Kölner sind empörtSüdstadt-Villa in Bayenthal wird abgerissen

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Die Villa an der Schönhauser Straße steht leer und soll abgerissen werden.

Die Villa an der Schönhauser Straße steht leer und soll abgerissen werden.

Köln-Bayenthal – Reichlich Läden, urkölsche Kneipen und schöne Architektur – die Südstadt lädt zum Bummeln und Staunen ein. Dazu tragen auch viele historische Gebäude bei. Eine der schönsten Villen wird aktuell jedoch abgerissen, was auch in den sozialen Netzwerken für Empörung sorgt: „Eine der letzten schönen Villen in Bayenthal“, schrieb ein Nutzer der Facebook-Seite Meine Südstadt. „Sehr schade!“, „Es wäre eine Schande, wenn es abgerissen wird“ und „Da verschwindet mal eben ein Kleinod an der Grenze zur Südstadt“, protestierten andere.

Gegen Kündigung geklagt

Der ehemalige Hauptmieter des Hauses an der Schönhauser Straße/Ecke Alteburger Straße, Albert Sünder, hatte nach einem langen Rechtsstreit Ende April 2017 seine Koffer packen müssen. „34 Jahre habe ich hier gewohnt“, sagt er. „Die ganze Zeit habe ich mich um das Haus gekümmert, den Garten gepflegt und mehrmals auf eigene Kosten renoviert.“ Trotz allem begründete die Immobiliengesellschaft, die das Haus im Jahr 2015 erwarb, die Kündigung mit dem Argument, dass er seiner Instandhaltungspflicht nicht nachgekommen und das Haus abbruchreif sei (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete).

„Völliger Quatsch, das Haus ist in einem guten Zustand“, sagt der 60-Jährige. So sehen das auch Nachbarn und Freunde, die ihn seither unterstützen und gegen die Kündigung kämpfen. Sünder verklagte die Baufirma. Nach der ersten erfolgreichen Verhandlung am Amtsgericht ging sie jedoch in Berufung, woraufhin weitere Ermittlungen angeordnet wurden. Bei der ersten Berufungsverhandlung im Sommer 2017 gab die Richterin den Mietern Recht und ordnete eine schriftliche Erklärung der Baufirma an, die sich zu anstehenden Sicherheitsinvestitionen äußern sollte.

Diese habe jedoch nie geantwortet, deshalb wurde ein neuer Termin angesetzt, bei dem ein anderer Richter Anfang 2018 wiederum urteilte, die Kündigung sei rechtens gewesen. Zum 30. April musste Sünder das Haus verlassen. Der Kampf, bisher ohne Erfolg, soll jedoch weitergehen. Auch, weil sich die Baufirma noch während des laufenden Prozesses rechtswidrig Zugang zum Grundstück verschafft und mehr als 30 Bäume und Sträucher gefällt habe. So jedenfalls sieht Sünder es.

Die Firma hatte seiner Aussage seinerzeit widersprochen. Das war im März 2017. In diesen Tagen trifft Sünder sich mit einem Anwalt und wird erneut Beschwerde einlegen. „Ich möchte nicht, dass die damit durchkommen“, sagt er. „Dann kann ja jeder ein Haus kaufen und die Mieter einfach rauswerfen.“ Die Villa steht noch an Ort und Stelle, hat aber weder Fenster, Türen noch Dach. Ist sie einmal abgebrochen, soll ein Neubau mit 24 Wohnungen für Flüchtlinge entstehen, sagt Sünder.

Die Stadt Köln fördere dies mit einem Darlehen in Höhe von mehreren Millionen Euro. Auf Anfrage bestätigte die Stadt, dass der Investor im Dezember 2016 eine Förderzusage nach der bis zum 31.12.2017 geltenden „Richtlinie zur Förderung von Wohnraum für Flüchtlinge“ des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten habe. Nach Fertigstellung soll das Objekt durch das Amt für Wohnungswesen gemietet und für die Unterbringung Geflüchteter genutzt werden. Wann der Bau fertig sein wird, ist nicht bekannt. Die Baufirma war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Albert Sünder sucht derweil nach einer neuen Wohnung, aktuell hat er nur eine Unterkunft zur Zwischenmiete. Am liebsten möchte er in der Südstadt bleiben. „Weil ich hier schon immer gewohnt habe und auch nicht mehr weg möchte.“

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