Rondorf-WestNeubaugebiet der Öffentlichkeit vorgestellt – Anwohner befürchten Chaos

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sues Rondorf 6 gut besuchte Veranstaltung in der Gesamtschule Foto Süsser

500 Bürger kamen zur Info-Veranstaltung. 

  • 500 Zuhörer bei Info-Veranstaltung – Bürger befürchten Chaos, wenn das Megaprojekt realisiert wird

Köln-Rondorf/Rodenkirchen – Sie können es sich kaum vorstellen, dass direkt neben ihrem Wohnhaus mit dem kleinen idyllischen Innenhof einmal die Stadtbahnlinie 5 vorbeirauschen soll. Möglicherweise ist sogar eine Haltestelle geplant auf dem Nachbargrundstück an der Kapellenstraße, das zum Denkmal geschützten landwirtschaftlichen Anwesen, dem Büchelhof, gehört.

sues Rondorf 1 Quelle Stadt Köln

Das Modell für das Neubaugebiet 

Ruth und Gerd Röhl leben seit elf Jahren als Mieter in dem Haus mit der Nummer 16a, und sie machen sich Sorgen. „Weiter drüben im Westen wäre doch so viel Platz“, finden sie und sind verunsichert, wenn ausgerechnet hier die Linie 5 gebaut werden soll, voraussichtlich ab 2024.

Vom Badezimmer im ersten Stock schaut Ruth Röhl hinunter und hinüber zu den Pferdegattern beim Büchelhof. Dort bietet Willi Kutzeck Reitunterricht an. „Wenn gebaut wird, muss hier alles weg“, sagt er. Gern wäre er zur Öffentlichkeitsbeteiligung gegangen in der vergangenen Woche, um sich zu informieren. Das habe er aber zeitlich nicht geschafft.

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sues Rondorf 5 künftige Nachbarn der stadtbahn linie 5 Ruth und Gerd Röhl

Ruth und Gerd Röhl leben seit elf Jahren als Mieter vor Ort. 

Ruth und Gerd Röhl nahmen auch nicht an der städtischen Veranstaltung in der Gesamtschule Rodenkirchen teil. „Wir können ja sowieso nichts ändern“, sagt Gerd Röhl, der seit 70 Jahren in Rondorf lebt und zudem nicht glauben mag, dass das Großprojekt „zeitnah“ umgesetzt wird. Schließlich sei die Stadtbahn schon seit Jahrzehnten im Gespräch.

Vertreter der Stadtverwaltung und der Planungsbüros „West8“ und „IPL-Consult“ stellten das aktuelle Konzept zum Neubaugebiet am vergangenen Freitag erstmals in großem Rahmen vor. Die Veranstaltung war mit mehr als 500 Bürgern sehr gut besucht, zahlreiche konstruktive Anregungen, aber auch Bedenken wurden vorgebracht. Vorher und nachher wurde ebenfalls rege diskutiert.

Anwesend waren auch Norbert Amand und Holger Coers von der Investorengemeinschaft „Amelis“, die auf 36 Hektar 1300 Wohnungen errichten will sowie Schulen und Kitas. 30 Hektar südlich der A4 werden zu naturbelassene Ausgleichsflächen, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Eine „Entflechtungsstraße“ soll im Norden und Westen um das Neubaugebiet herum führen und in Verlängerung der Husarenstraße auf die Bödinger Straße treffen, zumindest wenn die städtische Vorzugsvariante umgesetzt wird. Für neue Straßen sind vier Hektar eingerechnet.

Linie 5 durchs Neubaugebiet

Die schon lange anvisierte Nord-Süd-Stadtbahn, also die Linie 5, soll möglichst mitten durch das Neubaugebiet führen, diese Variante favorisieren jedenfalls die KVB und die Verwaltung. Allerdings ist auch noch eine Linienführung im Westen des Neubaugebiets im Gespräch. Die Linie 5 ist die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn auf der Bonner Straße und soll unter dem Verteilerkreis Köln hindurch oder oben drüber fahren oder auch ebenerdig kreuzen.

Das steht noch nicht fest, wobei alle drei Varianten machbar und mit Landes- und Bundesmitteln finanzierbar seien, wie Gerd Neweling, Chef beim Amt für Brücken und Stadtbahnbau, erläuterte. 65 Millionen Euro sind bislang veranschlagt als reine Bau- und Planungskosten für die Stadtbahn bis Meschenich Nord, ohne Grunderwerb oder Entschädigungen. Eingeschlossen ist dabei eine – allerdings bei Bürgern strittige – Überführung über den Verteilerkreis. Eine Unterführung käme deutlich teurer, die preiswerteste Möglichkeit sei die ebenerdige Kreuzung, so Gerd Neweling.

Ruf nach Projektsteuerer

Eine zentrale Forderung der Bürger war und ist die zeitgleiche Umsetzung von Wohnungsbau und Infrastruktur. „Wir brauchen einen Projektsteuerer“, verlangte ein Zuhörer und erhielt dafür viel Beifall. Kölns neuer Baudezernent Markus Greitemann kündigte an, dass alle Projekte intensiv abgestimmt werden sollen. „Wir werden eine Projektkoordinationsstelle einrichten“, sagte er zu den Bürgern. Das hat auch die Bezirksvertretung Rodenkirchen schon so beschlossen.

Bürger befürchten durch den Zuzug der Neubürger ein „Chaos“ auf den jetzt schon überlasteten Rondorfer Straßen – trotz neuer nordwestlich verlaufender Entlastungsstraße. „Der Verkehr kann doch gar nicht nach Süden abfließen“, wurde kritisiert. Klaus Harzendorf vom Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung betonte, dass laut einer Untersuchung die Entflechtungsstraße den Verkehr auf allen Hauptstraßen in Rondorf um etwa die Hälfte verringern würde.

Und er wies auf neue Wegenetze für Radfahrer und Fußgänger hin. Die Radwege müssen aber auch beleuchtet werden“, sagte Thomas Grothkopp.

Die Anregungen und Bedenken werden nun gesammelt und fließen in die weitere Bearbeitung der Planvorlagen bei Politik und Verwaltung ein.

Bis zum 16. Juni haben Bürger Zeit, schriftliche Stellungnahmen zu senden an den Bezirksbürgermeister Mike Homann, Bürgeramt Rodenkirchen, Hauptstraße 85, oder per E-Mail. (süs) mike.homann@stadt-koeln.de

Der neue Stadtteil

70 Hektar groß ist das geplante Neubaugebiet südlich der Autobahn A4, westlich des Weißdornwegs, nördlich der Kapellenstraße und östlich der Husarenstraße. Ein Quartierszentrum mit einem Park ist an der Straße „Am Höfchen“ geplant. Auch ein Marktplatz an der Stadtbahn nördlich der Kapellenstraße und nördlich des Büchelhofes ist vorgesehen. 570 Wohnungen in Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern werden gebaut, 780 in zwei- bis fünfgeschossigen Häusern sowie eine weiterführende Schule, zwei Grundschulen und vier Kitas. Für die fünf Kilometer lange Stadtbahnlinie bis Meschenich Nord sind drei bis vier Haltestellen notwendig sowie zwei weitere, wenn die Stadtbahn gut einen Kilometer weiter bis Meschenich Süd fahren soll. (süs)

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