Prozess um Ex-Rotlichtgröße„Nimm die Anzeige zurück und Du bist in Köln sicher“

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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Mutlu Günal im Landgericht.

Köln – Für Verteidiger Mutlu Günal scheint der Fall um einen gewaltsamen Tumult in einer Grünanlage in Bocklemünd, der derzeit Thema im Landgericht ist, klar. „Da wurden Opfer und Täter vertauscht“, sagt der streitbare Anwalt zu der Anklageschrift. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten, einer ehemaligen Rotlichtgröße, gefährliche Körperverletzung vor, auch durch den Einsatz einer Machete.

Streit um Videoaufnahmen in Kölner Parkanlage

Am Montag schilderte der Geschädigte im Zeugenstand seine Sicht der Dinge. Er habe vergangenen Juni mit einem Freund auf einer Parkbank gesessen, als plötzlich ein ihm unbekannter Mann aufgetaucht sei. „Hör auf, mich zu filmen“, habe er gesagt und auf die Kamera eines Motorradhelms gezeigt. Er dürfe das und die Aufnahmen würden ohnehin ständig überschrieben, so der Besitzer.

Daraufhin sei der Angeklagte sofort zum Angriff übergegangen. Der Mann habe ein Messer gezogen, der Zeuge habe mit CS-Gas gesprüht und sich mit einem Ast verteidigt und ihm die Waffe abnehmen können. „Ich töte dich“, habe der 42-jährige Angeklagte gerufen, dann wären dessen Bekannte dazugestoßen. „Die hat er aufgefordert, Baseballschläger und Machete zu holen“, so der Zeuge.

Von Männern umzingelt und verletzt

Vier Männer hätten ihn dann umzingelt, zu Boden gebracht und mit den Waffen traktiert. Mehrere Platzwunden und eine Fraktur der Augenhöhle hatte sich der Zeuge zugezogen, er lag mehrere Tage im Krankenhaus. Später habe er über einen Vermittler versucht, Frieden mit dem Angeklagten zu schließen. „Nimm die Anzeige zurück und Du bist in Köln sicher“, sei ihm da ausgerichtet werden.

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Verteidiger Mutlu Günal vertrat die These, das Messer habe nicht seinem Mandanten, sondern dem Zeugen gehört, auch könnte eine Tüte Gras, die am Tatort gefunden worden war, womöglich diesem zugerechnet werden. „Was machen Sie an einem Kinderspielplatz mit einem Messer, CS Gas, einer Kamera und Drogen?“, fragte Günal, als befände sich der Zeuge gerade im Kreuzverhör.

Sitzung unterbrochen nach provokanter These des Anwalts

Als seltsam bewerte Günal es auch, dass der Bekannte, mit dem der Zeuge an dem Tag auf der Parkbank gesessen habe, plötzlich verschwunden sei. „Das war doch entweder ihr Drogendealer oder ihr Kunde“, entfuhr es dem Anwalt, wonach Richterin Sibylle Grassmann die Sitzung für fünf Minuten unterbrach. Die Vorsitzende bat den Anwalt, sich ab sofort am bekannten Akteninhalt zu orientieren.

Der Verteidiger hatte bereits zum Prozessauftakt geäußert, einen Freispruch für seinen Mandanten erreichen zu wollen. Im Gefängnis sitzt der 42-Jährige aber derzeit ohnehin. Nachdem er 2006 nach Gebietskämpfen im Zuhältermilieu zu elf Jahren Haft verurteilt und 2011 nach Serbien abgeschoben worden war, muss er die Reststrafe nach seiner Rückkehr nach Deutschland nun absitzen.

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