Razzia am MittwochSo operierte die kriminelle Großfamilie von Köln aus

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Razzia in Köln

Bei der Polizeiaktion wurden 19 Objekte durchsucht.

Köln – Seit anderthalb Jahren dauern die Ermittlungen gegen eine offenbar von Köln aus operierende kriminelle Großfamilie an, am Mittwochmorgen hat die Polizei schließlich zugegriffen. 16 über das Stadtgebiet verteilte Immobilien durchsuchten die Fahnder und verhafteten sechs Mitglieder des Clans.

Beschlagnahmt wurden dabei fünf Immobilien in Flittard und Ostheim im geschätzten Wert von 2,4 Millionen Euro, dazu Luxusautos, Uhren und Bargeld, die zusammen etwa 200000 Euro wert sind. Zeitgleich gab es Razzien im südhessischen Rödermark und in Bondy, einem in Teilen recht schicken Vorort von Paris. Dort wurden zwei weitere Haftbefehle vollstreckt. Ein weiterer mit Haftbefehl Gesuchter konnte in Bondy nicht gefasst werden. Die Kriminalpolizei wertete die Razzien am Mittwoch dennoch als großen Erfolg.

Bereicherung mit illegalen Methoden

Insgesamt zwölf Männern und 17 Frauen der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Großfamilie wird vorgeworfen, sich zu einer kriminellen Vereinigung zusammengeschlossen zu haben und sich illegal mit verschiedenen Methoden bereichert zu haben. Ein Teil des Clans soll mehrtägige Einbruchstouren in ganz Deutschland veranstaltet haben, wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sagte.

„Von Hotels aus, in denen sie sich einquartierten, sollen sie für eine Vielzahl von Einbrüchen unter anderem Seniorinnen und Senioren in Heimen und Wohnanlagen aufgesucht haben“, so Bremer. Die Täter sollen die Opfer aus ihren Wohnungen gelockt haben, mit Werkzeug eingebrochen sein und Gold, Schmuck, Bankkarten sowie Bargeld gestohlen haben.

Hoher Schaden bei Einbrüchen

Mindestens 30 Einbrüche habe es unter anderem in Hamburg, Viersen, Marl, Würzburg und Hannover gegeben, der Schaden belaufe sich auf mehr als 220000 Euro. Die Dunkelziffer der Opfer dürfte noch deutlich höher liegen.

Andere Familienmitglieder sollen über mehrere Jahre hinweg zu Unrecht Sozialleistungen bezogen haben, auch hier ist ein Schaden im sechsstelligen Bereich entstanden. „Ein dritter Teil der Gruppierung soll das erbeutete Vermögen verwaltet und gewinnbringend auch in Immobilien für die Vereinigung angelegt haben“, so Bremer weiter. Diesen Beschuldigten wird gewerbsmäßige Geldwäsche vorgeworfen.

„Ein luxuriöses Leben“

Schwerpunktmäßig soll die Bande von Köln aus agiert und sich über die vergangenen Jahre aus den Gewinnen neben den Häusern im Rechtsrheinischen auch Immobilien in der Kölner Innenstadt zugelegt haben. Die Beschuldigten sind zwischen 19 und 84 Jahren alt. Eher ungewöhnlich ist, dass mehr Frauen als Männer beschuldigt werden.

„Die Tatverdächtigen haben nach jetzigem Ermittlungsstand auf Kosten von Seniorinnen und Senioren sowie anderen Geschädigten ein luxuriöses Leben geführt“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker. „Im Wissen, dass diese Wohnungseinbrüche für Opfer oft wirtschaftliche Nöte und schlimme psychische Belastungen zur Folge haben, freue ich mich, dass Betroffene durch die Vermögensabschöpfung wenigstens finanziell entschädigt werden können“, so Becker weiter.

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Die Ermittlungen werden zentral im Dezernat für Clankriminalität bei der Staatsanwaltschaft Köln geführt, das auch die Strafverfolgung im Fall einer kriminellen Leverkusener Großfamilie leitete. Zwischen beiden Familien bestehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft keine Verbindungen.

In den vergangenen Monaten werteten die Ermittler viele „Puzzlestücke“ aus und fügten diese zu dem nun bekannten Bild zusammen, beschrieb Bremer. Bei der Razzia am Mittwoch seien etwa 200 Beamte der Kölner Bereitschaftspolizei im Einsatz gewesen, davon sind einige nach Bondy gefahren. Bei den Verhafteten sei Flucht- und Verdunkelungsgefahr vermutet worden.

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