Rechtsstreit mit AutorKölner Gericht verhandelt über Millionenerbe von Max Strauß

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Max Strauß in Köln 2013

Max Strauß in Köln 2013

Köln – Hat der 1988 verstorbene bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß seinen Kindern ein Vermögen von 300 Millionen D-Mark bei der Landesbank in München hinterlassen? Das ist die zentrale Frage in dem Prozess, der am Mittwoch vor der 22. Zivilkammer des Kölner Landgerichts fortgesetzt worden ist. Er ist ein weiteres Kapitel in einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Max Strauß, dem ältesten Sohn, und Autor Wilhelm Schlötterer. Unversöhnlich saßen sie sich gegenüber.

Schlötterer, ein pensionierter Ministerialbeamer, hat vor zehn Jahren das Buch „Macht und Machtmissbrauch – Franz Josef Strauß und seine Nachfolger“ veröffentlicht, in dem er behauptet, der CSU-Politiker habe jenes Millionenerbe hinterlassen. Max Strauß bestreitet dies. Mehrere Gerichte untersagten Schlötterer, seine These zu wiederholen. Er ließ nicht locker. So machte er 2016 bekannt, es gebe einen Prüfbericht der Deutschen Genossenschaftsbank, der seine Behauptung stütze. Max Strauß will mit seiner Klage ein für alle Mal verhindern, dass Schlötterer die These weiter verbreitet. Dessen Verhalten sei „ehrabschneidend“, sagte Strauß’ Anwalt Till Dunckel. Für seinen Mandanten sei es ein „massives Problem“, verdächtigt zu werden, „große Geldsummen versteckt“ zu haben.

„Er lügt hier, dass sich die Balken biegen“

Am Mittwoch wurden zwei Zeugen vernommen, die schon in früheren Verfahren Angaben gemacht haben. Burkhard K., ein ehemaliger Diplomkaufmann, äußerte sich ganz im Sinne von Schlötterer. Der 66-Jährige war seinerzeit bei der Großbank Citicorp im Privatkundengeschäft zuständig für den südlichen Bereich Deutschlands. 1992 habe ihn eine Citicorp-Kollegin aus Luxemburg angerufen und mitgeteilt, ihr sei zugetragen worden, Max Strauß wolle bei der Bank ein Konto eröffnen; sie habe ihm, dem Zeugen, eine Münchner Telefonnummer gegeben, damit er die Sache „verifiziere“.

Nach seiner Darstellung rief er an, wurde von einer „jungen Dame“ in einer Kanzlei im Zentrum Münchens durchgestellt und hatte Max Strauß am Apparat. Der habe ihm gesagt, er wolle 300 Millionen Euro in bar von der Landesbank nach Luxemburg transferieren; es handele sich um „unser Erbe“.

Nicht lange danach habe sich der Europa-Chef der Citicorp gemeldet: Aus dem Geschäft werde nichts, denn Firmenpolitik des Hauses sei es, kein Geld von Prominenten und Politikern entgegen zu nehmen. Burkhard K. will darauf Max Strauß, dessen „Timbre“ er zweifellos wiedererkenne, noch einmal angerufen haben, um ihm den abschlägigen Bescheid zu geben. Anwalt Dunckel machte Burkhard K. auf Widersprüche zu früheren Aussagen aufmerksam und befand: „Er lügt hier, dass sich die Balken biegen.“

Als zweite Zeugin wurde die damalige Luxemburger Kollegin gehört. Ihre Version: Ein „seriöser“ Mittelsmann habe ihr 1992 am Telefon mitgeteilt, bei ihm habe sich jemand im Namen der Familie Strauß erkundigt, ob bei der Bank ein Konto eröffnet werden könne. Von 250 oder 350 Millionen Euro und von einem „Erbe“ sei die Rede gewesen. Doch keinesfalls habe sie Burkhard K. eingeschaltet, sagte die 69-Jährige, sondern sich an ihren Vorgesetzten gewandt. Zwei bis drei Tage später habe er die Rückmeldung gegeben, die Citicorp lasse sich nicht auf das Geschäft ein.

Ihre Entscheidung will die Kammer am 4. September verkünden.

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