Sozialer Brennpunkt in PorzStadt Köln lehnt Sozialarbeiter für Glashüttenstraße ab

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In den Hochhäusern rund um die Glashüttenstraße wohnen rund 1500 Menschen.

  • Die Porzer Politiker fordern Sozialarbeiter für die Wohnsiedlung rund um die Glashüttenstraße.
  • Jeder Euro, den man hier investiere, lohne sich, so die einhellige Meinung angesichts von Müll und schlechten Lebensverhältnissen.
  • Doch die Verwaltung sieht keine Notwendigkeit dafür. Die Hintergründe.

Porz – Feste Sozialarbeiter für die Wohnsiedlung rund um die Glashüttenstraße fordern die Politiker von CDU, SPD, Grünen und FDP einhellig.

Einen entsprechenden Antrag haben die Bezirksvertreter bereits zum zweiten Mal innerhalb eines knappen Jahres verabschiedet. Für die Dauer von zunächst zwölf Monaten sollen zwei Sozialarbeiter in dem Viertel fest tätig werden. So formulieren es die Parteien in ihrem Antrag, der bei der Oktober-Sitzung der Bezirksvertretung (BV) einstimmig verabschiedet wurde.

Schon im Dezember 2018 hatten die Politiker einen wortgleichen Antrag verabschiedet. Doch passiert war seitdem nichts. Ganz im Gegenteil: Die Verwaltung hatte im Mai schriftlich mitgeteilt, dass man keinen konkreten Bedarf an Streetworkern für die Glashüttenstraße sehe. Schließlich sei ein Quartiershausmeister für das Gebiet beschlossen und städtische Streetworker sowieso im Porzer Stadtbezirk unterwegs, argumentierte die Stadt.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte die Verwaltung diese Einschätzung erneut. In der schriftlichen Antwort heißt es, mit Bezug auf den Antrag der Porzer Bezirksvertretung: „Der Einsatz von weitergehender Sozialarbeit wurde sowohl vom Amt für Soziales, Arbeit und Senioren als auch vom Jugendamt als angefragte Fachämter abgelehnt.“

Diese Haltung können die Porzer Politiker in keiner Weise nachvollziehen. „Der Quartiershausmeister soll sich um Ordnung und Sauberkeit kümmern, doch was wir dringend brauchen, ist Sozialarbeit“, sagt SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski. Es gebe viele Menschen im Viertel, die für eine Zusammenarbeit und Hilfe offen wären. Das habe man bei mehreren Rundgängen durchs Viertel erfahren. „Jeder Euro, den wir hier in gezielte Sozialarbeit investieren, lohnt sich und vermeidet soziale Folgekosten“, so der SPD-Politiker. Dabei seien die Kosten für einen Sozialarbeiter im Jahr eine Kleinigkeit, in einem städtischen Haushalt von rund 5 Milliarden Euro. Auch der CDU-Politiker Werner Marx unterstreicht die Notwendigkeit von Sozialarbeit in dem Quartier. „Um die Lebensverhältnisse der Menschen zu verbessern, ist eine gezielte Förderung nötig“, so der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten.

Rund 1500 Menschen leben in den Hochhäusern rund um die Glashüttenstraße. Oft wird das Quartier als Brennpunkt oder Problemviertel beschrieben. Auch die Verwaltung hat das Viertel als eines identifiziert, in dem die „Gemeinwesenarbeit“ ausgeweitet werden sollte.

Insgesamt gibt es stadtweit 20 Viertel, in denen vor allem die Einwohnerdichte und der hohe Anteil an Arbeitslosen und Menschen mit Migrationshintergrund mehr Sozialarbeit erforderlich machen, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung. Geplant sind im Rahmen eines neuen Förderprogramms allerdings nur fünf zusätzliche Sozialarbeiter für ganz Köln.

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Ob eine dieser Stellen für die Glashüttensiedlung vorgesehen ist, konnte die Stadt nicht sagen. Eine Entscheidung, welches der 20 Problemviertel einen der fünf neuen Sozialarbeiter bekommt, sei noch nicht getroffen, heißt es bei der Verwaltung. Am 7. November werde man das neue Förderprogramm Gemeinwesenarbeit „inklusive der Auswahl der Fördergebiete“ dem Rat vorlegen. Diese vage Aussicht ist den Porzer Politikern zu wenig. Also haben sie ihren Antrag aus dem Vorjahr erneut gestellt und fordern eine verbindliche Zusage für Sozialarbeiter an der Glashüttenstraße. „Es ist unverständlich, dass die Stadt sagt, das Viertel braucht Sozialarbeiter, diese dann aber nicht bewilligen will“, kommentierte Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen.

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