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Renovierung am Bootshaus abgeschlossen„Alte Liebe“ in Köln geht wieder an den Start

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Alte Liebe außen

Die „Alte Liebe“ von außen

Rodenkirchen – „Ich bin startklar“, sagt Dennis Rheinhardt. Er könne eigentlich ab dem 1. Oktober loslegen mit dem Betrieb der Gastronomie auf dem frisch renovierten Traditions-Bootshaus „Alte Liebe". Möglicherweise verschiebt sich die Wiedereröffnung aber noch, denn erst müsse noch die finale Abnahme durch die Bauaufsicht erfolgen.

Danach könne er seine Konzession beim Gewerbeamt abholen; sie würde schon bereit liegen, betont der Eigentümer und Chef des schwimmenden Restaurants, das nahe der Rodenkirchener Autobahnbrücke ankert.

Seit rund zweieinhalb Jahren ist das rot-weiß gestreifte Gastroschiff geschlossen. Immer wieder hat sich der Neustart verzögert – erst wegen Corona und dann, weil die Renovierung länger gedauert hat als geplant. Jetzt sei aber alles fertig. Die neue Küche sei eingebaut, die Technik saniert. Innen und außen, oben und unten sei das Bootshaus hergerichtet und aufgehübscht.

Die Tradition wird fortgeführt – die „Alte Liebe“ bleibt im Familienbesitz

Sämtliche Vorgaben der Ämter seien erfüllt. Auch Kellnerinnen und Kellner habe er gefunden, nur einen Koch und Küchenhilfen würde er noch suchen, berichtet der 33-Jährige. Anfang 2020 hatte er das Bootshaus von seinem Opa Arno Frank übernommen. Nach 50 Jahren wollte der Senior an die junge Generation übergeben und sich mit 80 Jahren zur Ruhe setzen. Ganz geräuschlos ging er allerdings nicht.

Zum Ende seiner Tätigkeit meldete er Insolvenz an. Die ursprüngliche haftungsbeschränkte UG wurde aufgelöst. Enkel Dennis führt das Bootshaus nun als Einzelunternehmer weiter. „Es bleibt im Familienbesitz“, sagt der neue Eigentümer. Es sei ihm wichtig gewesen, die Tradition fortzuführen.

Vom schrottreifen Bootshaus zum Gastronomieschiff

Dementsprechend soll das Konzept im Wesentlichen auch bleiben wie bisher, mit einer eher bodenständigen Küche, ein Boot auch zum Mieten für Familien- und Firmenfeiern. Er hofft, dass er mit weniger Widrigkeiten zu kämpfen haben wird als sein Opa. Dieser hatte 1973 das damals nahezu schrottreife Bootshaus erworben und quasi im Alleingang zu einem Gastronomieschiff umgewandelt. In den 1980er- und 1990er-Jahren ereigneten sich drei schwere Kollisionen mit Frachtern und Tankschiffen, bei denen die Alte Liebe stark beschädigt wurde.

Zudem brannte das Bootshaus zweimal völlig aus, zuletzt im Jahr 2003. Totalschaden. Jedes Mal haben Arno Frank und sein Team das 45 Meter lange, rund 15 Meter breite und 250 Tonnen schwere Bootshaus wieder aufgebaut. Den letzten großen Brand auf der Alten Liebe hat auch Dennis Reinhardt miterlebt. Er ist auf dem Boot aufgewachsen.

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Wegen der Insolvenz im Frühsommer 2020 und der Pandemie konnten einige Familienfeiern nicht stattfinden, für die bereits Anzahlungen geleistet worden waren. Es gibt enttäuschte Stimmen, und Betroffene kritisieren, dass das Geld wohl verloren sei. Dennis Reinhardt beteuert jedoch, dass mit 90 Prozent der Betroffenen einvernehmliche Lösungen gefunden worden seien, die übrigen seien an die Insolvenzverwaltung verwiesen worden.

Historisches

Aufgebaut wurde das Bootshaus vermutlich im Jahr 1911 in Sürth, etwa an der Stelle des heutigen Sürther Bootshauses. Andere Quellen nennen das Jahr 1922. Vom Bootshaus fuhren kleine Proviantkutter zu den fahrenden Lastkähnen, um die Rheinschiffer mit Lebensmitteln zu beliefern.

Zeitzeugen erinnern sich daran, dass im Jahr 1945/46 das Bootshaus als Versorgungsschiff nach Rodenkirchen an ihren heutigen Ankerplatz geschleppt wurde. Zeitweise sollen dort auch Männer untergebracht worden sein, die beim Wiederaufbau der Rodenkirchener Brücke in den Jahren 1952 bis 54 halfen. (süs)

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