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RautenstrauchkanalLindenthals gefährlicher „Super-Highway“

Lesezeit 4 Minuten
Junge Radler auf einem der Wege am Rautenstrauchkanal

Junge Radler auf einem der Wege am Rautenstrauchkanal

Köln-Lindenthal – Der Rautenstrauchkanal ist einer der lauschigsten Orte im Kölner Westen. Morgens kurz vor acht verwandeln sich die idyllisch gelegenen Wege am Gewässer allerdings in Schnellstraßen. Junge Radfahrer düsen dort entlang, gerne zu viert, fünft oder sechst nebeneinander. Sie sind gruppenweise auf dem Weg in eine der zahlreichen Schulen in der Nähe des Kanals, die Liebfrauen-, die Domsingschule, die Fachschule des Möbelhandels, das Apostelgymnasium.

Der morgendliche Radverkehr hat ein Ausmaß, das manchem Fußgänger bedrohlich scheint. „Wir nennen es den Super-Highway“, sagt Anwohner Jon Baier. Er ist morgens zumeist mit seinem Hund am Kanal unterwegs – und bemüht sich, diesen auf dem Grünstreifen weg vom Weg zu halten, damit der kleine Dackel nicht unter die Räder kommt.

Denn Unfälle sind aus Sicht von Baier absehbar: „Gerade erst habe ich beobachtet, wie ein Radfahrer fast mit einem Kinderwagen zusammengedonnert ist“, schildert er. Seiner Meinung nach ist am Rautenstrauchkanal Gefahr im Verzug: „Die Stadt müsste dringend etwas tun, damit hier nichts Schlimmeres passiert“, so Baier.

Anwohner fordern getrennte Wege für Fußgänger und Radler

Er hat eine Idee. „Es gibt ja zwei Wege direkt am Kanal entlang. Man könnte doch einen für die Radfahrer und den anderen für die Fußgänger reservieren.“ Zwei andere Anwohnerinnen, die ebenfalls ihre Hunde dort ausführen, allerdings namentlich nicht genannt werden möchten, teilen seine Meinung: „Das wäre auch unserer Ansicht nach eine gute Lösung. Ich verstehe, dass die Kinder hier gut zur Schule fahren können. Das ist ja auch viel besser, als wenn sie mit dem Auto gebracht werden. Ich verstehe auch, dass sie gerne nebeneinanderfahren und plaudern“, sagt eine der Frauen. Über die Folgen würden die Schüler nicht weiter nachdenken. „Allerdings wäre es schön, wenn ihre Eltern ihnen einmal erklärten, dass ihr Fahrverhalten anderen vielleicht keinen ausreichenden Platz lässt.“

Für eines haben die Frauen allerdings kein Verständnis. „Es gibt Erwachsene, die mit einem Affenzahn den Weg entlang rasen. Sie sollten doch Vorbild für die Jugend sein und Rücksicht nehmen.“ Der Radverkehr am Rautenstrauchkanal habe deutlich zugenommen. Die Gefahr, dass es zu Unfällen kommt, steige stetig. „Eben sind da drüben wieder zwei Radfahrer zusammengeprallt, die in entgegengesetzten Richtungen unterwegs waren“, erzählt eine der beiden.

Die Stadtverwaltung sieht keine Möglichkeit, die Situation zu entschärfen. „Im Radverkehrskonzept für Köln-Lindenthal wurden die Wege entlang des Rautenstrauchkanals intensiv untersucht“, sagt eine Sprecherin der Stadt. „Dabei wurde festgestellt, dass die Radwegeverbindung entlang der Kanäle nicht nur landschaftlich reizvoll ist, sondern auch für die Radfahrenden zwischen den Außenbezirken im Kölner Westen und Lindenthal eine schnelle Verbindung darstellt.

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Anders als auf den parallel verlaufenden Straßenzügen, der Aachener Straße mit ihren vielen Ampeln und der Friedrich-Schmidt-Straße, kommen Radfahrende entlang der Kanäle stetig und ohne viele Halte voran.“ Die Erfahrung zeige, dass eine Trennung des Fuß- und Radverkehrs auf den Wegen zu beiden Seiten des Kanalufers in der Praxis nicht angenommen wurde, da weder Radfahrer noch Fußgänger Umwege in Kauf nehmen. Eine Trennung sei daher nicht sinnvoll.

Deshalb sei beschlossen worden, die parallel zu den Kanälen verlaufenden Erschließungsstraßen, die Clarenbach- und die Rautenstrauchstraße, als Fahrradstraßen auszuweisen und den Radverkehr über diese Straßen zu leiten. Konflikte zwischen dem Fuß- und Radverkehr sollten durch eine derartige Entzerrung reduziert werden. Um diese Route noch besser zu kennzeichnen, würden noch in diesem Jahr Fahrradstraßenpiktogramme aufgebracht.

Die beiden Anwohnerinnen können verstehen, dass Radler sie nicht benutzen. „Die Straßen mit den geparkten Autos auf beiden Seiten sind wirklich viel zu eng, und sie hören ja auch kurz vor der Klosterstraße plötzlich auf, und dann müssen die Radfahrer sowieso auf den Weg am Kanal entlangfahren.“

Die Lindenthalerinnen halten es grundsätzlich für sinnvoller, dass Fahrradfahrer auf den Wegen am Kanal fahren, meinen aber auch, es sei möglich, dass Radfahrer und Fußgänger jeweils einen kleinen Umweg von einigen Metern in Kauf nehmen, um den Weg auf der anderen Uferseite zu benutzen.

„Man könnte doch vielleicht durch bauliche Änderungen einen der beiden Wege für die Radfahrer attraktiver machen und den anderen für sie sperren“, überlegen die beiden. Und Jon Baier vermutet: „Wahrscheinlich muss es hier erst wieder zu einem Unfall kommen.“

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