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ProbenzentrumStreit wegen eines Sanierungsfalls

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Der große Saal im Orchesterprobenzentrum ist akustisch überholungsbedürftig.

Der große Saal im Orchesterprobenzentrum ist akustisch überholungsbedürftig.

Köln – Wenn im Kölner Rathaus über das Gürzenich-Orchester diskutiert wird, sind schon seit Monaten nur noch Missklänge zu hören. Politiker und Künstler liefern sich wegen der Sanierung des Orchesterprobenzentrums in der Stolberger Straße wortreiche Gefechte um finanzielle Notwendigkeiten und künstlerische Minimalanforderungen. Eine Mehrheit von SPD, Grünen und FDP will eine „deutliche Reduzierung der Gesamtprojektkosten“ von zuletzt drei Millionen Euro, Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor Markus Stenz meint dagegen: „Weitere Reduzierungen sind nicht mehr möglich.“

Neue Kosten wegen Umplanungen?

Ob das auch nach einem neuen bühneninternen Kosten-Workshop das letzte Wort ist, steht noch nicht fest. Die Kulturverwaltung weist aber schon einmal darauf hin, dass der Baubeginn durch erneute Umplanungen von Herbst 2013 auf Sommer 2014 verschoben werden müsse und mit neuen Planungs- und Baukosten zu rechnen sei. 2014 wäre auch der letztmögliche Termin, wenn der Probensaal zur Wiedereröffnung des Opernhauses im Sommer 2015 und für die damit verbundenen Premieren voll zur Verfügung stehen soll.

Dabei hatte alles einmal so vielversprechend angefangen. In den ersten Planungen für den Neubau des Schauspielhauses war auch die Errichtung eines neuen Orchesterprobenzentrums am Offenbachplatz vorgesehen. In der Diskussion über die Kosten des Gesamtprojekts bot das Gürzenichorchester jedoch selbst den Verzicht auf den Neubau an, wenn der alte Probensaal an der Stolberger Straße saniert würde. Der war in den 80er Jahren vom WDR erbaut und schon 1991 von der Stadt erworben worden. Hier wird vornehmlich für Opernproduktionen geprobt, zum Teil werden aber auch CDs des Gürzenich-Orchesters eingespielt. Darüber hinaus wird der Raum an andere Ensembles vermietet.

In einer ersten Machbarkeitsstudie wurden die Kosten für die Sanierung auf 2,3 Millionen Euro geschätzt. Kaum ein Jahr später waren die Kosten um rund 50 Prozent auf 3,5 Millionen Euro gestiegen. Zwischenzeitlich hatte sich herausgestellt, dass es statische Probleme bei der Aufstockung des Probenzentrums gibt und die Arbeiten nur möglich sind, wenn das Orchester für ein Jahr eine Interimsbleibe findet. Die wurde in den ehemaligen MMC-Studios in Hürth auch gefunden. In gemeinsamen Bemühungen drückten Bühnen und Orchester die Kosten durch Verzicht auf einzelne Sanierungsmaßnahmen um 500 000 Euro auf zuletzt 3 Millionen Euro. Allerdings empfahl das städtische Rechnungsprüfungsamt, trotz aller Sparmaßnahmen die Fenster des Gebäudes lieber gleich zu erneuern und damit Folgekosten zu vermeiden, anstatt sie nur zu reparieren. Doch auch das reicht der politischen Mehrheit im Rat noch nicht. Nach ergebnislosen Diskussionen in diversen Ausschüssen beschloss der Rat im Dezember, den „Innenausbau neu zu planen und auf die notwendigen Maßnahmen zu beschränken“.

„Prekäre Situation“ in der Stolberger Straße

Was aber ist notwendig? Generalmusikdirektor Markus Stenz spricht von der Stolberger Straße als einem „bedingt praktikablen, aber akustisch minderwertigen und völlig heruntergekommenen Probenraum“. Die vorgesehenen Änderungen hätten ausgereicht, „um sinnvoll arbeiten zu können“. Weitere Reduzierungen aber wären „sachlich falsch, denn damit würde Geld ausgegeben, ohne das Ziel zu erreichen“.

Patrick Schmeing, geschäftsführender Direktor des Orchesters, spricht von einer „prekären Situation“ in der Stolberger Straße. Schon habe man die Einspielung von CDs einstellen müssen. Architekten und Vertreter der Bühnen könnten „kein Einsparpotenzial mehr erkennen“. Auch Kulturdezernent Georg Quander warnt. Die Stadt sei verpflichtet, dem Orchester einen Proberaum zu bieten. Das Interim in Hürth könne keine Dauerlösung sein. Immerhin liege das Studio in einer Nachbargemeinde: „Theoretisch muss jeder Musiker, der zur Probe will, dafür erst einmal einen Dienstreiseantrag stellen.“

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