Kölner BücherschränkeWer tauscht hier was? Ein Besuch auf dem Eierplätzchen

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Der Eierplätzchen ist ein reger Treffpunkt für die Südstädter - dazu trägt auch der Bücherschrank bei.

Der Eierplätzchen ist ein reger Treffpunkt für die Südstädter - dazu trägt auch der Bücherschrank bei.

Köln-Innenstadt – "Biss zum Morgengrauen" von Stephenie Meyer, ein Chemiebuch, eine Biografie von Robbie Williams - das sind ziemlich unterschiedliche Werke. Sie stehen im offenen Bücherschrank am Eierplätzchen in der Südstadt. Hier können Bürger Bücher ablegen, die sie nicht mehr benötigen - und jene rausnehmen, die sie gern lesen möchten.

Was den einen nicht mehr fasziniert, mag für den anderen eine literarische Bereicherung sein. "Ich liebe diese Bücherschränke. Obwohl ich nicht in der Südstadt wohne, komme ich gerne zum Lesen her", erzählt Corinna, die in Kalk wohnt. Obwohl: "In Kalk gibt es mittlerweile auch einen."

Bürgerstiftung fördert die Vernetzung

Die Idee ist eine Erfolgsgeschichte. Anwohner berichten, dass es immer mehr Schränke gibt, an denen Besucher sich kostenlos bedienen dürfen, am Rheinauhafen, am Rathenauplatz, an der Ruhrorter Straße - insgesamt 25 Stück soll es in Köln geben. Das "Projekt Eselsohr", wie es liebevoll genannt wird, ist von der Bürgerstiftung in Köln initiiert und organisiert worden. Die Stadt Köln übrigens hat mit der Aktion nichts zu tun. Den Mitgliedern der Bürgerstiftung war es ein Anliegen, den literarischen Austausch zu fördern.

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Sie kümmert sich um die Instandhaltung des Schranks und fördert über die Vernetzung im Projekt Eselsohr einen Austausch mit anderen Tausch-Freunden, ist auf dem Plakat des hölzernen Schrankes zu lesen. Besonders ehrenamtlich engagierte Bürger und Mitglieder der Interessengemeinschaft können eine Patenschaft übernehmen. Sie sorgen dafür, dass unerwünschte Bücher entfernt werden und die Glasscheiben stets sauber sind.

Bücherschrank führte schon zu einem Kunstprojekt

Die Bücher eignen sich übrigens nicht nur zum Lesen. Das veranschaulicht Mediendesigner Johannes Guerreiro: "Ich habe mir ein englisches Grammatikbuch herausgenommen, weil ich den Einband so schön fand. Dann habe ich angefangen, auf den Seiten zu malen. Somit hat mich der Bücherschrank zu einem ganz neuen Kunstprojekt geführt."

Nun schaut der 36-Jährige häufiger nach originellen Einbänden. "Ich nutze die Vergangenheit des Buches und führe sie mit meinen Zeichnungen weiter. Man könnte jetzt sagen, dass das total bescheuert ist. Mir macht es allerdings sehr viel Freude."

Bücherschrank für Rodenkirchen - insgesamt 25 Exemplare in Köln

Einen Bücherschrank für den Maternusplatz hat die Bezirksvertretung jetzt einstimmig beschlossen. Der Verein "Treffpunkt Rodenkirchen" will die Patenschaft übernehmen. "Wir werden aufpassen und dafür sorgen, dass keine Schrottbücher im Schrank stehen", sagte Wolfgang Behrendt vom Vorstand des Vereins. Der verglaste Stahlschrank, den Hans-Jürgen Greve entworfen hat und vertreibt, soll am Rand des Platzes, direkt an der Maternusstraße zwischen den Blumenkübeln aufgestellt werden.

Nach Belieben Bücher herausnehmen

Die Bürgerstiftung Köln hatte das Projekt vor sechs Jahren erstmals angeregt und in diesem Frühjahr den Bücherschrank erneut beantragt. Er kam nun als Verwaltungsvorlage in die Bezirksvertretung. Wann der Schrank aufgebaut wird, steht offenbar noch nicht fest.

Insgesamt 25 öffentliche Bücherschränke gibt es mittlerweile in Köln, die Tendenz ist steigend. Initiiert wurde das "Projekt Eselsohr" von der Bürgerstiftung Köln. Dabei können nach Belieben Bücher herausgenommen werden, und wer möchte, kann sie auch wieder abgeben - das Ganze ist kostenlos.

Partner des Projekts am Eierplätzchen sind die Sparkasse Köln-Bonn, der Autohersteller Ford, die Kneipe Backes sowie Künstlerin Anke Köwenig und Schriftstellerin Elke Heidenreich. (süs/lyd)

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