Rettung auf ZeitAbriss der Proberäume in Köln-Ehrenfeld kann noch aufgehalten werden

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Das Post-Grunge-Duo „Böse Pferde“ musste schon mit seinen Instrumenten aus der Kulturoase ausziehen.

Das Post-Grunge-Duo „Böse Pferde“ musste schon mit seinen Instrumenten aus der Kulturoase ausziehen.

Köln – Es sieht so aus, als könnte die ursprünglich geplante Schließung des Ehrenfelder Proberaum-Zentrums „Kulturoase“ in der Hospeltstraße Ende Januar doch noch verhindert werden. In einem Offenen Brief an den Geschäftsführer von „Art Olive“ Oliver Döring, der die Kulturoase bisher betrieben hat, bitten die betroffenen Musiker deshalb den Proberaum-Pächter darum, den für Anfang Februar geplanten Abriss der Proberaum-Einbauten noch aufzuhalten.

Hintergrund ist ein Gespräch zwischen dem Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion, Niklas Kienitz, mit dem Eigentümer der Kulturoase-Immobilie Ives Netz. Dieser habe laut Kienitz die Bereitschaft signalisiert, die 100 Räume für zunächst zwei Jahre beizubehalten. Danach könnten noch etwa 40 Räume weiter bestehen bleiben, sagt Kienitz auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Hotelerweiterung geplant 

Das benachbarte Gebäude gehört ebenfalls Netz. Dort ist ein Hotel untergebracht, das künftig in das Proberaumzentrum hinein erweitert werden soll. Doch da dieses Vorhaben ohnehin einen längeren Zeitraum beanspruche, spreche gegen die Beibehaltung aller Proberäume erst einmal nichts.

„Bedingung ist aber, dass ein Abriss der Studioeinbauten verhindert wird und dass die Stadt den Schallschutz verbessert“, sagt Musiker Daniel Kreutz, der stellvertretend für die betroffenen Bands ebenfalls am Gespräch zwischen Kienitz und Netz teilnahm.

Die Stadt könnte beim Lärmschutz ansetzen: Im Haushalt 2019 wurde ein entsprechender Fonds für freie Kulturinstitutionen und Musikclubs eingerichtet, der mit 300 000 Euro ausgestattet ist. „Ich komme aus Ehrenfeld. Der Charakter des Stadtteils geht mehr und mehr verloren, weil Kulturstätten wie auf dem Heliosgelände verdrängt werden“, so Kienitz, der in der Sache als Vermittler agiert.

Kölner Kommunalpolitiker zeigten sich betroffen

Die betroffenen Bands hatten im November erstmals von der geplanten Schließung gehört und einen offenen Brief an die Stadtverwaltung gerichtet. „Die Kommunalpolitiker zeigten sich in ihren Reaktionen auf unseren Brief alle betroffen. Sie finden die Schließung auch nicht gut, auch wenn ihre Mittel begrenzt sind“, sagt Kreutz.

Nun ist ein weiteres Treffen angedacht. An diesem soll auch Art-Olive-Betreiber Döring teilnehmen, der sich ebenfalls gesprächsbereit zeigt. „Am sinnvollsten wäre es für uns, wenn wir die Räume dort weiter betreiben könnten“, sagt Döring. Nach jahrelangem Streit um die Räume ist er über das kurzfristige Umschwenken des Eigentümers überrascht. Döring habe sich gezwungen gesehen, den Pachtvertrag zu kündigen, da der Eigentümer durch Mieterhöhungen Druck aufgebaut habe. Für Döring ist nun auch der Verkauf seiner Einbauten an den Eigentümer eine Option. Nur über den Preis müsse man sich einigen.

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Der Schlagzeuger Daniel Kreutz hat seinen Platz in der Kulturoase mittlerweile geräumt. Derzeit lagere sein Instrument jedoch nur bei einem anderen Betreiber. „Da habe ich eine volle Jahresmiete im Voraus bezahlt. Beim Einzug stellte sich aber heraus, dass die Fläche zu klein ist.“ Das ist symptomatisch für den Mangel an Proberäumen in der Musikstadt Köln. Der Verein Popkultur, der ebenfalls Räume verwaltet, schätzt, dass vom Amateur bis zum Profi zwischen 1500 bis 2000 Bands auf der Suche nach geeigneten Spielstätten sind.

Ersatzflächen sind gerade in Stadtteilen wie Ehrenfeld, die mitten im Prozess der Gentrifizierung stecken, rar. Die Studie „Qualitative und quantitative Bestandsermittlung und Evaluation der Proberaumsituation in Köln“, die der Verein Popkultur letztes Jahr in Auftrag gegeben hat, gibt einen Überblick.

www.popkultur-koeln.de

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