Umstrittenes Areal in GremberghovenAus Kölner Schandfleck soll Wohnsiedlung werden

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Ein ungepflegtes und ungeliebtes Areal ist das Birkenwäldchen – nun soll es bebaut werden. 

Köln-Gremberghoven – Der Stadtrat hat entschieden: Auf dem Areal an der Hohenstaufenstraße/Cimbernstraße/Steinstraße sollen Einfamilienhäuser gebaut werden. Das ist ganz im Sinne der SPD in der Bezirksvertretung (BV) Porz sowie des Bürgervereins Gremberghoven. Beide hatten den Vorstoß von CDU, Grüne und FDP in der BV Porz kritisiert, die bisherigen Planungen über den Haufen zu werfen. So hatten sich die drei Parteien mit ihrem Antrag durchgesetzt, im Birkenwäldchen – von den Bewohnern auch als Rattenloch oder Schandfleck bezeichnet – dreigeschossigen Wohnungsbau mit Geschäftszeile, Discounter und Drogeriemarkt sowie Studenten- und Seniorenwohnungen darüber zu errichten. Diese Idee zog heftige Kritik nach sich.

SPD und Verwaltung sind sich einig

Der Vorwurf der SPD und des Bürgervereins lautete: Mit einer Neuplanung geht zu viel Zeit ins Land, ohne das auf dem Areal etwas passiert. Dabei würden in Köln jetzt dringend Wohnungen benötigt, hatte SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski gesagt. Auch die Verwaltung hatte sich schriftlich zu dem neuen Vorschlag geäußert. Der Beschluss der BV Porz würde die bisherigen Entwürfe „grundsätzlich in Frage stellen und eine umfassende Neuplanung zur Folge haben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnraumsituation werde so die Möglichkeit verhindert, kurzfristig ein langwieriges Planverfahren abzuschließen und Wohnungsbau zu ermöglichen.

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Der ehemalige Supermarkt steht seit Jahren leer. Im Stadtteil gibt es kaum eine Möglichkeit zum Einkauf. 

Die Verwaltung empfiehlt, dem Beschluss der Bezirksvertretung Porz nicht zu folgen und an dem Planungsziel, der Schaffung von Planungsrecht für Einfamilienhäuser, festzuhalten.“Dem ist der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung nun gefolgt – einstimmig. Sehr zur Freude von Simon Bujanowski, Vorsitzender der SPD-Fraktion: „Gut, dass der Rat die Verzögerungstaktik überstimmt hat.

Stadtteil mit schlechter Nahversorgung

Das Projekt wurde fast 15 Jahre lang diskutiert und geplant – diese ganze Arbeit wäre für den Papierkorb gewesen und das Gelände läge weiter brach.“ Porz brauche dringend neuen Wohnraum, wenn die Mieten nicht immer weiter steigen sollen.

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Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen, kann sich mit dem Votum des Stadtrates nicht anfreunden. „Wenn der weise Rat meint, angesichts des ausgerufenen Klimanotstandes an einem so zentralen Punkt mit seiner hervorragenden Anbindung an den ÖPNV dort Einfamilienhäuser bauen zu müssen, dann ist das so“, kommentiert er den Beschluss.

Bei dem sei aber „die Weisheit des Stadtrates in der Mülltonne gewesen“, so Redlin sarkastisch. Die Stellungnahme der Verwaltung, dass die Planungen schon so weit fortgeschritten sind, kann er ebenfalls nicht verstehen. „Ich bin der Meinung, was noch nicht bebaut ist, kann noch umgeplant werden.“ 

Kölner CDU spricht von „vertaner Chance“

„Die Ratsmitglieder waren nicht mutig genug“, findet Werner Marx, Fraktionschef der CDU. Der Stadtrat hätte nicht im Sinne der Porzer CDU gestimmt. Jetzt sei die Chance vertan, neben mehr Wohnraum auch das Problem der Nahversorgung im seit Jahren unterversorgten Gremberghoven in den Griff zu bekommen. Das Areal, an einer Ausfallstraße in direkter Nähe zu Finkenberg gelegen, hätte sich bestens geeignet auch einen Vollversorger oder Lebensmitteldiscounter im Stadtteil anzusiedeln, sagt Marx. Diese Fläche sei nun für Einfamilienhäuser verschenkt. Die Bürgerinnen und Bürger von Gremberghoven stünden jetzt mit leeren Händen da. „Aber wir haben das nicht zu verantworten“, betont Marx.

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