Prozess in KölnVermeintlicher US-Soldat wollte Frauen um ihr Geld bringen

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Symbolbild

Köln – Flirtbörse Internet: Auf Datingportalen im Netz tummeln sich schwarze Schafe genauso wie im realen Leben. Jüngster Trick: Charmante Betrüger, auf neudeutsch „Romance Scammer“ (Internet-Heiratsschwindler) geben sich als US-Soldaten aus, die in Afghanistan, Syrien und ähnlichen Kriegsgebieten stationiert sind, für ihre Verdienste im Kampf gegen Terroristen angeblich mit Millionen Dollar, Schmuck und Wertgegenständen entlohnt wurden, und jetzt auf Heimreise sind.

Um das vermeintlich enorme Vermögen aus den Kriegsgebieten zu transferieren, sei Hilfe aus Deutschland gefordert, heißt es schon bei den ersten Flirtversuchen im Netz. In den Flirtportalen bieten die Betrüger ein sorgenfreies Leben an ihrer Seite, allerdings sollen die Auserwählten erst einmal einen eigenen Beitrag leisten – und vor allen Dingen strengstes Stillschweigen über die bevorstehenden Transaktionen bewahren, alles sei überaus geheim.

Frau wollte Betrüger enttarnen

Eine 46-jährige Frau tat so als ob, weil sie den Betrüger enttarnen wollte. Christa W. ging zunächst auf sein charmantes Werben ein, vertröstete ihr Gegenüber allerdings immer wieder, wenn dieser um Geldüberweisungen bat: Mal sollten 2750 Euro Transfergebühren für den Zoll fällig werden, dann wieder sollte ein „hochrangiger Diplomat“ 20.000 Euro dafür erhalten, dass er auf dem Diplomatenweg das Vermögen, 15 Millionen Dollar sowie hochwertigen Schmuck, außer Landes bringen wollte. Die 46-Jährige zahlte zwar keinen Cent, blieb aber im regen E-Mail-Austausch und hielt den Adressaten mit gefälschten Bankverbindungen und angeblich getätigten Überweisungen bei Laune.

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Schließlich kam der Tag, an dem der Betrüger leibhaftig in Erscheinung treten wollte und als Heiratsschwindler enttarnt werden sollte: Am Aachener Weiher sollte im Mai 2018 mittags eine Geldübergabe stattfinden. Die Frau hatte inzwischen längst die Polizei über den regen E-Mail-Verkehr informiert. Am Übergabetag erschien allerdings nicht der US-Soldat, sondern eine Frau: Die Niederländerin war am Tattag eigens aus London angereist, um in Köln das Geld entgegenzunehmen. Sie wurde festgenommen, saß zwei Monate in Untersuchungshaft und verweigerte jegliche Aussage, wurde dann von der Haft verschont. Am Dienstag nun begann der Prozess gegen sie: Die Staatsanwaltschaft hatte sie wegen Betruges angeklagt.

Zusammenschluss von Frauen gegen Heiratsschwindler

Christa W. erklärte im Zeugenstand, warum sie den modernen Heiratsschwindler unbedingt habe zur Strecke bringen wollen: Die gelernte Bankkauffrau war vor Jahren ebenfalls Opfer eines Internetbetrügers geworden. Deshalb sei sie im Netz auf das Forum „Romance Scam Baiter“ gestoßen, ein Zusammenschluss von Frauen, denen Ähnliches widerfahren ist und die sich deshalb zum Ziel gesetzt haben, „diese Typen auffliegen zu lassen“. Zum Schein gehen die Frauen, so auch Christa W., auf die Forderungen ein, halten die Betrüger „so lange wie möglich hin, um ihnen Zeit zu stehlen, um so weitere Opfer zu schützen“ und schalten gleichzeitig die Polizei ein.

Die Bankkauffrau hatte schon bei der ersten E-Mail, „als es nur um die übliche Anbalzerei ging“, gemerkt, auf was sie sich da einließ: Sie googelte das Foto des Mannes und stellte fest: „Das war ein syrischer Sänger und kein US-Soldat. Also alles Fake.“

Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro

Die Angeklagte schwieg auch im Prozess, so dass ihr nicht Mittäterschaft, sondern lediglich Beihilfe zum Betrug nachgewiesen werden konnte, musste sich gleichwohl deutliche Worte von der Anklägerin anhören: „Sie haben dazu beigetragen, dass Menschen auf der Suche nach Zuwendung gemolken wurden wie Kühe.“

Dem Antrag der Anklägerin nach einer Geldstrafe in Höhe von 3600 Euro kam das Gericht in vollem Umfang nach und verurteilte zu 120 Tagessätzen zu je 30 Euro. 

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