Köln-Rodenkirchen – Beim Tagesordnungspunkt 8.1.12 hob ein kleines Mädchen auf der Zuschauertribüne den Finger und kündigte an, dass es etwas zu sagen habe. Und tatsächlich reichte ihr Bezirksbürgermeister Mike Homann das Mikrofon - ausnahmsweise, denn die Besucher der Bezirksvertretung haben während der Sitzung normalerweise kein spontanes Rederecht.

Die Schülerin der Sürther Brüder-Grimm-Grundschule, die in Begleitung der Eltern und einer Freundin gekommen war, durfte also kurz reden. Sie erzählte, wie ihr in der Schule vor einigen Tagen nach einem Windstoß eine Fensterscheibe vor die Füße plumpste und dabei zersplitterte. Sie und ihre Freundin, die daneben stand, wurden zum Glück nicht verletzt.

„Wie kann es sein, dass sich eine Schule selbst auflöst?“, fragte Karl Wolters, Bezirksvertreter der FDP. Der gefährliche "Fenstersturz" brachte offenbar das Fass zum Überlaufen, und die Rodenkirchener Stadtteilpolitiker machen nun Druck. Sie verlangen von der Gebäudewirtschaft Aufklärung über den baulichen Zustand aller Schulen im Bezirk Rodenkirchen.

Konkret beantragten FDP und Grüne, dass die Verwaltung bis zum kommenden Januar die Mängel an den Grundschulen im Kölner Süden auflisten soll mit Angaben, wann diese behoben werden. Die SPD schloss sich dem gemeinsamen Antrag an und forderte zudem, dass eine solche Mängelliste auch für die weiter führenden Schulen vorgelegt werden soll, spätestens bis Februar. Der ergänzte Antrag wurde einstimmig beschlossen.

Unerträgliche Geruchsbelästigung

„Von abartigen Zuständen an Schulen möchten wir künftig nichts mehr hören“, sagten Karl Wolters und Manfred Giesen von den Grünen. Sie bezogen sich auf einen Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“, in dem vor kurzem eine unerträgliche Geruchsbelästigung auf dem offenbar nicht mehr funktionierenden Jungenklo an der Rodenkirchener Grüngürtelschule angeprangert wurde.

„Wie kann es soweit kommen?“, fragte Karl Wolters und betonte, dass viele Mängel an den Schulen schon jahrelang vorhanden seien. Möglicherweise delegiere die Stadt die Arbeiten zu wenig an die betreffenden Hausmeister.

Bröckelnde Hallendecke

Auch der Vertreter des Jugendforums, Jaap Schäfer, meldete sich zu Wort und kritisierte den schlechten Zustand der Turnhalle des Gymnasiums Rodenkirchen. „Wir befinden uns zwar grundsätzlich auf der Sonnenseite, aber man kann trotzdem nicht akzeptieren, wenn die Hallendecke runter kommt“, sagte Jaap Schäfer, der auch Schülersprecher des Gymnasiums ist.

Zum jüngsten Vorfall an der Sürther Brüder-Grimm-Grundschule äußerte sich in der Sitzung Norbert Müller. Er ist bei der Gebäudewirtschaft zuständig für die Schulen im Bezirk Rodenkirchen. Er berichtete, dass die akute Gefahr inzwischen behoben sei. Alle Fenster seien überprüft und marode Stellen im Kitt ausgebessert worden.

Darüber hinaus sollen alle Fenster bis zum Schuljahresbeginn 2018/19 komplett erneuert werden. Das hätte schon in diesem Jahr geschehen sollen, sei aber wegen Personalmangels verschoben worden. Das undichte Dach werde im kommenden Jahr ebenfalls erneuert, sagte Norbert Müller.

Absperrungen sind ein Ärgernis

Die Reparaturen werden abschnittsweise bei laufendem Schulbetrieb durchgeführt, das sei mit der Schulleitung bereits abgesprochen. Ein Ärgernis an der Sürther Grundschule sind auch die Absperrungen im Eingangsbereich des Gebäudes. Dort werden marode Betonsäulen schon seit den Sommerferien ausgebessert. Spätestens Anfang 2018 sollen die Gitter nach Abschluss der Arbeiten entfernt werden, versprach der Experte von der Gebäudewirtschaft. Auf die Sürther Grundschule kommen voraussichtlich weitere Umbauten zu. Sie wird im kommenden Schuljahr um eine Klasse erweitert und dann fünfzügig sein.