Rhein-Derby am SamstagPolizei rechnet mit 900 „Problemfans“ in Köln

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Polizeieinsatz Fußball Symbol

Symbolbild

Köln – Aus Sicht eines FC-Fans ist Klaus Rüschenschmidt wahrscheinlich ein gutes Omen. Seinen bislang letzten Fußballeinsatz leitete der Kölner Polizeidirektor im November 2018: Der FC siegte damals noch in der Zweiten Liga 8:1 gegen Dynamo Dresden – und vor dem Stadion blieben die im Vorfeld befürchteten Fan-Krawalle aus. Kritiker warfen der Polizei im Anschluss Panikmache vor, und auch innerhalb des Clubs soll so mancher das ganz ähnlich gesehen haben. Offen blieb freilich, ob die Polizei tatsächlich schwarz gemalt hatte – oder ob nur nichts passierte, gerade weil die Einsatzkräfte so gut vorbereitet waren.

Polizei rechnet mit 900 „Problemfans“

Am Samstag steht das nächste Hochrisikospiel an: 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach. Und wieder stellt sich die Polizei nach eigenen Worten auf eine „besondere Gefahrenlage“ ein. Die Behörde rechnet mit etwa 400 „Problemfans“ aus Mönchengladbach und 500 aus Köln. „Die führen nichts anderes im Schilde, als bei irgendeiner Gelegenheit Gewalttaten zu begehen“, sagt Einsatzleiter Rüschenschmidt. Man habe bisher zwar keine konkreten Erkenntnisse über geplante Auseinandersetzungen. Aber die Erfahrung aus vergangenen Derbys sowie verschiedene Vorfälle in den vergangenen Monaten zeigten, dass gewaltbereite Schläger der beiden verfeindeten Fan-Lager mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ die Auseinandersetzung suchen werden – entweder im, am oder irgendwo um das Stadion herum.

„Radikale Straßenkämpfer“

Die Gladbacher haben dieser Tage bereits eine Kleiderordnung vorgegeben: „Derby – Samstag 10.00 Uhr – Schillerplatz – Alle in Schwarz“ heißt es auf einem Flyer, mit dem die Ultra-Gruppierung Sottocultura über den Treffpunkt für die Abfahrt nach Köln am Samstag informiert. Der Sonderzug mit 1100 Gladbach-Fans wird gegen 12.15 Uhr am Bahnhof in Ehrenfeld eintreffen. Von dort geht es mit Sonderbahnen der KVB über den Gürtel und die Aachener Straße zum Stadion – begleitet von einem Großaufgebot der Polizei. Insgesamt 1500 Beamte sowie 18 Polizeipferde und vier Wasserwerfer fährt die Behörde auf. „Wir hoffen, dass wir sie nicht einsetzen müssen“, sagt Rüschenschmidt.

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Die stellvertretende Polizeipräsidentin Miriam Brauns spricht von „radikalen Straßenkämpfern“, wenn sie die gewaltbereiten Chaoten meint. Diese begingen „im Namen des Sports nicht nachvollziehbare Straftaten“ und nähmen dabei auch „keine Rücksicht auf Dritte“. Aufgabe der Polizei sei es, dafür zu sorgen, dass alle friedlichen Fans und Familien sicher ins Stadion kämen. Insgesamt 38 „Problemfans“ (25 aus Köln) hat die Polizei mit Bereichsbetretungsverboten belegt – sie dürfen sich am Samstag dem Stadion nicht nähern.

KVB appelliert an Fans

Der 1. FC Köln möchte sich offiziell nicht zum bevorstehenden Polizeieinsatz und dem offenkundigen Problem mit gewaltbereiten Fans äußern. Das war in der Vergangenheit häufiger so vor Risikospielen. Dabei könnte der Verein so viel erzählen über die eigenen massiven Anstrengungen, dafür zu sorgen, dass rund ums Spiel alles friedlich bleibt. Allein 700 Ordner sollen im und am Stadion im Einsatz sein. Zusätzliche Brisanz erhält das Derby, weil es das erste Aufeinandertreffen beider Fangruppen ist, nachdem Kölner Ultras beim Heimspiel im Januar 2018 eine Zaunfahne der Gladbacher Ultra-Gruppe „Scenario Fanatico“ gestohlen und in die Südkurve übergeben hatten – getarnt und verkleidet als Stadion-Ordner. Zweieinhalb Monate später revanchierten sich Gladbacher Ultras und klauten die Kölner Zaunfahne der „Boyz“ während des FC-Auswärtsspiels in Hoffenheim. Zuletzt waren Kölner und Gladbacher Gewalttäter am 24. August in Mönchengladbach aufeinander losgegangen, nachdem Kölner mit ihrem Auto einen Bus mit Gladbacher Ultras gestoppt hatten – ein Kölner wurde dabei schwer verletzt.

Die KVB appelliert indes eindringlich an alle Fans, die Bahnen heil zu lassen. „Das war bei den letzten Derbys nicht immer der Fall“, sagte Detlef Friesenhahn, Bereichsleiter Fahrgastsicherheit. „Lassen Sie Ihre Wut nicht an den Fahrzeugen aus, die können nichts für das Ergebnis. Wir brauchen die Fahrzeuge am Montag wieder im Berufsverkehr.“

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