Rizin-Bomber-Prozess in KölnAngeklagte Yasmin H. äußert sich zum ersten Mal

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Die Angeklagte Yasmin H. beim Prozess in Düsseldorf.

Köln – Vom frühen Tod ihrer Mutter, die im Rotlichtmilieu arbeitete, über ihre eigenen Beziehungen, aus denen sieben Kinder hervorgegangen sind, bis zur Konversion zum Islam – erstmals hat sich Yasmin H. , die mit ihrem Mann Sief Allah H. in Chorweiler einen islamistisch motivierten Bombenanschlag mit dem Gift Rizin vorbereitet haben soll, am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht geäußert.

Hätte sie nicht damit begonnen, hätte der Staatsschutzsenat unter Vorsitz von Jan van Lessen die Vertreterin der Bundesanwaltschaft das Plädoyer halten lassen. Unter diesem Druck begann Yasmin H. zu reden, obwohl sie mit ihrer schriftlichen Vorbereitung nicht fertig geworden war.

Bundesanwaltschaft wirft Verteidigern Prozessverschleppung vor

Zuvor hatte sich die Konfrontation zwischen ihrer Verteidigung und dem Senat zugespitzt. Van Lessen verlas eine Anordnung, wonach es keines formellen Beschlusses bedürfe, jüngste Beweisanträge der Anwälte zurückzuweisen, denn sie dienten nur der Prozessverschleppung.

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Schon zuvor habe es die Verteidigung unternommen, das Verfahren mit überflüssigen Beweisanträgen „in die Länge zu ziehen“, oder versucht, es mit Befangenheitsanträgen anzubrechen. Empört sprach Verteidiger Ali Aydin von einem „Armutszeugnis“: Die Richter hätten ihre Entscheidung bereits zu Beginn des Verfahrens getroffen und deshalb kein Interesse an einer fairen Sachaufklärung.

Yasmin H. gibt Einblicke in ihr Leben

Yasmin H.s Worte lassen sich so zusammenfassen: Als Fünfjährige erlebte sie, dass ihre Mutter, eine Prostituierte, vor ihren Augen zusammenbrach und starb. Das habe sie nie „verarbeiten“ können, sagte sie. Danach wuchs sie bei der Schwester der Mutter und deren Mann, die sie adoptierten, und den Großeltern auf. Die Verwandten hätten sie „gut behandelt“, aber „viel Alkohol“ getrunken; die Probleme nahmen zu.

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Früh zog Yasmin H. aus, machte eine Ausbildung zu Arzthelferin. Vom Vater ihrer ersten Tochter, die 1995 zur Welt kam, trennte sie sich bald. Ein paar Jahre später heiratete sie einen Algerier, bekam mit ihm drei Kinder. „Ich wollte immer eine große Familie und eine gute Mutter sein“, sagte sie, die mehrere Fehlgeburten zu verkraften hatte. 2004 konvertierte sie „freiwillig und aus voller Überzeugung“ zum muslimischen Glauben, den sie „von seiner schönen Seite kennen gelernt“ habe: „Der Islam hat meine ganzen Fragen beantwortet und mich beruhigt.“ Dann zerbrach die Ehe. Aus der kurzen Beziehung mit einem Mann aus Tadschikistan stammt Yasmin H.s fünftes Kind.

Yasmin H. lernte Sief Allah H. im Internet kennen

Über das Internet lernte sie schließlich Sief Allah H. kennen; im Oktober 2015 heirateten sie in seiner Heimat Tunesien, im November 2016 kam er nach Deutschland. „Sehr schwierig“ sei diese Ehe gewesen, sagte Yasmin H., die mit dem Angeklagten eine Tochter und einen Sohn hat. Im Juni 2018 wurde er verhaftet, sie selber im Monat darauf. Im Gefängnis kämpfe sie „den ganzen Tag“ mit sich aus Sorge um die Kinder.

Am kommenden Freitag wird die 44-Jährige sich weiter äußern. Ali Aydin und Seda Başay-Yıldız, ihre Verteidiger, haben den Senat bisher nicht davon überzeugen können, sie habe nicht gewusst, dass ihr radikalisierter Mann an einer Bombe gebaut und Rizin hergestellt habe.

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