Projekt „Open Power“Andrey Ustinov zeigt 100 Steckdosen im öffentlichen Raum

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Der Aktionskünstler Andrey Ustinov vor seiner Installation am Kennedyufer in Deutz.

  • Der russischstämmige Künstler Andrey Ustinov zeigt auf einem Stadtplan am Deutzer Rheinufer, wo 100 aktive Steckdosen stehen.
  • Mit der Installation hat er sich Ärger eingehandelt.

Köln – Die Eröffnung hat noch nicht einmal stattgefunden, schon läuft die Zeit ab für das Kunstwerk „Open Power“ des Künstlers Andrey Ustinov. Am Kennedyufer, wenige Meter neben der Hohenzollernbrücke in Richtung Tanzbrunnen und etwa gegenüber des Musicaldome, hat Ustinov einen besonderen Stadtplan Kölns angebracht: Darin verzeichnet hat er 100 aktive Steckdosen im öffentlichen Raum. Eine davon befindet sich genau dort; Ustinov hat sie angezapft um seinen Stadtplan nachts zu beleuchten.

Der Stadtplan, etwa 3,20 mal 1,20 Meter groß, ist angebracht auf einem Schild, das auf die Anlegestelle der Fähre „Strolch“ hinweist, die unter anderem auch Operngäste ins Rechtsrheinische bringt. Ustinov hat das Schild anders herum montiert, so dass sein Stadtplan vom Rheinufer aus zu sehen ist und das Fährschild vom Wasser aus. Der Betreiber der Fähre hat das nicht erlaubt.

100 freie Steckdosen

„Open Power“ heißt Ustinovs Projekt. Die 100 Steckdosen habe er im Laufe etwa eines Jahres gesucht und gefunden. Als er die 100 voll hatte, habe er Schluss gemacht. „Hundert, das bedeutet einfach sehr viel“, sagt Ustinov. Es gehe ihm weniger um Vollständigkeit, mehr um eine Idee: „“ Der 41-Jährige stammt aus St. Petersburg stammt und lebt seit 2003 in Deutschland. 2008 kam er zum Studium an der Kunst- und Medienhochschule (KHM) nach Köln. Er sieht sich als Konzept- und Medienkünstler. Der Schwerpunkt seiner Arbeit sei die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und dem Spannungsfeld zwischen öffentlichem und privatem Eigentum. Ergänzend zum Stadtplan am Rheinufer gibt es eine Internetseite zum Projekt.

Ja, der Blick auf seine Heimat Russland, wo politische Eliten das Energiegeschäft beherrschen, habe ihn inspiriert, sagt Ustinov. Aber im Grunde sei „Energie für jedermann in jeder Großstadt ein wichtiges Thema.“ Vor seiner Aktion hat sich Ustinov von einem Anwalt beraten lassen. Er betont, dass sein Verzeichnis kein Aufruf dazu sei, die Steckdosen tatsächlich zu benutzen.

Seit 20 Uhr offiziell freigegeben

Ärger gibt es trotzdem jetzt schon: Herlind Weisbarth, Geschäftsführerin der Weisbarth Fahrgastschiff GmbH, die die Opernfähre betreibt, bemerkte Ustinovs Aktion, als dieser am Donnerstag an dem Schild arbeitete. „Das Projekt ist sicher interessant, trotzdem muss sich der Künstler darüber informieren, was er darf und was nicht“, sagt Weisbarth verärgert. Das Schild ihrer Firma umzufunktionieren sei jedenfalls nicht erlaubt. Sie drücke aber ein Auge zu: Am Freitagabend, 20 Uhr darf Ustinov das Schild wie geplant mit einer Performance offiziell freigeben. Die Schonfrist gelte bis 23 Uhr, sagt Weisbarth. Danach wolle sie das Schild baldmöglichst zurück in den alten Zustand versetzen.

Ustinov hofft, dass sein Stadtplan auf der Rückseite des Fährschilds bleiben könne, wenn dies wieder richtig herum montiert wird. Ansonsten bleibt er gelassen: Im Rahmen seiner Diplomarbeit schuf Ustinov 2011 eine Lichtinstallation am Kalkberg. Die sei nach etwa zehn Tagen von Vandalen zerstört worden. „Auch das gehört zum öffentlichen Raum“, sagt er.

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