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Prozess gegen Rizinbomber aus KölnWas verschweigt die Ehefrau von Sief Allah H.?

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Sief Allah H. im Gerichtssaal in Düsseldorf

Köln – Die Ehe von Sief Allah H. (30) und Yasmin H. (43), die angeklagt sind, von Herbst 2017 an in Chorweiler einen Terroranschlag mit einer Biokampfstoffbombe vorbereitet zu haben, ist offenbar von Anfang an vom gemeinsamen Wunsch geprägt gewesen, in das Herrschaftsgebiet der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) auszuwandern. Das geht aus einem Brief der Angeklagten hervor, der für Nachbarinnen bestimmt war und am Freitag im Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht vorgelesen wurde.

Geheiratet hatte das Paar im Herbst 2015 in Tunesien; im Wege der Familienzusammenführung kam Sief Allah H. nach Deutschland. Während Yasmin H. wegen Kindern aus früheren Verbindungen, die mit im Haushalt lebten, an Köln gebunden war, unternahm ihr Mann Versuche, nach Syrien zum IS zu gelangen. Das belegen auch andere Dokumente, etwa eine Mitteilung des Bundesverfassungsschutzes, der zufolge Sief Allah H. im September 2017 in die Türkei einreiste in der Absicht, „vom IS kontrolliertes Gebiet zu betreten“.

Yasmin H. schickte ihm Geld in die Türkei. Er kam nicht weiter, denn die Grenze zu Syrien war dicht. Über Italien kehrte er zurück. An einer erneuten Reise war er gehindert, weil er seinen Pass verloren hatte. Im Brief steht, er habe ihre Kinder, die für ihn ohnehin „Kuffar“ (Ungläubige) waren, verdächtigt, ihm den Reisepass entwendet zu haben, und auch ihr selber, Yasmin H., die Hölle heiß gemacht: Sie sei eine Verräterin und Spionin, habe er ihr vorgehalten und die „Talaq" (Scheidung) ausgesprochen.

Ehefrau schaltete Polizei ein

Die Streitigkeiten führten im Januar 2018 dazu, dass Yasmin H. die Polizei einschaltete. In dieser Situation verfasste sie den Brief. Sie habe Sief Allah H. „sehr geliebt und immer zu ihm gehalten“, doch nach einem Jahr, in dem es „fast nur Streit und Prügeleien“ gegeben habe, sage sie sich, sie hätte besser nicht noch mal heiraten sollen.

Zum Schluss wird deutlich, dass sie Brisantes zurückhält. Sie könne nicht alles sagen, „gerade hier in Deutschland nicht“; mit Bezug auf den IS schreibt sie: „Da ist mehr, als ihr denkt“. Bei der Polizei habe sie manches zugunsten ihres Mannes verschwiegen; das tat sie auch im eigenen Interesse: „Wenn er auffliegt durch mich, gehen wir in den Knast und die Kinder ins Kinderheim.“ Was wusste sie? Inwieweit war Yasmin in die Anschlagspläne verwickelt? Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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