Rassismusvorfall bei Harley-DavidsonHändlern in Köln und Bonn gekündigt

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Motorräder von Harley-Davidson stehen vor einer Filiale. (Symbolbild).

Köln – Was mit rassistischen Äußerungen eines Geschäftsführers begann, droht nun Konsequenzen für 50 Mitarbeiter bei den Harley-Davidson-Händlern in Köln und Bonn zu haben. Den beiden Vertragshändlern wurde zu Jahresanfang fristlos gekündigt.

Der Schock beim Kölner Händler sitzt tief. Gerade weil er schnell reagiert hatte und den Verantwortlichen nach eigenen Angaben entlassen hatte. Auch der von den rassistischen Äußerungen betroffene Anwalt zeigt sich irritiert. Doch die Sache scheint komplizierter zu sein, als sie auf den ersten Blick scheint.

Rassismus-Skandal bei Harley-Davidson-Händlern in Köln und Bonn

Angefangen hatte alles Mitte November. Dr. Onur Ocak ist Anwalt bei „Verdi“ und vertritt eine Mandantin, die in Köln als Verkäuferin bei Harley-Davidson gearbeitet hat. In einem Schreiben vom Händler an den Anwalt heißt es: „Möglicherweise ist es in dem Land, aus dem Sie stammen, ja üblich, eine Vollmacht lediglich zu versichern, hier in unserem Land ist das nicht so.“ Ocak, der auch für Die Linken bei der Landtagswahl 2022 kandidiert, macht dieses Schreiben bei Instagram und Twitter öffentlich. Die Posts von Ocak lösen Empörung aus. Eine Diskussion über Rassismus bei Harley-Davidson entfaltet sich. Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete über den Vorfall.

Der Vorfall in Köln schien erledigt

Der Verfasser der Briefs legt in einem weiteren Schreiben nach und bedroht den Anwalt: „Sollte sich herausstellen, dass Sie (mittelbar oder unmittelbar) hinter dieser »Kampagne« stecken, dürfen Sie sicher sein, nicht nur Ihre Anwaltszulassung zu verlieren.“ Auch die Drohung macht Ocak publik.

Der Vertragshändler in Köln reagiert schnell auf den Vorfall. Bereits einen Tag später entschuldigt er sich bei Ocak und teilt auf seiner Webseite mit, dass der verantwortliche Geschäftsführer „mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Geschäftsführer entbunden“ sei. Auch für Ocak hatte sich die Sache damit eigentlich erledigt, so sagte er damals. Eigentlich.

„Das hat uns alle fassungslos gemacht“

Am Donnertag teilen die Vertragshändler in Bonn und Köln auf ihren Webseiten dann mit, dass ihnen zum 31.12. fristlos gekündigt worden ist. Jan Schneider, Geschäftsführer von Harley Davidson Köln und Bonn, bestätigt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die Kündigung im Zusammenhang mit dem rassistischen Vorfall aus dem November stehe.

„Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass die getroffenen Aussagen unter aller Kanone waren. Das hat uns alle fassungslos gemacht“, so Schneider. Doch der Vertragshändler in Köln habe angemessen reagiert. Deswegen könne er nicht verstehen, warum nun die rund 50 Mitarbeiter in Köln und Bonn unter den rassistischen Äußerungen leiden müssten.

Kölner Eigentümer kann nicht entlassen werden

Auch ein Sprecher von Harley-Davidson Deutschland bestätigt den Zusammenhang mit den rassistischen Äußerungen. Das Problem sei aber: Den verantwortlichen Geschäftsführer könne man gar nicht entlassen. Weil er über eine Holding-Gesellschaft 95 Prozent der Anteile an den Händlern in Bonn und Köln besitzt, sei er nicht nur Geschäftsführer gewesen, sondern gleichzeitig auch Eigentümer der Unternehmen.

„Der Eigentümer hat sich mit seinem Verhalten mehrfach derart in Widerspruch zu den Werten der Marke gesetzt, dass wir die Vertragsbeziehung zu dessen Betrieben nur beenden konnten“, so ein Sprecher des Mutterunternehmens gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Jan Schneider vom Händler in Köln bestätigt, dass der Verantwortliche Anteile am Unternehmen besitze. Dieser habe aber bereits angekündigt, seine Anteile zu verkaufen. Deswegen habe er für die fristlose Kündigung kein Verständnis. Gegen die Entscheidung will Schneider nun juristisch vorgehen.

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Währenddessen hat der Vorfall in den sozialen Medien längst eine Eigendynamik entwickelt. Unbeteiligte Mitarbeiter wurden als Rassisten beschimpft. Auch Ocak wird angefeindet, weil er die rassistischen Äußerungen des Eigentümers öffentlich gemacht hat. Ihm wird die Schuld für die Kündigung zugeschoben. Doch Ocak sagt: „Im Gespräch gegenüber Harley Davidson Deutschland habe ich betont, dass ich nicht will, dass Mitarbeiter und Angestellte unter den Fehlern der Geschäftsführung leiden.“

Der Sprecher von Harley-Davidson Deutschland bestätigt Ocaks Aussage. Auch dort bedauere man, dass unbeteiligte Mitarbeiter angefeindet werden. Es werde nun alles dafür getan, die Arbeitsplätze zu erhalten. „Wir suchen nun mit Hochdruck an einer Nachfolgelösung, die sowohl für die Mitarbeiter und die Kunden zufriedenstellend ist und sind optimistisch diese auch zu erzielen.“ Das letzte Wort in der Auseinandersetzung scheint noch lange nicht gesprochen zu sein. Fest steht jedenfalls, so sagt es Schneider: „Der ganze Vorgang kennt nur Verlierer.“

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