe im Boden zurück und es muss weniger gedüngt werden. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, dass dem Boden durch die Pflanzen zu viele Nährstoffe entzogen worden sind. „Es kann sein, dass ich mehr Dünger ausbringen muss“, sagt Bulich. Die Fruchtfolge, also welche Pflanzen sich auf den Feldern abwechseln, wird ebenfalls an den Nährstoffgehalt des Bodens angepasst. Entscheidend ist die regelmäßige Kontrolle und die passiert in Porz schon seit mehr als 30 Jahren und das mit Erfolg.

„1985 lag der Nitratgehalt im Wasser noch bei rund 90 Milligramm pro Liter“, weiß Jürgen Lowis, Presssprecher des Arbeitskreises „Drüber und Drunter“.

In dem Verein sind gut 40 Landwirte aus Köln und Umgebung zusammengeschlossen. Die Mitglieder, zu denen auch Bulich gehört, setzen sich besonders für den Schutz von Boden und Wasser ein. Das Wirkungsgebiet des Vereins reicht im Rechtsrheinischen entlang des Rheins von der Stadtgrenze zu Leverkusen im Norden bis zur Sieg im Süden. In der Region werde das Trinkwasser für mehr als 500 000 Menschen gewonnen, so Lowis. Es handelt sich um ein Wasserschutzgebiet. Auch die Felder von Bauer Bulich liegen im Schutzgebiet. Deshalb arbeitet der Arbeitskreis eng mit dem örtlichen Wasserversorger, der Rhein-Energie zusammen. Der Wasserberater von Drüber und Drunter wird von der Rhein-Energie bezahlt. „Jeder Euro, den wir in die Vorsorge stecken, spart uns bis zu sieben Euro in der Nachsorge“, erklärt Martin Kaupe, vom Versorgungsunternehmen. Übersteigt der Nitratgehalt den Grenzwert im Wasser, muss der Stoff aufwendig wieder herausgefiltert werden. Für Menschen ist Nitrat eigentlich nicht gefährlich. Im Körper kann der Stoff aber zu Nitrit umgebaut werden, das den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, indirekt krebserregend zu sein. „Das zeigt die Bedeutung eines angemessenen Boden- und Gewässerschutzes“, sagt Lovis. Neben dem Naturschutz sprechen auch die Kosten für Nährstoffkontrolle der Böden. „Wenn ich weniger Dünger ausbringen muss, spare ich bares Geld“, unterstreicht Bulich. Ein System, das in Porz funktioniert und ein Vorbild für ganz Deutschland sein könnte, ist sich der Landwirt sicher.

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