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Rassistisch und diskriminierendKölner Vermieterin empört mit Wohnungsanzeige

Lesezeit 3 Minuten
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  • „2er WG in Köln, 2x45m²“ - diese Angaben aus einem Wohnungsinserat in Köln dürften für viele Suchenden verlockend klingen.
  • Doch als Marie S. liest, welche Anforderungen die Vermieterin an ihre künftigen Mieter hat, ist sie empört.
  • Die Inserentin hat ganz genaue Vorstellungen davon, wer bei ihr einziehen soll – und die sind laut Mieterbund nicht rechtens.

Köln – „2er WG in Köln, 2x45m². Die Wohnung besteht aus jeweils 1 großen teilmöblierten Zimmer mit Küchen- und Badbenutzung.“ Die Wohnungsanzeige von Margarete V. (alle Namen geändert) klingt verlockend. Doch was V. ebenfalls in ihrem Inserat vermerkt, irritiert. Denn sie möchte ihre Wohnung explizit an „2 deutschsprachige Europäer/-in“ vermieten. 

„Habe mich total aufgeregt“

Als Marie S. (33) über Ebay Kleinanzeigen auf die Anzeige aufmerksam wird, ist sie empört. „Ich habe mich total aufgeregt und die Anzeige auf Facebook gepostet. Da habe ich hunderte Reaktionen bekommen. Und alle haben gesagt: Das geht gar nicht“, sagt sie dem „Express“.

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Seit sechs Wochen suchen Marie und ihr Mann nach einer gemeinsamen Wohnung in Köln, bisher erfolglos. Teilweise hätten sie und ihre Mitbewohnerin, mit der sie im Moment noch zusammen wohnt, sich auf die selben Wohnungen beworben. „Wir sind beide Frauen, etwa im gleichen Alter, selbstständig. Mein Mann und ich verdienen das Dreifache. Trotzdem bekommt sie Einladungen zur Besichtigung und ich nicht“, sagt Marie.

Marie S. machte an Karneval Bekanntschaft mit Rassismus

Marie vermutet, dass es mit ihrer beider Herkunft zu tun haben könnte: Denn die 33-Jährige ist gebürtige Französin, spricht mit leichtem Akzent. Ihr Mann ist in England geboren, hat aber pakistanische Wurzeln und dunklere Haut.

Marie stört V.s Wohnungsanzeige besonders, weil sie und ihr Mann in der Vergangenheit schon öfter wegen ihrer Herkunft diskriminiert wurden.

Den schlimmsten Fall erlebte Marie ausgerechnet an Karneval. „Eine englische Freundin und ich haben auf der Zülpicher Straße eine Gruppe nach Feuer gefragt. Einer der Jungs hat geantwortet: 'Kein Feuer für Ausländer.' Die Gruppe kam von außerhalb, war ziemlich aggressiv und die Jungs haben sich vor uns aufgebaut. Das Ganze hat sich ziemlich hochgeschaukelt.“

Kölner Vermieterin erklärt Anzeige

Was aber steckt hinter der Wohnungsanzeige, die Marie so irritierte? „Express“ erreicht V. am Telefon. „Ich hatte mal einen Asiaten als Mieter. Die kochen dann nachts um 3 Uhr, weil die ein ganz anderes Zeitverständnis haben – und niemand kann schlafen“, sagt die Vermieterin.

Einem Interessenten mit türkischem Hintergrund habe sie bereits abgesagt. „Die Türkei gehört für mich nicht zu Europa – mit ihrer Paralleljustiz. Die türkischen Mitbürger halten sich auch nicht an die europäischen Gesetze.“

V. betont, dass sie bereits die ganze Welt bereist habe. Damit möchte sie offenbar klarstellen, dass sie nichts gegen Menschen aus anderen Kulturen habe. Nur sollen die nicht ihre Mieter werden. „Ich will zwei zarte Studentinnen und die bekomme ich auch“, schließt sie das Gespräch ab. Ihre Anzeige ist mittlerweile gelöscht.

Wohnungsanzeige ist nicht rechtens

Ist eine solche Wohnungsanzeige überhaupt rechtens? Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund erklärt: „Paragraph 19 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) bestimmt: Eine Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, wegen des Geschlechts, der Religion, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität bei der Begründung, Durchführung und Beendigung zivilrechtlicher Schuldverhältnisse ist unzulässig. Ein Wohnungsangebot, das sich an 'deutschsprachige Europäer' wendet bzw. bei dem die Vermietung auf deutschsprachige Europäer begrenzt ist, ist eine Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft.“

Die Wohnungsanzeige könnte für V. Konsequenzen haben: „Schadenersatz könnten diejenigen Personen fordern, die sich auf eine entsprechende Anzeige bewerben und dann mit der Begründung 'nicht deutschsprachige Europäer' abgelehnt werden“, sagt Ropertz.

„Für mich ist das auf jeden Fall Rassismus“

Rechtliche Schritte will Marie zwar nicht einleiten. Trotzdem hat sie eine klare Meinung: „Für mich ist das auf jeden Fall Rassismus. Dass manche Leute sich trauen, so etwas zu schreiben und denken, es wäre in Ordnung ...“

Die 33-Jährige hat den Fall bereits der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gemeldet, macht sich aber keine Hoffnungen, dass sie bald Antwort erhält. Doch das ist für sie auch zweitrangig. Wichtig ist ihr, auf das Problem aufmerksam zu machen. „Denn die Leute regen sich immer auf, aber niemand macht etwas.“

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