Keine AusnahmeregelungGodorfer Realschule bekommt keine Hauptschulklassen

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Die Godorfer Realschule

Die Godorfer Realschule

Godorf – Die Realschule in Godorf gibt ihren Plan auf, einen Hauptschulzweig einzurichten. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Schulkonferenz bereits im Oktober. Die Schulverwaltung übermittelte die Entscheidung aber erst jetzt den zuständigen politischen Gremien. Damit scheitert eine Bemühung, Hauptschülern aus dem Kölner Süden nach der Schließung der Hauptschule in Rodenkirchen weite Wege zu ersparen.

Sie müssen in den nächsten Jahren zum Großen Griechenmarkt oder in die Nachbarkommunen Wesseling und Brühl fahren. "Das hat mit Wohnortnähe nichts mehr zu tun", sagte der stellvertretende Schulleiter der Johannes-Gutenberg-Realschule Andreas Koch.

Godorfer Realschule hatte auf Ausnahmeregelung gehofft

2016 hatte seine Schule vorgeschlagen, Schüler mit Hauptschulempfehlung in einem eigenen Klassenzug aufzunehmen. Den Bedarf gebe es: "De facto sind die siebten Klassen an Hauptschulen gut ausgelastet", sagt Koch und erläutert, warum er glaubt, dass Hauptschulen weiter gebraucht werden. Eltern sind nicht an die Empfehlung der Grundschule gebunden. Viele wählen für ihre Kinder deshalb andere Schulformen.

Weil die Gesamtschulen der großen Nachfrage aber nicht gerecht werden, landen viele von ihnen auf Gymnasien oder auf der Realschule. Schaffen sie dort die Versetzung von der sechsten in die siebte Klasse nicht, müssen sie die Schulform verlassen. Das entspricht dem Gedanken des gegliederten Schulsystems. Anders verfährt die Gesamtschule als integrierte Schule. Dort werden den Schülern Kurse verschiedener Leistungsstufen angeboten. Statt ein Jahr zu wiederholen, wechseln sie die Kurse. Im Verwaltungsdeutsch heißt das Binnendifferenzierung.

Das bedeutet, dass die Fluktuation in den Gesamtschulklassen extrem gering ist. Sie fallen damit aber auch als Alternative für Schüler aus, die an einer Realschule oder an einem Gymnasium am Ende der sechsten Klasse nicht versetzt werden. Ab dem Schuljahr 2019/2020 wird an der auslaufenden Hauptschule in Rodenkirchen - der einzigen im Kölner Süden - keine siebte Klasse mehr unterrichtet. "Den Bedarf wird es aber weiterhin geben", sagt Koch. Und in diese Bresche wäre die Godorfer Realschule gerne gesprungen, hätte sie denn die Erlaubnis für einen eigenen Hauptschulzweig erhalten. "Wir hatten auf eine Ausnahmeregelung gehofft", sagt der stellvertretende Schulleiter Koch.

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Die von ihm und seinen Kollegen vorgeschlagene "externe Differenzierung" ist in Ausnahmefällen erlaubt, laut Koch im ländlichen Raum. Als solchen stuft das Schulministerium den Kölner Süden aber offensichtlich nicht ein. Der Realschule wurde signalisiert, dass ihrem Plan kein Erfolg beschieden sein wird.

"Unzumutbare Mehrbelastung" für die Lehrer

Die im Schulgesetz mindestens geforderten "zwei Drittel der Stundentafel" binnendifferenziert, also im gemeinsamen Unterricht, anzubieten, kommt für die Schulkonferenz nicht infrage. "Realschulklassen besitzen ohnehin schon eine große Heterogenität", schreibt die Schulleitung erläuternd an die Schuldezernentin der Stadt. Neben den "üblichen Leistungsunterschieden" integriere die Realschule Kinder aus Flüchtlingsfamilien und "im Zuge der Inklusion" Kinder mit Förderbedarf.

Ein integrierter Hauptschulzweig würde zu einer "unzumutbaren Arbeitsmehrbelastung der Kolleginnen und Kollegen" führen. Eltern, Lehrer und Schüler fassten deshalb den Beschluss, den Plan nicht weiter zu verfolgen. Damit bleibt der Schule demnächst nichts anderes übrig, als einige der Schüler, die am Ende der sechsten Klasse gehen müssen, auf mitunter sehr weite Wege zu schicken.

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