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Riesige Fridays-for-Future-Demo geplant„Am Freitag sind alle Kölner gefragt“

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Im Mai demonstrierten 12.000 Menschen für Klimaschutz – eine Zahl, die am Freitag  übertroffen werden soll. Archivfoto

Köln – „Am Freitag sind alle Kölner gefragt, sich dem Protest anzuschließen“. Jensen Winter, Sprecher von Fridays for Future Köln, rechnet mit mindestens 20000 Menschen, die sich um 11 Uhr auf dem Hans-Böckler-Platz zum Klimastreik versammeln werden. „Aber es könnten gut auch 30000 Teilnehmer werden.“ Der Demonstrationsaufruf geht an alle Generationen: Nicht nur in Köln, sondern weltweit wird an diesem Tag an sehr vielen Orten für den Klimaschutz gestreikt. Ziel der Veranstalter ist, dass es die größte Klima-Demo der Geschichte der Erde wird. „Weil keine nachhaltige Politik in Sicht ist, ist es Zeit, dass nicht nur die Schüler, sondern alle gemeinsam aufstehen und auf die Straße gehen“, heißt es in dem Aufruf der Kölner Gruppe. „Wir brauchen alle Erwachsenen, damit es ein kraftvolles Zeichen wird“, betont Jensen Winter.

Die Schüler von Fridays for Future haben ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis hinter sich versammelt: Den Kölner Aufruf haben neben anderen der Bund für Umwelt und Naturschutz, Greenpeace und die Gewerkschaft Verdi unterzeichnet. Daneben sind zahlreiche Gruppen dabei, die sich mit Fridays for Future solidarisieren: Eltern, Großeltern, Wissenschaftler, Ingenieure. Das ausgewählte Datum hat einen Hintergrund: Am 20. September tagt in Berlin das Klimakabinett und entscheidet darüber, wie es mit dem Klimaschutz in Deutschland weitergehen soll. Zeitgleich wird in New York der UN-Klimagipfel vorbereitet, der am Tag darauf beginnt.

Start am Hans-Böckler-Platz

Nach der Auftaktkundgebung um 11 Uhr auf dem Hans-Böckler-Platz wird sich der Demonstrationszug um 12 Uhr in Richtung Innenstadt in Bewegung setzen. Der Weg verläuft von der Venloer Straße über Magnusstraße und Neumarkt zum Rudolfplatz. Gegen 15 Uhr findet bis auf dem Hohenzollernring zwischen Friesenplatz und Rudolfplatz die Abschlusskundgebung statt. Die Polizei erwartet, dass es zu Verkehrseinschränkungen kommen wird. Sie rechnet mit längerfristigen Sperrungen entlang des Demonstrationswegs. 

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Viele Erwachsene wollen sich mit der jungen Generation solidarisieren. „Ich finde es klasse, dass wir durch unsere Kinder richtig wach geworden sind“, sagt Giovanni Navichoc, Ingenieur und Vater dreier Töchter. Der Ruf der Kinder nach solidarischer Unterstützung müsse jetzt gehört werden. „Schließlich sind wir die Generation, die jetzt am Hebel des Handelns sitzt.“ Nicolin Gabrysch hofft, dass viele so denken. Sie ist Mitorganisatorin von Parents for Future Köln und Mutter von zwei Kindern im Alter von elf und neun. „Das Zeichen muss unübersehbar sein, dass es so nicht weitergeht. Schluss mit Trippelschritten und Lippenbekenntnissen. Die Zeit drängt.“

Streiken als Betriebsausflug

Für die Erwachsenen, die mit auf die Straße gehen wollen, ist die Lage im Hinblick auf den Streik unübersichtlich: Viele große und auch kleine Unternehmen geben ihren Mitarbeitern frei, um für die Einhaltung des Pariser Abkommens und gegen die Klimazerstörung zu protestieren. Alle anderen müssen einen Urlaubstag opfern, Überstunden abbauen oder sich „außerhalb der Arbeitszeit“ beteiligen, wie die Gewerkschaft Verdi betont. Jörg vom Stein, Chef des Energiebüros vom Stein, hatte eine andere Idee: „Wir haben das jetzt einfach als diesjährigen Betriebsausflug für unser ganzes Büro deklariert.“ Alle zwölf Mitarbeiter gehen gemeinsam auf die Demo und anschließend bei „Bunte Burger“ vegane Burger essen.

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Vom Stein hat schon als 19-Jähriger Kröten über die Straße getragen und ist seit 30 Jahren im Klimaschutz engagiert: „Gleitzeit, Überstundenabbau, da können die Arbeitgeber jetzt noch bis Freitag kreativ werden.“ Kevin Tatla vom Vorstand der Bezirksschülervertretung hat die Aufgabe übernommen, die Kölner Schülerschaft – auch über den Demonstrationstag hinaus – mit Fridays for Future zu vernetzen. „Dazu haben uns die Schüler beauftragt.“

Ziel der Fridays-for-Future-Bewegung ist unter anderem der Kohleausstieg bis 2030, eine nachhaltige Landwirtschaft sowie eine umfassende Mobilitätswende mit einem flächendeckenden Öffentlichen Nahverkehr für alle. Die Maßnahmen sollen sozialverträglich gestaltet werden und nicht zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen gehen.

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