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Reul bestürzt über NRW-UnfallstatistikZahl illegaler Rennen nimmt dramatisch zu

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Hiddenhausen

In Hiddenhausen endete ein illegales Rennen tödlich.

Düsseldorf – Auf den Straßen von NRW hat die Zahl der Fahrer, die sich extrem verantwortungslos verhalten, erneut zugenommen. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2021 hervor. Danach hat die Zahl der illegalen Autorennen um 34,5 Prozent zugenommen. „Wir gehen mit allen Mitteln gegen die Täter vor“, sagte NRW-Innenminister Reul vor Journalisten in Düsseldorf.

„Illegale Autorennen enden im Krankenhaus, im Gefängnis oder auf dem Friedhof“, so der CDU-Politiker. Erst in der vergangenen Woche war ein 58 Jahre alter Mann in Hiddenhausen (Kreis Herford) tödlich verletzt worden, als er versucht hatte, ein illegales Motorradrennen zu beenden. Die mutmaßlichen Täter befinden sich in U-Haft.

Raser sind meist jung und männlich

Die Schwerpunkte der Raser-Szene liegen nach Angaben von Reul in den Städten Dortmund, Düsseldorf und Essen, die typischen Täter sind Männer zwischen 17 und 26 Jahren. Die Polizei beschlagnahmte vergangenes Jahr 335 Fahrzeuge von Rasern und stellte 370 Führerscheine sicher. „Die Straße ist keine Rennstrecke und wer meint, da Rennen abhalten zu müssen, den ziehen wir raus. Das ist kein Spaß, sondern brutalste Verantwortungslosigkeit“, sagte Reul.

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Eine Zunahme der Verantwortungslosigkeit beobachtet die Polizei auch bei Verkehrsteilnehmern, die sich unter Drogeneinfluss ans Steuer setzen – hier stieg die Zahl der Fälle um 23,8 Prozent. „Elf Menschen starben, weil sich jemand im Drogenrausch hinters Steuer gesetzt hat - das sind so viele wie nie zuvor“, sagte Reul. Die Beamten erwischen offenbar immer wieder auch mitten am Tag berauschte Autofahrer. Als Beispiel nannte Reul eine Kontrolle, die in der Zeit zwischen 12 und 18 Uhr an einem Montag im Kreis Steinfurt durchgeführt wurde. Von 29 entnommenen Blutproben enthielten 21 THC, fünf Kokain, drei Amphetamin und eine Probe Alkohol.

Betrunken auf dem E-Roller

Zu schweren Verletzungen kommt es immer wieder auch bei Unfällen mit E-Scootern. 967 Menschen verletzten sich bei einem E-Scooter-Unfall, das sind fast drei Mal so viele wie im Jahr zuvor. „In jedem fünften Fall war Alkohol die Hauptunfallursache“, sagte der NRW-Innenminister. Die meisten Verunglückten waren zwischen 16 und 28 Jahren alt. 2021 zählte die Polizei insgesamt 1101 E-Scooter-Unfälle, zum Glück endete keiner tödlich.

Bei den Unfällen mit Pedelecs setze sich der negative Trend der vergangenen Jahre fort. 32 Menschen starben bei einem Pedelec-Unfall, das sind zwei mehr als im Vorjahr. Von diesen 32 Toten waren 24 über 65 Jahre alt: „Wir haben ein besonders tödliches Pedelec-Problem bei älteren Menschen“, sagte Reul. Er könne seinen Appell an die Senioren nur wiederholen: „Machen Sie bitte ein Fahrtraining, bevor Sie sich auf ein Pedelec setzen.“ Der Straßenverkehr sei ein denkbar schlecht geeigneter Trainingsparcours. Viele Polizeibehörden würden mittlerweile Kurse für Pedelec-Einsteiger anbieten, sagte Reul.

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Die Zahl der Toten und schwer Verletzten im Verkehr hat insgesamt den niedrigsten Stand seit 1954 erreicht. 425 Menschen starben (minus 1,2 Prozent), 11.872 wurden schwerverletzt (minus 2,2 Prozent). Die Polizei führt den Trend auf die verbesserte Sicherheitsausstattung in den Fahrzeugen zurück, denn die Zahl der Unfälle stieg insgesamt um 4,3 Prozent an. In vielen Fällen ist dabei neben Leichtsinn weiterhin auch die gefährliche Ablenkung durch das Handy eine Unfallursache.

Wer zum Beispiel eine SMS-Nachricht während der Fahrt liest, legt oft erhebliche Strecken im „Blindflug“ zurück. Die Polizei hat jetzt für 170.000 Euro „Ablenkungssimulatoren“ angeschafft. Diese sollen in Schulen und in Fußgängerzonen aufgebaut werden, um Verkehrsteilnehmer vor der Gefahr zu warnen.

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