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Ungewisse Zukunft für 97 MitarbeiterReal-Markt in Köln-Eil hat endgültig geschlossen

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real eil

Die ehemalige Real-Filiale in Eil

Am Anfang der Woche standen morgens vereinzelt Menschen vor dem Real-Markt an der Rudolf-Diesel-Straße. Dass der Laden wie sonst auch um 7 Uhr öffnet, darauf haben sie vergeblich gewartet. Er blieb zu und wird es auch bleiben. „Am Samstag war der letzte Verkaufstag“, sagt Anna Myschor, Vorsitzende des Betriebsrates beim Porzer Markt, am Telefon. Wochen und Monate haben sie und ihre Kolleginnen und Kollegen gehofft, dass sie vielleicht doch weiterbeschäftigt werden. Doch die Kündigungen trudelten alle ein.

Nachricht kam aus „heiterem Himmel"

Die Nachricht, dass zu Ende Juni dieses Jahres Schluss sein soll, sei kurz nach Ostern aus heiterem Himmel gekommen, sagt Myschor. Dass Real, deren Filialnetz derzeit zerschlagen wird, schließt, war zwar klar, doch eigentlich stand mit Kaufland schon eine andere Kette parat. In die soll der Eiler Markt auch integriert werden. Aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Grund sind geplante Umbauarbeiten des Gebäudes. Dadurch könne der Markt nicht „zeitnah integriert werden“, hatte Kaufland schriftlich auf Anfrage schon zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt.

Keine Verpflichtung Mitarbeiter zu übernehmen

Und bei Real hieß es, dass Umbau und Sanierung zeitlich so umfangreich sein würden, „dass die Voraussetzungen für einen Betriebsübergang in diesem Fall nicht vorliegen“. Heißt, die Belegschaft – immerhin 97 Frauen und Männer – schaut in die Röhre. Denn bei einer längeren Schließung gibt es keine Verpflichtung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen.

Sorge um ältere Kollegen

Hinter ihnen liegt nun der letzte Verkaufstag. Wochen zuvor habe sich das Angebot im Markt immer weiter gelichtet. „Das war schon erschreckend zu sehen, wie der Laden immer leerer wurde“, sagt Myschor. Und nun ist Schluss. Die Regale sind von Firmen aufgekauft worden und werden derzeit abmontiert. „Die Gefühlslage ist…“, Myschor stockt am Telefon, „...ein bisschen durcheinander.“ Die Sorge bei älteren Kolleginnen und Kollegen, wie sie die Zeit bis zur Rente überbrücken sollen, nagt an ihnen. Auch bei Myschor selbst. „Bis ich 67 bin, hab ich noch 14 Jahre“, sagt sie. Derzeit hänge sie ein wenig in der Luft. Mit dem Standort verbindet sie mehr als mit Real.

„Eine lange Ära ist zu Ende gegangen“, sagt sie und meint damit durchaus auch ihren persönlichen Weg. Angefangen hat Myschor bei Plaza. Auch als das Haus zu Continent, Interspar und Walmart gehörte, war sie vor Ort. Und eben bei Real. Die Kette hatte das Haus im Jahr 2007 übernommen. Im Juni 2020 hatte die SCP Group deutschlandweit 276 Real-Märkte übernommen. Nicht um sie selbst zu betreiben, sondern um sie direkt wieder an andere Unternehmen zu veräußern.

Nur die Apotheke bleibt geöffnet

Doch von der Schließung sind nicht nur die knapp hundert Real-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter betroffen. Die kleinen Läden innerhalb des Marktes sind auch zu. Frisör, Geschenkartikelladen, Feinkost, Bäckerei. Selbst McDonalds.

Eine Ausnahme ist allerdings die Apotheke. Sie wird auch künftig „bis auf weiteres“ geöffnet haben. „Wir haben einen separaten Eingang“, erklärt Inhaber Phillip Leugermann, der noch mehrere Apotheken in Porz besitzt. So könne er seine Stammkundschaft auch weiterhin versorgen.

Die ist ihm nämlich geblieben. Nur die Laufkundschaft ist durch das Zugpferd Real weg. Das hat zum einen Auswirkungen auf die Öffnungszeiten. Bis 21 Uhr hat die Apotheke nun nicht mehr auf. Aber immerhin wochentags noch von 9 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr. Zum anderen wirkt sich das auch auf die Belegschaft aus. Hatte Leugermann vorher 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in all seinen Apotheken, nun sind es 18. „Wir haben das aber ganz gut auffangen können“, sagt der Apotheker. So wolle sich ein Kollege Selbstständig machen und zwei Doktoranden seien ohnehin bald fertig.

„Zwei Kolleginnen, die von weiter weg kommen, haben dankenswerterweise gesagt, dass sie sich was in ihrer Nähe suchen.“ Leugermann selbst ist auch gespannt, was nun mit dem Gebäude passieren wird. Klar ist, dass er gerne am Standort bleiben wolle. „Ich habe meinen Wunsch so platziert.“ Ob er erfüllt wird, steht noch in den Sternen.

Mitarbeiter haben um die Arbeitsplätze gekämpft

Wie auch die Zukunft von manchen – nun ehemaligen - Real-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern. Sie hatten alles versucht, dass ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt. Gespräche mit den Unternehmen, der Politik gesucht und mit einer Demo auf sich aufmerksam gemacht. Doch ein Ende haben sie nicht abwenden können. „Dafür haben wir bei den Verhandlungen etwas rausholen können“, sagt Anna Myschor. Nicht für alle Kolleginnen und Kollegen, dafür aber für welche, die länger krank sind. Und für die Pärchen innerhalb der Belegschaft. Davon gibt es insgesamt drei. Schließlich müssen sich bei denen nun beide Teile einen neuen Job suchen.

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