Abo

Hochhäuser in MeschenichProstitution, Müll und Ratten vertreiben Kita vom Kölnberg

Lesezeit 3 Minuten
Seit Monaten wird das Außengelände nicht mehr genutzt – aus Sicherheitsgründen.

Seit Monaten wird das Außengelände nicht mehr genutzt – aus Sicherheitsgründen.

Meschenich – Die städtische Kindertagesstätte am Kölnberg hat ihre Räume im Hochhaus An der Fuhr 5 bis auf weiteres aufgegeben. Der Grund sind unhaltbare Zustände – Prostituierte, Freier und Streitereien vor der Tür, Ratten und herabfallender Müll im Außengelände. Zuletzt hat ein schwerer Gegenstand eines der Plastik-Oberlichter des Flachbaus durchschlagen. Die Kinder werden seit Anfang September in den Räumen der städtischen Kita in der Trenkebergstraße betreut, im dörflichen Teil Meschenichs.

Das Außengelände am Kölnberg hat die integrative Kita seit mehreren Monaten nicht mehr genutzt. Dass die Kinder sogar im Inneren nicht sicher sind, hat wohl schließlich zum Umzug geführt.

„Letztlich kam nur eine Auslagerung in Frage“, teilt Petra Wallraff-Becker vom Schuldezernat mit. Geeignete Gegenmaßnahmen habe man nicht gefunden. Die wohnortnahe Kinderbetreuung sei aber gerade für die Familien am Kölnberg wichtig. Deshalb arbeite man mit der Diakonie, die im Nachbarhaus eine Kita betreibt und unter ähnlichen Problemen leidet, an Plänen für einen neuen Standort in der Nähe. Auch die Polizei könnte mit einziehen. Sie habe zumindest laut Wallraff-Becker Interesse geäußert, eine neue Anlaufstelle einzurichten. Ein Beamter des Bezirksdienstes ist derzeit in einer Wohnung am Kölnberg tätig. Kollegen aus anderen Bezirken unterstützen ihn. Die Wache ist allerdings nicht durchgehend besetzt.

Müll aus oberen Stockwerken im Außengelände

Rukiye Cerrahoglu, eine der betroffenen Mütter, hat Verständnis für den Umzug. „Ich hatte Angst, dass meiner Tochter etwas auf den Kopf fällt“, sagt sie. Sie ist mit der Betreuung eigentlich sehr zufrieden, ihre Vierjährige sei „gut aufgehoben“. Sie empfand aber den Weg zur Kita als unangenehm, berichtet von Freiern, Streitereien und Handgreiflichkeiten. Sie hat oft volle Windeln und anderen Unrat im Außengelände gesehen, offenbar aus den Stockwerken darüber. Cerrahoglu ärgert sich über die Tatenlosigkeit der Hausverwaltung: „Das sind nur ein paar Leute, die Sachen aus dem Fenster werfen. Das könnte man leicht in den Griff bekommen“, sagt sie. Die Hausverwaltung von Alexander Stefanac ist unter anderem für den Außenbereich in der gesamten Hochhausanlage zuständig. Er kennt das Problem, und hat auf die aktuellen Vorfälle reagiert.

„Wir haben die Bewohner des Hauses angeschrieben und darauf hingewiesen, dass die Entsorgung von Müll durch ein Fenster als versuchter Totschlag gewertet werden kann“, sagt er. Das Schreiben werde noch in mehrere Sprachen übersetzt. Außerdem lasse er die Fenster seit einer Woche beobachten. Er will Beweise sammeln und Anzeige erstatten. „Wenn wir da einmal bei jemandem mit der Polizei auftauchen, schreckt das hoffentlich ab“, sagt er. Auch fristlose Kündigungen seien möglich. Warum sich einzelne Mieter so verhalten, kann er nicht nachvollziehen. „Genug Mülltonnen gibt es auf jeden Fall“, sagt er. Eine private Firma reinige die Umgebung der Häuser jede Nacht.

Verwahrlosung, Überbelegung und Kriminalität

Verwahrlosung, Überbelegung und Kriminalität plagen nicht nur die Bewohner am Kölnberg. Von einem „Gefühl der Verunsicherung“ spricht Sozialraumkoordinator Ludger van Elten. Die Bedingungen für gute Sozialarbeit hätten sich zuletzt verschlechtert. Eine Sprecherin der Diakonie berichtet von massiven Problemen, Erzieherinnen für ihre Einrichtung zu finden.

Wie lange die Kinder der städtischen Kita im Ausweichquartier betreut werden, ist ungewiss. „Ich wäre froh, wenn die Kita zurück an den Kölnberg ziehen würde“, sagt Cerrahoglu. Sie wohnt gegenüber der Hochhaussiedlung. In den Räumen hatten die Kinder ihr zufolge zudem mehr Platz. Aber: „Die Sicherheit geht vor.“

KStA abonnieren