Porz – Ein junges Dreigestirn, dessen überschäumende Freude zum karnevalistischen Jungbrunnen wird, setzte bei der Prinzenproklamation das närrische Versprechen des Sessionsmottos um: „Uns danz keiner op d’r Naas“. Die Gäste im knubbelvollen Porzer Rathaussaal erlebten eine schwungvolle Traditionsveranstaltung mit modernen Akzenten.
Das Dreigestirn
Prinz Freddy I. (Frederic Braun), Jungfrau Jaci (Jacqueline Schmitz) und Bauer Sven (Sven Czakalla) enterten unter ausgelassenem Jubel den Saal. In die anfeuernden Rufe ihrer Heimatgesellschaft, der Wahner Wibbelstetze, stimmte das Publikum ein und die Drei brauchten auf der Bühne keine ausgefeilte Choreografie, um immer wieder Freudentänze aufzuführen. Sympathisch ist das Anliegen des Dreigestirns, in der Session für Kinder auf dem Bauspielplatz Senkelsgraben Spenden zusammenzutragen.
Und glaubwürdig der Wunsch, den Prinz Freddy in seiner Rede postulierte: Karneval soll in der öffentlichen Wahrnehmung nicht für Saufgelage und schlechtes Benehmen stehen, sondern die Lebensfreude und den intensiven Einsatz tausender Ehrenamtler für die Allgemeinheit spiegeln. Spaß wolle die Jugend verbreiten. „Maht üch kein Sorje öm de Fastelovend“,rief er den Gästen zu.
FAS-Präsident Stephan Demmer ließ den Elferrat als Jury der Fernsehshow „Let’s Dance“ agieren und trat als deren Sprecher auf. Für die „Tänze“, die Politik, Verwaltung und Institutionen in Porz bieten, vergab er Punkte, sehr unterhaltsam.Wenig überraschend gab es null Punkte für OB Henriette Reker, deren Lernerfolg bei den „zugegebenerweise komplizierten Porzer Tanzschritten“ Demmer als „kompletten Totalausfall“ bezeichnete. Die Oberbürgermeisterin höre nicht auf die Porzer Kapelle, auf dem Parkett der Verkehrs- und Stadtteilentwicklung sei „alles andere als eine eigene Choreografie“ gezeigt worden. Null Punkte kassierte auch die „Moderne Stadt“, die für die Neue Porzer Mitte allerhöchstes Niveau versprochen habe und jetzt mit „alten Tanzschuhen und billigen Kleidern“ schlechte Hausmannskost zu Klängen von „In the Ghetto“ abliefere. Immerhin fünf Punkte gab die FAS-Tanzjury der Porzer Bezirksvertretung, die sich ehrenamtlich aufs glatte politische Parkett wage – zuweilen indes„immer einen Takt zu spät“. Manchmal allerdings, spielte der Juror auf die Ereignisse am Rheinufer vor dem Jahreswechsel unter Beteiligung eines CDU-Bezirksvertreters an, komme von einzelnen ein „überraschender Tanzschritt wie aus der Pistole geschossen“.
Das Programm
Nach Demmers politisch zündender Einleitung hatten es die weiteren Redner nicht leicht. Bezirksbürgermeister Henk van Benthem, der das Dreigestirn proklamierte und vorstellte, hatte aus den Vorbereitungsgesprächen mit dem jungen Trifolium mitgenommen: der Prinz, der Bauer und die Jungfrau wünschten sich Lockerheit beim Brauchtum und verlangten Respekt für die Jecken. „Ohne das soziale Engagement vieler Jecke wären wir arm dran“, betonte auch van Benthem und warb für die Anregung des Porzer Prinzen, karnevalistische Tanzgruppen so wie andere Leistungssportler anzuerkennen und zu fördern.
Der einzige Karnevalsredner des Abends, Martin Schopps, hatte nach einem Sanitätseinsatz im Saal Mühe, in seinen Vortrag zurückzukommen. Doch fand seine kölsche Liebesgeschichte, zusammengebastelt aus den Namen zahlreicher Kölner Veedel, auch in Porz Anklang
Der Tanz
Wenn der Prinz den Bühnentanz im Karneval als Leistungssport bezeichnet, konnte es dafür kaum bessere Belege als die Auftritte des Abends geben. Das Garde-Korps Köln, KG Blau-Weiß Zündorf, das mit dem Trifolium einzog, zeigte sich bestens vorbereitet. Junge tänzerische Interpretationen vertrauter Karnevalsschlager fanden großen Beifall. Die Rezag-Girls und die Rezag-Husaren der KG Fidele Grön-Wieße Rezag brachten mit Temperament und artistischen Leistungen den Saal zu Staunen.
Hinreißend ein Geburtstagsbeitrag der Husaren zum 70-Jährigen ihrer Gesellschaft. Die zweite Reihe der Gardisten und ihre Marie von 1984, Sonja Langen, tanzten wie einst. Die Cheerleader des 1. FC Köln waren klasse und die Fünkchen samt Porzer Kinderdreigestirn lassen nur Gutes für die jecke Zukunft hoffen.
Die Musik
Gar nicht leicht, für ein so alters- und interessengemischtes Publikum die passende karnevalistische Musikauswahl zu treffen. FAS-Literat Stefan Lohe meisterte auch diese Aufgabe mit Bravour. Vor der erneut liebevoll gestalteten und attraktiv leuchtenden Porzer Bühnenkulisse brachte die Brassband „Druckluft“ die Luft zum Kochen – was die Jugend begeisterte. Das Foyer wurde derweil Pausen-Treffpunkt für Besucher im gesetzteren Alter. Zur Musik von Kempes Feinest tanzten später viele Gäste – auch die älteren – auf den Stühlen. Die quecksilbrige Sängerin Nici Kempermann mobilisierte sie alle.
Und dann konnten die Besucher gleich stehenbleiben, um die Bläck Fööss zu feiern. Erry Stoklosa, Vertreter der Ursprungs-Formation, erinnerte daran, wie von Porz aus das Lied vom Veedel und damit die Band vor fast fünf Jahrzehnten auf Erfolgskurs gegangen ist. Mit dem Aufruf zur „nächsten Rund“ gab die Band quasi das Startzeichen für eine lange, junge, fröhliche Porzer Session.