Zündorfer WehrturmAusstellung zeigt Leben als Puppenspiel

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Norberto Luis Romero führt in seinen Collagen Mensch und Puppe als verstörendes Abbild der Gesellschaft zusammen.

Köln-Zündorf – Wer spielt mit wem, und wer hält die Fäden im Hintergrund? Eindeutige Antworten vermeiden Norberto Luis Romero, Moritz Albert und Caspar Reuter in ihrer Gemeinschaftsausstellung „Puppenspiel“ im Zündorfer Wehrturm. Auf acht Etagen des Turms kleiden die Künstler ihre gesellschaftlichen Reflexionen in Bildnisse, die das mittelalterliche Denkmal vor lauter Grotesken, Absurditäten, Gelüsten und Horror-Visionen im positiven Sinne erschüttern. Mensch, Tier und Puppe sind die Akteure in bizarren künstlerischen Rendezvous.

Macht und Ohnmacht

In der spartenübergreifenden Werkschau senden zahlreiche Öl-Malereien, Silikon-Skulpturen und Foto-Collagen vermeintlich kryptische Botschaften in den Raum, die sich im Dialog mit den Seelenlandschaften der Betrachterinnen und Betrachter jedoch zu einer unübersehbaren Historie der Herrschaft verdichten. Wahrheit, Täuschung, Macht und Ohnmacht übernehmen dabei die Hauptrollen auf einer ungewöhnlichen Bühne, die auf dem Weg zum Dachstuhl des Wehrturms Richtung Himmel trachtet. Mit scheinbar jeder Stufe des Gemäuers legen die drei Regisseure neue Dramen frei und entblößen Triebe, die der zivilisierte Mensch allzu gerne dem Tier überlässt.

Es ist eine willkürliche Regentschaft der Affen, der Betonköpfe, der Gewehrläufe, des Blutes und der Erektionen. Die den Strippenziehern ausgelieferten Geschöpfe senden zusammengesunken in den Kammern zerbrechlicher Puppenhäuser stille Schreie ins Dunkel des Alls. Die Frontal-Kollision in den Werken zwischen der Theorie eines erhabenen Humanismus und der Realität des gelebten Despotismus stellt eine der intensivsten Werkschauen des Jahres dar, die nicht verschrecken, sondern die fatalen Potenziale des Menschen veranschaulichen will.

„Puppenspiel“, Norberto Luis Romero, Moritz Albert, Caspar Reuter, Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181, 51143 Köln, ist bis Sonntag, 4. September, zu sehen.

Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag von 15-18 Uhr, Sonntag von 14-18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter der Telefonnummer 0176-21971264; der Wehrturm ist unter anderem mit der KVB-Linie 7 (Endhaltestelle Zündorf) zu erreichen.

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