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Doch keine SprengungDas Deutsche-Welle-Hochhaus bleibt den Kölnern noch erhalten

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Die markanten Hochhaus-Silhouetten des Deutschlandfunks und der Deutschen Welle bleiben den Kölnern vorerst erhalten.

Köln-Raderberg – Seit 38 Jahren prägt ein recht eigenwilliges Hochhaus-Ensemble die Stadtsilhouette im Kölner Süden. Die Sendezentrale des Deutschlandfunks und das schlanke Doppelhochhaus der Deutschen Welle wurden Ende der 70-er Jahre am Raderberggürtel gebaut. Letzteres war damals hinter dem Kölner Dom (157,4m) und dem Colonia Hochhaus (147m) mit seinen 138 Metern das dritthöchste Gebäude Kölns.

Generationen von Journalisten haben von hier aus kritisch und kompetent über das Geschehen in der Welt und für die Welt berichtet. Als die Deutsche Welle vor 15 Jahren den Sendebetrieb in den sogenannten Schürmannbau nach Bonn verlagerte, blieben die Kollegen vom Deutschlandfunk dem Kölner Standort treu.

So richtig gemütlich sieht es aber rund um ihren Arbeitsplatz nicht aus, denn die Pläne des neuen Eigners, das seit Jahren leerstehende, asbestverseuchte Deutsche Welle-Hochhaus abzureißen, kommen nicht richtig voran. Bereits mehrfach mussten die Eigentümer, die Wohnkompanie und deren Partner Bauwens Development, ihre Planungen verändern und verschieben.

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Da die ehemalige Zentrale der Deutschen Welle stark mit Spritzasbest belastet ist, wurde zunächst im August 2015 damit begonnen, die krebserregenden Asbestfasern Etage für Etage vorwiegend mit Muskelkraft zu demontieren und auf einer Spezialdeponie zu entsorgen. Nach der Entkernung sollte das Haus eigentlich Mitte 2018, also in diesem Jahr gesprengt werden. In alten Pressemitteilungen war sogar schon die Uhrzeit für das „Sprengspektakel“ für 10 Uhr morgens angekündigt. Baustatiker hatten bis dahin stets ausgeschlossen, dass eine Sprengung Auswirkungen auf das nur 35 Meter entfernte Hochhaus des Deutschlandfunks und die dortige empfindliche Sendetechnik haben würde. Die Trümmer sollten auf die genau entgegengesetzte Seite des Areals fallen. Größere Erschütterungen, Risse und Bodenhebungen würden nach Meinung der Experten nicht auftreten.

Ganz anders wurde die Sache bei den Verantwortlichen des Deutschlandfunks gesehen – dort wurden massive Auswirkungen auf das eigene Gebäude und die Sendetechnik befürchtet. (Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete am 6.6.2016 : „So soll die Weltrekord-Sprengung in Köln ablaufen“.

Überraschende Wendung

Vor einem Monat kam dann plötzlich die überraschende Wende. Der Investor, der auf dem Gelände 700 neue Wohnungen bauen will, machte einen Rückzieher in Sachen Abbruchprozedere. Die Sprengung sei zu gefährlich für das Gebäude des Deutschlandfunks und für die angrenzenden Wohnhäuser, der Stahlteil des alten Deutsche-Welle-Hochhauses solle nun weitgehend konventionell mit Baumaschinen abgetragen werden. Das Streichholz an der Zündschnur ist erstmal vom Tisch, das Veto des Deutschlandfunks gegen die Sprengung aus dem Nachbarhaus hat sich gelohnt. Weshalb die Baustatiker noch vor zwei Jahren zu ganz anderen Ergebnissen gekommen sind, das bleibt wohl ein kölsches Geheimnis.

Die Kölner sind damit um ein Sprengspektakel gebracht, können sich aber im Anflug auf ihre Heimatstadt nach wie vor an den beiden bunten Türmen mit den markanten Farbverläufen orientieren.

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