Prozess soll Klärung bringenKölner Feuerwehr muss mit veralteter Technik arbeiten

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Blick in die Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Weidenpesch: Hier kommen die Notrufe an.

Blick in die Leitstelle der Berufsfeuerwehr in Weidenpesch: Hier kommen die Notrufe an.

Köln – Der geplante Aufbruch in die neue Ära muss womöglich ein bisschen verschoben werden: Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres wollte die Berufsfeuerwehr Köln mit der neuen Leitstellen-Software „Ignis Plus“ eigentlich ein neues Zeitalter einläuten. Doch vorläufig liegt der angestrebte „Generationenwechsel bei der Alarmierungstechnik“ auf Eis.

Vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf ist ein Beschwerdeverfahren gegen die Verwendung der neuen Software anhängig. Und wie lange das dauern wird, ist derzeit völlig ungewiss. „Wir haben es nicht in der Hand“, sagt Feuerwehrchef Johannes Feyrer.

Das bisherige Leitstellen-System von Siemens, das die Kölner Feuerwehr seit Jahren nutzt, ist in die Jahre gekommen, es ist längst nicht mehr zeitgemäß für eine Großstadt-Feuerwehr mit inzwischen 1000 Einsätzen täglich und wird auch nicht mehr vermarktet.

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Kooperationsvertrag mit Kollegen in Berlin

Vor neun Monaten verkündete die Stadt Köln stolz, dass die Feuerwehr einen Kooperationsvertrag mit ihren Kollegen in Berlin geschlossen habe. Die Brandbekämpfer in der Hauptstadt arbeiten bereits seit einem Jahr mit dem modernen Programm „Ignis Plus“, über das die Leitstelle schnell und effizient Einsätze und Fahrzeuge koordiniert.

Wilfried Gräfling (l.) von der Feuerwehr Berlin und Johannes Feyrer aus Köln bei der Software-Übergabe 2017.

Wilfried Gräfling (l.) von der Feuerwehr Berlin und Johannes Feyrer aus Köln bei der Software-Übergabe 2017.

Die Software hat ein IT-Unternehmen eigens für die Berliner Feuerwehr programmiert. Dank des Kooperationsvertrages dürfen auch die Kölner das System nutzen – dachten sie jedenfalls. Bei der Stadt Köln geht man auch nach wie vor davon aus.

Das IT-Unternehmen ISE aus Aachen allerdings, das ebenfalls Leitstellen-Software anbietet, ist ganz anderer Auffassung. ISE findet, die Stadt Köln hätte den Auftrag ausschreiben müssen. Zwar beabsichtige die Stadtverwaltung, künftig notwendige Anpassungen der Software, Installationen und Serviceleistungen separat zu vergeben, gegebenenfalls auch im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. „Aber diese Zusatzleistungen können nur vom Softwarehersteller selbst erbracht werden“, sagt Peter Velroyen von ISE. Dies sei umso gravierender, als die Feuerwehren Köln und Berlin „Ignis Plus“ künftig noch mit weiteren Stadtfeuerwehren in Deutschland teilen wollen. „Aus unserer Sicht wird hier der Wettbewerb ausgehebelt“, klagt Velroyen.

ISE legte Beschwerde beim OLG ein

Bundesweit gibt es etwa eine Handvoll Hersteller, die entsprechende Programme entwickeln und vertreiben. Sie alle dürften die anstehende Verhandlung in Düsseldorf mit Interesse verfolgen. Der Termin vor dem Oberlandesgericht ist am 12. September. Nötig wurde er, weil ISE mit seinen Einwänden vor der Vergabekammer Rheinland im März bereits gescheitert ist. Die Kammer erkannte seinerzeit keinen Verstoß gegen Vergaberichtlinien. ISE legte Beschwerde beim OLG ein.

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Weil niemand wissen kann, wie lange es bis zu einer Entscheidung dauern wird, richtet man sich bei der Feuerwehr Köln bereits darauf ein, im Notfall noch einige Jahre mit der alten Software weiterzuarbeiten. Siemens garantiert den Betrieb bis Ende 2019. Ein Teil des Supports sei bei Bedarf aber auch darüber hinaus durch den Betreiber sichergestellt, sagt Feuerwehrdirektor Feyrer. Andere Supportleistungen müsste die Feuerwehr ab 2020 selbst übernehmen. „Hierzu werden gerade die notwendigen Unterlagen erstellt und Schulungen geplant“, sagt Feyrer.

Eines steht fest: Die Firma ISE aus Aachen will sich so schnell nicht geschlagen geben, wie Sprecher Peter Velroyen ankündigt. Das Unternehmen, so bekräftigt er, sei bereit, „alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten“ auszuschöpfen.

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