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Rührende Botschaften in Köln-ZündorfKinder finden immer wieder Flaschenpost am Rhein

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Yarle

Jarle zeigt stolz die Flaschenpost, die er am Rhein gefunden hat.  

Köln-Zündorf – Sachen suchen am Strand – das finden Kinder großartig und es ist ihnen meist schnuppe, ob der Strand einer Karibikinsel vorgelagert ist oder zuhause am Rhein liegt.

Muscheln, Treibholz und zerfaserte Stücke bunten Tauwerks hatte der dreijährige Jarle auf dem weiten Strand vor Stromkilometer 676 in Zündorf schon gesammelt. Dann stieß er zwischen den schlammüberzogenen Steinen auf ein kleines, fest verkorktes Fläschchen mit einem Zettel darin – seine erste Flaschenpost.

Erinnerung an Verstorbenen

Zuhause zog er mit der Oma den Korken heraus. Der Brief stammte von einer Familie aus Koblenz, die ihn im gläsernen Behältnis erst zwei Wochen zuvor den Rheinfluten anvertraut hatte. Zur Erinnerung an den ersten Todestag des Ehemannes und Vaters, der ihnen sehr fehlt.

Gar nicht selten werden am Zündorfer Ufer solche schwimmenden Botschaften angespült, gerade bei Niedrigwasser. Womöglich ist zu Corona-Zeiten wegen der Kontaktbeschränkungen für viele Menschen der Drang noch größer als sonst, sich mitzuteilen – sei es den Wellen oder einer unbekannten Person an einem fernen Ort. Die so auf Reisen ins Ungewisse geschickten Mitteilungen oder Wünsche sind äußerst vielfältig, wie die Sammlung des Kölner Grafikers und Künstlers Joachim Römer belegt, über den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ mehrfach berichtete. Er hat in gut 20 Jahren bei Wanderungen entlang des Rheins weit mehr als 1000 Flaschenpost-Fundstücke zusammengetragen und archiviert, mit oft anrührenden Botschaften. Und wenn ein Absender zu finden war, hat er geantwortet.

Eine Antwort mit der Fundnachricht und tröstenden Grüßen haben auch Jarle und seine Oma nach Koblenz geschickt. Mit der Briefpost, stromaufwärts lässt sich das ja leider nicht über den Rhein bewerkstelligen. Ähnlich hat es die Familie des vierjährigen Malte gehalten, der am Zündorfer Ufer gleichfalls eine Flaschenpost entdeckt hat. Der kleinen Clara aus Bonn, die gute Wünsche in der Flasche auf Reisen geschickt hatte, antwortete die Familie per Brief.

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Claras Flaschenpost wurde aber erneut verschlossen und wieder dem Fluss überantwortet. Vielleicht wird sie ja stromabwärts noch einmal angetrieben und geöffnet. Malte und seine Geschwister haben schon Erfahrung mit solchen Funden und auch schon selbst Flaschenpost verschickt. Vor allem suchen sie am Rhein aber weiter. Der Opa hat nämlich erzählt, dass Flaschenpost auch von Seeräubern kommen kann. Und wäre es nicht wundervoll, eine Flasche mit einer Schatzkarte von einer Pirateninsel zu entdecken?

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