Prozess in KölnBetrugs-Verfahren gegen RTL2-Star eingestellt

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Prozess Köln

Dennis Schick (links) und sein Anwalt Martin Bücher

Köln – Dennis Schick, bekannt geworden durch die RTL2-Doku-Soap „Traumfrau gesucht“ und Inhaber einer Künstler-Agentur, scheint heute ein gutes Auskommen zu haben. Das sah vor ein paar Jahren noch ganz anders aus. „Er war ein Künstler dessen Kühlschrank leer war“, sagte sein Anwalt Martin Bücher am Mittwoch, als er den 31-Jährigen im Kölner Amtsgericht gegen Vorwürfe verteidigte, die sich auf die Zeit beziehen, als es noch nicht gut lief.

Der Hauptvorwurf lautete auf Betrug. Er geht auf eine Anzeige zurück, die im November 2016 eine Frau erstattete, mit der und deren Mann Schick früher aufs Engste verbunden war. Sie behauptet, er habe sich bei ihnen elf Mal Darlehen zwischen 100 und 1000 Euro erschlichen – insgesamt rund 3000 Euro – und sei das Geld trotz wiederholter Aufforderung, es zurückzuzahlen, schuldig geblieben.

Erwachsenen-Adoption erwogen

„Mir hat noch nie jemand so weh getan wie Herr Schick“, sagt die 56-Jährige im Zeugenstand. 2014 lernte das Ehepaar aus Hameln den Kölner kennen, auf den es in der RTL2-Sendung aufmerksam geworden war, und man fand Gefallen aneinander. Dennis Schick war damals in einer schwierigen Situation; kurz hintereinander waren seine Eltern gestorben, und von der Verwirklichung des Wunschs, Entertainer zu werden, war er noch fern. Die Freundschaft mit dem Ehepaar tat im gut und wurde immer intensiver; sogar eine Erwachsenen-Adoption wurde erwogen.

Dass er sich immer wieder Geld lieh, bestreitet er nicht; allerdings seien keinerlei Modalitäten der Rückzahlung vereinbart worden, weder ein Fälligkeitsdatum noch Raten. Schließlich habe er begonnen, die Schulden gestückelt abzutragen. Offenbar zu spät, denn die Stimmung war schon gekippt. Sein Mandant habe den Eindruck bekommen, die Frau, die sich „in sein Leben gedrängt“ habe, sei „besessen“ von ihm, sagte Bücher. Deshalb habe Schick sich zurückgezogen.

Zur Reaktion der Frau darauf sagte er: „Liebe verkehrt sich in ihr Gegenteil.“ Mit einem „tiefsitzenden Groll“ habe sie nun alles daran gesetzt, seinem Mandanten zu schaden. Während eines Zivilverfahrens veröffentlichte sie Teile der Akten auf Facebook und prangerte Dennis Schick dort als Betrüger an. Das wurde ihr durch eine einstweilige Verfügung, die er dagegen erwirkte, verboten.

Richterin stellt Verfahren nach emotionaler Verhandlung ein

Mussten der 56-Jährigen und ihrem Mann nicht klar genug gewesen sein, dass Dennis Schick klamm war? Warum sonst hätte er sich Geld geliehen, zum Beispiel um die Stromrechnung bezahlen zu können. Warum hätte er in betrügerischer Absicht versuchen sollen, über seine prekäre finanzielle Lage zu täuschen? Die Zeugin beharrte darauf, bei der Gewährung des ersten Darlehens habe sie nicht gewusst, dass Schick Anfang 2014 Privatinsolvenz angemeldet hatte. Immer wieder habe er sie als Schuldner hingehalten und vertröstet.

Sie hätten das Geld irgendwann dringend gebraucht, denn sie sei in Frührente gegangen und ihr Mann schwer krank gewesen. Ergebnis des Zivilverfahrens sei, dass er den Rest der Schulden, die nach den Ratenzahlungen übrig geblieben sind, auf einen Schlag begleichen müsse. Doch das Geld wird sie nicht sehen: Bücher wies sie darauf hin, dass die Kosten, die seinem Mandanten wegen der einstweiligen Verfügung entstanden seien, würden gegengerechnet.

Nach eineinhalb Stunden emotionaler Verhandlung verzichtete die Richterin im Einvernehmen mit den Parteien auf eine weitere Aufklärung des Sachverhalts. Sie stellte die Verfahren ein und sagte, ein Gerichtssaal sei „keine Bühne für private Enttäuschungen.“

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