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Staatsschutz ermitteltHanau-Gedenkstätte in Köln-Rodenkirchen zerstört

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Gedenkstätte Rodenkirchen Jusos vorher

Die Gedenkstätte für die Hanau-Opfer in Köln-Rodenkirchen vor der Zerstörung

Köln – Eine Gedenkstätte, die an die Opfer des rechtsextremistischen Anschlags von Hanau vor einem Jahr erinnert, ist am Wochenende in Rodenkirchen zerstört worden. Unbekannte rissen zwölf Folien mit Bildern und Namen der in Hanau Getöteten ab und warfen sie die Uferböschung hinunter. Die Kerzen, die ebenfalls Teil des Mahnmals waren, blieben unbeschädigt an dem Geländer oberhalb des Rheinufers. Weil ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt nun der kriminalpolizeiliche Staatsschutz. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte ein Polizeisprecher. Eine politische Motivation sei „genauso möglich wie andere Motive“. Möglich ist also auch, dass sich das politische Motiv im Laufe der Ermittlungen nicht erhärtet.

Die Kölner Jusos – die Jugendorganisation der SPD – hatte die Gedenkstätte am Freitag anlässlich des Jahrestags des Anschlags errichtet. Schon bei den Aufbauarbeiten habe es negative Kommentare von Passanten gegeben, die sich gegen das Denkmal richteten und mutmaßlich rechtsextrem einzuordnen seien, sagte Juso-Chefin Lena-Marie Snelting. Daher gehe die Organisation von einem rechtsextremistischen Motiv aus. „Die Tat beweist einmal mehr, dass Rassismus ein großes Problem in unserer Gesellschaft ist“, sagte Snelting. „Wer nicht davor zurückschreckt, einen Erinnerungsort für getötete Menschen zu zerstören, handelt absolut respektlos.“ Dem Geschäftsführer der Jusos, Timon Marland, sei der zerstörte Gedenkort bei einem Spaziergang aufgefallen, wie die Organisation mitteilte. „Dass Menschen so hasserfüllt sein können, erschüttert mich und macht mich unfassbar wütend“, sagt Marland. „Wir werden die Zerstörung nicht einfach so hinnehmen, sondern werden dagegen angehen.“

Polizei sucht Zeugen

Wann genau das Mahnmal zerstört wurde, ist noch unklar. Die Polizei geht von einem Zeitraum zwischen Samstagnachmittag, 15 Uhr, und Sonntagmittag, 12 Uhr, aus. Die Jusos geben an, dass eine Anwohnerin am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr noch ein unbeschädigtes Denkmal gesehen habe, die Tat also später stattgefunden haben müsste. Die Polizei bittet Zeugen, die im genannten Zeitraum etwas Verdächtiges gesehen haben, sich mit Hinweisen bei der Behörde unter 0221 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de zu melden.

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Am Abend des 19. Februar 2020 hatte der 43-jährige Deutsche Tobias R. neun Menschen an mehreren Orten im hessischen Hanau erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter tötete und anschließend sich selbst. Zuvor hatte er Pamphlete und Videos mit rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht.

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