Rheinkilometer 681Kölner eröffnen Camping-Saison in Rodenkirchen

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Die Familie Kösters im Vorzelt ihres Wohnwagens

Die Familie Kösters im Vorzelt ihres Wohnwagens

Köln-Rodenkirchen – Wie heißt es so schön: Nur die Harten kommen in den Garten. Das trifft auch – oder vor allem – auf den Rheinkilometer 681 zu. Während ein Teil der Kölner angesichts des Dauerregens am Ostersonntag nach dem Frühstück am liebsten wieder unters Plumeau gekrabbelt wäre, stiegen über dem Campingplatz in Rodenkirchen erste Rauchschwaden auf, und Dutzende von Dauercampern begossen ihr Wiedersehen nach den langen Wintermonaten.

Nasskaltes Wetter, schlammige Wege, aufgeweichter Rasen und eine eindrucksvolle Pfützenlandschaft – all das kann die eingefleischte Outdoor-Gemeinde nicht schocken. Möglicherweise gibt es ohnehin nur zwei Sorten von Menschen: die Frostköttel und die Heizkörper.

Kurze Hosen bei kühlen fünf Grad

Tobias Kösters (26) gehört eindeutig in die letzte Gattung. Bei fünf Grad steht der gebürtige Sauerländer am Sonntagabend in kurzen Hosen am Vorzelt und wendet Nackensteaks und Würstchen auf dem Grill. Währenddessen sitzt der Rest der großen Familie im muckelig warmen Kunststoff-Wintergarten und wartet aufs Essen.

Tobias’ Frau Mary-Jo (26) kam schon als Säugling mit ihren Eltern auf den Platz. Mit 14 lief sie an der Tischtennisplatte dem gleichaltrigen Tobi über den Weg, dessen Eltern ursprünglich durch Bekannte vom Sauerland an die Rodenkirchener Riviera gelockt worden waren. Nach einer ersten Nacht im Zelt waren sie bereits derart infiziert, dass sie sich tags darauf nach einem Wohnwagen umschauten.

Ein Wohnwagen als erste gemeinsame Behausung

Im Jahr 2010 beschnupperten sich Tobi und Mary-Jo bei der Fußball-Weltmeisterschaft etwas näher, und bei den Kölner Lichtern hat es dann richtig gefunkt. Dass die erste gemeinsame Behausung keine Wohnung, sondern ein Wohnwagen war, verwundert nicht wirklich. Erstaunlich ist eher, dass Töchterchen Mae im August vor anderthalb Jahren nicht im Schlauchboot auf dem Rhein zur Welt kam, da das junge Glück bis kurz vor der Geburt noch jede Minute auf dem Wasser auskostete.

Spaziergänger am Ufer schauten der Frau mit dem blonden Pferdeschwanz damals verdutzt auf ihren Kugelbauch, berichten die beiden lachend. Mit sechs Tagen trug Baby Mae einen Strampler mit Zelt-Emblem und dem Schriftzug „Rheinkilometer 681“.

„Die Atmosphäre, die Gemeinschaft, das Miteinander“

„Bei uns im Sauerland fragen uns die Leute immer, was wir bloß in Köln wollen“, berichtet Tobis Vater Mathias Kösters. Die klare Antwort lautet: „Die Atmosphäre, die Gemeinschaft, das Miteinander“, sagt Tobi. Außerdem seien die sanitären Einrichtungen im Vergleich zu anderen Camping-Plätzen ein Traum. „Und man ist direkt am Rhein!“, ergänzt Mutter Lucia.

Die kleine Mae ist kaum im Vorzelt zu halten. Seit sechs Monaten kann sie laufen und springt mit ihren halbhohen Gummistiefeln voller Vergnügen in die Pfützen. Hier gilt die Devise: Nur ein dreckiges Kind ist ein glückliches Kind.

Vorurteile gegenüber Dauercampern

Leider gebe es Dauercampern gegenüber noch immer Vorurteile. „Viele Leute denken, wir hausen da regelrecht und sind den ganzen Tag nur in Jogginghose unterwegs“, sagt Tobi. Dabei hat hier jeder einen kompletten zweiten Haushalt. Mikrowelle und Backofen inklusive.

„Ich bin selbstständig“, erklärt Mathias Kösters, der bei Olpe eine Bauschlosserei betreibt „Ich arbeite sonst immer. Und ich würde zu Hause jetzt am Computer sitzen. Aber hier ist Urlaub.“ Insgesamt ist die Familie mit 13 Zweibeinern und zwei Hunden auf dem Platz. In 14 Tagen soll Maes Schwesterchen zur Welt kommen – eine Zeltgeburt ist nicht ausgeschlossen.

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