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RekordzahlMehr als 10.000 Kirchenaustritte in Köln im ersten Halbjahr

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4756 Menschen in Köln sind im zweiten Jahresquartal aus der Kirche ausgetreten. (Symbolbild)

Köln – Die Kirchenaustritte in der Stadt Köln liegen in der ersten Hälfte des Jahres 2022 erneut auf Rekordniveau. Von Januar bis Juni erklärten 10.536 Kölnerinnen und Kölner beim Amtsgericht ihren Austritt. Das sind noch einmal 1332 mehr als 2021. In diesem Jahr hatten sich die Kirchenaustritte gegenüber dem bisherigen Höchststand 2019 fast verdoppelt.

Bliebe es bei den Zahlen des ersten Halbjahres, würde bis Ende des Jahres erstmals die Marke von 20.000 Austritten überschritten. Im bisherigen Rekordjahr 2021 lag die Gesamtzahl bei 19.372. Das Amtsgericht differenziert nicht nach Konfessionen. Für den Bereich des gesamten Erzbistums Köln verzeichnet die katholische Kirchenstatistik mehr als 40.000 Austritte im Jahr 2021.

Deutlicher Rückgang im zweiten Quartal

Für das zweite Quartal des laufenden Jahres gibt das Amtsgericht Köln für sein Gebiet allerdings einen deutlichen Rückgang der Austrittszahlen an, sowohl gegenüber dem Vorjahreszeitraum als auch gegenüber den ersten drei Monaten des laufenden Jahres.

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Von März bis Juni 2022 verließen 4756 Menschen die Kirche.  Im ersten Quartal waren 5780. Anfang März hatte Kardinal Rainer Woelki nach fünfmonatiger Beurlaubung durch den Papst die Amtsgeschäfte als Erzbischof von Köln wieder aufgenommen.

Stark ansteigende Kurve seit 2016

Ins zweite Quartal des Jahres 2021, als 5823 Menschen ihren Kirchenaustritt erklärten, fiel die Vorstellung eines Rechtsgutachtens zum Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln mit anschließender Beurlaubung der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie der Ablösung des obersten Kirchenrichters Günter Assenmacher. 

Über die Jahre ist bei den Kirchenaustritten seit 2016 eine stark ansteigende Kurve zu beobachten, unterbrochen einzig durch das erste Corona-Jahr 2020, als das Amtsgericht im ersten Lockdown geschlossen oder nur begrenzt zugänglich war, so dass keine oder nur wenige Austritte abgewickelt werden konnten. 2016 betrug die Gesamtzahl der Austritte noch 5.759 – das sind fast exakt genauso viele wie jetzt in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. 2019 wurde erstmals die „Schallmauer“ von 10.000 Austritten durchbrochen. 2021 stieg die Zahl – offenbar unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals und der Querelen im Erzbistum Köln – geradezu explosionsartig auf 19.372.

Kirchenaustritt: Persönlicher Termin nötig

Wer mit dem Gedanken spielt, aus der Kirche auszutreten, der muss vorab online einen Termin beim Amtsgericht Köln vereinbaren und persönlich vorsprechen. Für die Beurkundung wird eine Verwaltungsgebühr von 30 Euro fällig. Der Austritt ist auch über eine notarielle Beurkundung beim Notar möglich, was allerdings zusätzliche Kosten verursacht.

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Wer einmal aus der Kirche ausgetreten ist, muss im Falle eines Wiedereintritts bei der Gemeinde, in der auch der Wohnort ist, vorsprechen.

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