Premiere im Kölner HänneschenEin Skelett ist der heimliche Star

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Premiere im Hänneschen-Theater

Köln – Hänneschen Musik und Gesang dominieren die neue Ausgabe der Puppensitzung im Hänneschen. Ob fetzige Rock-Nummer, gelungene Hit-Parodie oder süß-seichte Schlagerschnulze – da liegen die ganz großen Stärken des Ensembles um Intendantin Frauke Kemmerling. Als bei der Premiere nach rund drei Stunden und 15 Minuten die Britz heruntergefahren wurde und den Blick auf die Puppenspieler und Musiker freigab, gab es reichlich Applaus und stehende Ovationen.

Die ganz großen Knaller fehlen

Die Pöppcher hatten dem Publikum mit der Sitzung, die, moderiert von Präsident Schäng (Udo Müller) und seinem Assistenten Speimanes (Charly Kemmerling), zum Motto „Mir jon fleje“ in den Kulissen der Abflughalle des „Airport Knollendorf“ spielte, einen unterhaltsamen und amüsanten Abend beschert. Auch wenn die ganz großen Knaller nicht dabei waren. Denn im Gegensatz zu den Vorjahren war diesmal bei keiner Nummer eine Zugabe eingefordert worden.

Allerdings war beim Finale, als alle Beiträge im Schnelldurchgang noch mal über die Bühne geschickt wurden, schon zu merken, was die Favoriten der Zuschauer waren, und welche Nummer sich wohl noch zu einem echten Kracher entwickeln könnten. Und das sind vor allem zwei Figuren, die im Vorjahr schon zu den Höhepunkten gezählt hatten. So das von Silke Essert gespielte Skelett Skully, das inzwischen einen Mini-Job im Körperscanner übernommen hat, und über sein Dasein nach dem Tod sinniert. „Alles wäre schön und gut, wenn nur die netten Leute sterben würden. Aber es sterben ja auch die Arschlöcher.“ Und dann lässt Skully zu einem Sommerhit des letzten Jahres die Knochen klappern l und singt: „Et es mies do un och düster. Un die Engelcher sin oft kleine Biester.“

Alles zum Thema Peter Stöger

Ähnlich stark Steffi Brands als „Omili“, die aus dem Altenheim zum Flughafen ausbüxt, um noch mal etwas zu erleben, ein paar deftige Pointen setzt und das Publikum einen eintönigen Refrain („Loss mer fiere Karneval“) singen lässt. Auch das Schlager-Duett dieser Puppenspielerinnen in den Rollen der beiden weißhaarigen Maritzebill und Zänkmanns Kätt („Wat is dat e Jlöck, dat et uns noch immer jöck“), die herrlich kitschig vom „Traumboot der Liebe“ schwärmen, kam richtig gut an.

„Ich war noch niemals in Cologne“

Ebenfalls gelungen das Gastspiel von US-Präsident Donald Trump im Puppenformat, der mit der Air Force One gelandet ist. In Erinnerung an Udo Jürgens singt er: „Ich war noch niemals in Cologne“ und bedauert, noch nie Löwen in Lövenich gejagt, noch nie in Höhenberg das Gipfelkreuz erklommen und noch nie in Chorweiler in einem Chor gesungen zu haben.

Wunderschön erweist sich das Zusammentreffen der „Kölsche Köpp“, der Sänger von Höhner, Bläck Fööss, Brings und Kasalla, die in Anlehnung an die TV-Reigen „Sing meinen Song“ als eine Art Lieder-Mikado eigene Texte auf die Musik der anderen Band legten. So wurde „Drink doch eine met“ auf die Melodie von „Minsche wie mir“ gesungen, „Willst du eine Pizza“ auf „Jo, Jo, jo. Mer sin immer noch do“ und „Viva Colonia“ auf „Superjeile Zick“. Gut gemacht.

Parodien über Putin und Erdogan

Viel Beifall auch für die aktuellen Parodien des Gesangsquartett „Die Papageien“ zu Putin und Erdogan („Der Driss jeiht öm de Welt“), als Martins-Lied auf den SPD-Vorsitzenden („Schulze Martin“) oder auch zur Autoindustrie, Elektroautos und dem Zustand der 1. FC Köln. Dagegen wirkte das Fußball-Ballett mit Ex-Trainer Peter Stöger und Franz Beckenbauer, das als erste Nummer nach der Pause als Hommage zum anstehenden 70. Geburtstag des FC gedacht war, ähnlich schwach wie die Hinrunde der Kölner Kicker. Aber vielleicht war das ja von der Regie so beabsichtigt.

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Ach ja, die Woosch war natürlich auch wieder dabei. Diesmal wurde sie von Speimanes mit einer Fernsteuerung als Drohne eingeflogen. Mit einem langen Werbebanner für RTL West.

Damit wollte sich Intendantin Kemmerling wohl beim Privatsender bedanken, der die Puppensitzung bekanntlich aufzeichnet – für eine zusätzliche Aufführung auf einer Großbild-Leinwand auf dem Eisenmarkt am Tag der offenen Tür (6. Februar, 16 Uhr). Doch dieses mehrfach wiederholte Produkt-Placement mit der Woosch wirkte eher peinlich. So ist der WDR in den vergangen Jahrzehnten nie hofiert worden. Und der hatte die Puppensitzung – im Gegensatz zu RTL – im Fernsehen übertragen.

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