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Köln-SürthOpen-Air-Ausstellung zeigt Masken als Zierde und Zaumzeug

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Fotografin und Künstlerin Shokoufeh Eftekhar vor der Galeriewand der Fuhrwerkswage. 

Köln Sürth – Masken – sie bedecken das Gesicht und verschleiern die Identität ihrer Träger. Hierzulande werden sie an Karneval freiwillig getragen, woanders nicht. Das Wort Maske stammt übrigens aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie Narr, Scherz, Posse. Die traditionelle Maske hat im eigentlichen Sinn also wenig zu tun mit dem derzeit aktuellen Mund-und Nasenschutz, der so gar nicht lustig ist, der jedoch die Gesellschaft sensibel macht fürs Maskentragen schlechthin. Eine Ausstellung in der Sürther Fuhrwerkswage widmet sich nun dem Thema Masken und Selbstzensur.

Besonders kunstvolle und auch provokante Masken werden derzeit an der Mountainview-Gallery an der Ostwand des Kunstraums Fuhrwerkswaage präsentiert. Es sind großformatige Fotos, die iranische und marokkanische Künstlerinnen und Künstler schon vor der Pandemie aufgenommen hatten. Die fast skulpturalen Masken sind faszinierend anzusehen – schön und gleichzeitig verstörend.

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Jedes Foto hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Inhalt. Die Akteure auf den Plakaten der beiden Künstlerinnen Shokoufeh Eftekhar und Naghmeh Jafari Firouzabadi tragen zum Beispiel einen geschmückten Gurt um den Kopf, der den Mund bedeckt. Die beiden Fotografinnen thematisieren mit ihrer Arbeit die weit verbreitete „innere Zensur“. Man schweigt und behält seine Meinung für sich – um keine Nachteile zu erfahren. Mit diesem „Zaumzeug“ wurden bereits im England des 17. Jahrhunderts vorwiegend Frauen zum Schweigen gebracht, als Strafe.

Ein Zugwaggon voller Frauen

Shokoufeh Eftekhar kam zur Eröffnung der Draußen-Ausstellung aus Essen angereist. Die 20-Jährige studiert dort Fotografie und Medienkunst. Ihre „Zaumzeug“-Trägerin hat sie in Teheran in einem Zugwaggon fotografiert, der gemäß der Geschlechtertrennung nur mit Frauen besetzt ist. Alle acht Arbeiten haben gemeinsam, dass sie Sachverhalte hinterfragen und durch das Verdecken Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Zu sehen sind Masken aus Ledergürteln, helmartige Kupfermasken und reich verzierte Stoffmasken, die trotz Verhüllung „stolze“ Identität vermitteln sollen. Die Porträts wurden in erster Linie von der Co-Kuratorin der Fuhrwerkswaage, Nazgol Majlessi, zusammengetragen. „Der Passant kann und soll stehen bleiben und die Arbeiten in Ruhe betrachten“, sagt sie. 24 Stunden ist die Open-Air-Galerie an der Bergstraße 79 geöffnet, in den Nachtstunden sind die Großplakate beleuchtet.

Kunst im Freien, Tag und Nacht

Der Kurator der Fuhrwerkswaage, Jochen Heufelder, bedauert, dass die Halle wegen Corona nicht öffnen kann, ein Jahresprogramm wäre vorbereitet. „Aber wir können Kunst wenigstens im Freien erlebbar machen“, sagt er. Es ist die dritte Open-Air-Ausstellung, die viel Beachtung finde.

Seit Anfang des Jahres steht fest, dass die Fuhrwerkswaage am traditionellen Standort erhalten bleibt. Der jetzige Eigentümer ist die neu gegründete Kunstraum Fuhrwerkswaage gGmbH, Betreiber ist nach wie vor der Förderverein Fuhrwerkswaage. Demnächst soll das historische Backsteingebäude renoviert werden.

Die Masken sind noch bis 28. Februar an der Fuhrwerkswaage, Bergstraße 79, zu sehen. www.fuhrwerkswaage.de

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