Probleme am AbendHalten sich KVB-Kunden an die Maskenpflicht?

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Ein Fahrgast hat seine Maske vergessen und sitzt etwas abseits.

  • Laut KVB befolgen die meisten Fahrgäste die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen.
  • Abends jedoch, lasse die Akzeptanz für die Regelung nach.
  • Unser Autor hat sich selbst ein Bild von der Situation gemacht.

Köln – Der Friesenplatz gegen 20 Uhr. Eine Gruppe junger Männer Anfang 20 drängt sich aus der Bahn. Keiner von ihnen trägt eine Maske. „Nein, nein, wir haben sie getragen“, sagt einer, „aber wir mussten hier raus, also haben wir die nur schon abgesetzt.“ Sie sind auf dem Weg zum Aachener Weiher, sie wollen sich noch auf ein paar Bier mit weiteren Freunden treffen. Die Maskenpflicht sehen sie nicht so eng. „Wir sind jung, das betrifft uns doch gar nicht so stark.“

Während sich die Männer auf den Weg machen, setzt sich eine junge Frau auf eine Bank am Bahngleis, in ihrer Hand eine Weinflasche. Katharina trägt eine Maske, aber sie hat sie bis unter das Kinn gezogen. „Ich weiß, das sollte man eigentlich nicht machen“, sagt sie. Sie hat den Mund-Nasen-Schutz heruntergezogen, um besser atmen zu können. Sobald sich ihr Menschen nähern, würde sie ihn aber wieder hochziehen. Um sich selbst macht sich die 23-Jährige kaum Sorgen.

Abends lässt die Akzeptanz nach

Katharina studiert zwar in Köln, stammt aber aus einem Nachbarort der Stadt Heinsberg und hat sich auch an der dortigen Studie beteiligt. „Ich weiß, dass ich Antikörper habe“, sagt sie. Katharina ist an Karneval in Heinsberg mit ihrer Tanzgruppe aufgetreten und hat sich vermutlich dabei mit dem Coronavirus angesteckt. Symptome einer Erkrankung hatte sie nie. Ihren Familiennamen möchte sie nicht verraten: „Es wurden bereits Autos mit Heinsberger Kennzeichen zerkratzt, da macht man sich dann ein wenig Sorgen.“

Die allermeisten der Fahrgäste befolgen laut KVB die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen. Tagsüber trügen etwa 95 Prozent der Kunden einen Mund-Nasenschutz, sagte KVB-Sprecher Matthias Pesch. „Vor allem in den späteren Abendstunden lässt die Akzeptanz nach, da liegt die Quote derjenigen, die einen Mund-Nase-Schutz tragen, auf einigen Linien nur noch bei bis zu 80 Prozent.“ Mitarbeiter, die nur auf die Masken achten, habe die KVB nicht.

Allerdings habe es bereits gemeinsame Kontrollen mit dem Ordnungsamt gegeben. „Nur dessen Mitarbeiter dürfen ein Bußgeld verhängen“, so Pesch. Die meisten Kunden kämen der Aufforderung, die Maske aufzusetzen, ohnehin nach. „Wenn jemand keine Maske dabei hat oder sich weigert, eine anzuziehen, machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch und verweisen sie aus der Bahn oder dem Bus.“

Allein, ohne Maske

In der Linie 13 in Richtung Sülzgürtel tragen an diesem Abend alle Fahrgäste eine Maske – fast. Am Ende eines Abteils sitzt Christian, allein, aber ohne Maske. Er sei nicht viel mit der Bahn unterwegs. „Da habe ich sie vergessen“, sagt der 27-Jährige. Deswegen habe er darauf geachtet, sich möglichst weit weg von anderen Fahrgästen zu setzen. „Ich weiß ja nicht, ob jemand zur Risikogruppe gehört“, sagt er.

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Station Aachener Straße/Gürtel: Abstand ist kaum möglich. 

An der Haltestelle Aachener Straße/Gürtel warten viele Menschen am Gleis. Eine Bahn ist ausgefallen, rund 100 Menschen stehen dort dicht gedrängt. Den Mindestabstand kann niemand einhalten. Als die Bahn einfährt, kramt eine ältere Dame ihre Maske aus ihrer Handtasche hervor, die meisten Menschen tragen sie schon. „Ich möchte da jetzt echt nicht rein“, seufzt eine andere Frau, während sie ihre Maske aufsetzt. Sie drängt sich trotzdem mit der Menge in den Zug.

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Frank und Helmut sind nicht eingestiegen. „Da nehmen wir lieber die nächste Bahn“, sagt Helmut. Seine Maske behält der 81-Jährige gleich auf. Für Menschen, die in der Bahn keine Maske tragen, haben die beiden kein Verständnis. „Das ist eine Unverschämtheit“, sagt Frank. Er spreche oft die Leute darauf an, manchmal werde er beschimpft.

Am Rudolfplatz wartet Beate auf die Linie 15. Die 58-Jährige hat sich mit einer Freundin getroffen und befindet sich auf dem Weg nach Hause. In der Bahn habe sie noch nie jemanden ohne Maske gesehen. „Aber ich bin auch meistens mit dem Auto unterwegs“, sagt sie. Für Beate ist die Maske eine Selbstverständlichkeit. „Ich fühle mich damit sicherer.“

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