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Rassismus-DebatteKölner Konditorei verkauft schwarzes Gebäck mit Knochen im Haar

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Schokokuss

Die Konditorei Fromme verkauft ganzjährig „Mohrenköpfe“ (Symbolbild)

Köln – Kolonialistische Klischees für den kleinen Hunger zwischendurch. Ein Foto der Auslage einer Kölner Konditorei macht derzeit im Internet die Runde und löst dort viel Kritik aus. Auf dem Bild zu sehen: Verkleidete „Mohrenköpfe“: Schwarzer Kugelkopf, dicke Lippen, lustige Hütchen, Knochen im Haar. 

Das Gebäck bediene rassistische Stereotype, kritisieren zahlreiche Nutzer. „Das sollte umgehend aus dem Sortiment genommen werden. Ich setze da keinen Fuß mehr rein“, fordert Jasmina Kuhnke. Die Autorin, die sich immer wieder deutlich gegen Rassismus positioniert, hatte das Foto bei Twitter gepostet, nachdem es ihr ein Freund geschickt hatte. Eine andere Nutzerin schreibt: „Das ach so tolerante Köln. Ekelerregend.“ Ein weiterer Kommentar: „Ich begreife es nicht. 2020 und kein Stück weiter entwickelt. Es ist so frustrierend.“

Andere Nutzer wiederum verstehen die Aufregung nicht, schließlich seien auch weiße Köpfe abgebildet. Dass jedoch auch diese nicht etwa westliche weiße Menschen sondern hellhäutige Nordafrikaner darstellen sollen, legt der Fes auf dem Kopf nahe. Ein Fes ist ein Filzhut mit Quaste, der früher vor allem in Nordafrika weit verbreitet war.

Konditorei Fromme reagiert auf die Kritik

Bei Gregor Fromme, Inhaber der Konditorei Fromme, war der Schwall an Kritik am Freitagnachmittag noch nicht angekommen. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt er, dass das umstrittene Gebäck in der Auslage „Lustige Karnevalsköpfe“ heißt, und mindestens seit den 60er Jahren Tradition sei. „Wir garnieren es zu Karneval so aus, wie in der Vergangenheit viele Karnevalskostüme gestaltet waren.“ Es gebe auch Clowns und asiatisch dekoriertes Backwerk. Die Lippen seien auf allen Köpfen die gleichen.

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Fromme betont: „Wir haben keine rassistischen Gedanken dahinter. Uns besuchen viele People of Colour und Asiaten, und bislang sind keine Beschwerden an uns herangetragen worden.“ Er wolle sich die Kritik nun ansehen. „Das Gebäck ist eine Tradition, aber ob man die in dieser Art so beibehalten muss, kann man sich ja noch einmal überlegen.“

Die Konditorei, die seit 1893 besteht, sei laut Fromme in den 30er Jahren dafür bekannt gewesen, kein Führerbild aufgehängt und dadurch Ärger auf sich gezogen zu haben. Darauf sei man stolz. „Manche der Diskussionen und Argumente heute erschließen sich mir nicht, aber ich werde es mir angucken“, sagt Fromme.

„Mohrenköpfe“ ganzjährig in der Auslage

Während die „Lustigen Karnevalsköpfe“ nur in der jecken Zeit angeboten werden, hat die Konditorei im restlichen Jahr die unverkleidete Variante im Angebot. Sie würde wahlweise „Mohrenkopf“ oder „Othello“ genannt werden, so Fromme. Die Kritik am Begriff „Mohrenkopf“ sei ihm bewusst.

Diskussionen über rassistische Elemente sind im Kölner Karneval nicht neu. 2018 benannte sich der Verein „Frechener Negerköpp“ nach viel Kritik in „Wilde Frechener“ um. Jahrzehnte weiter zurück geht die Kritik am problematischen Begriff und Konzept des „Mohrs“. Der einstige Sarotti-Mohr etwa heißt seit 2004 Sarotti-Magier.

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