StadtplanungEin Masterplan für den Kölner Süden

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Wolfram Nolte (v.l.), Damian Franzen, Sandra von Möller, Ulrich Schaphaus und Peter Wolff-Diepenbrock von der IG Marienburg.

Wolfram Nolte (v.l.), Damian Franzen, Sandra von Möller, Ulrich Schaphaus und Peter Wolff-Diepenbrock von der IG Marienburg.

Marienburg – Das historische Gebäudeensemble von Marienburg soll erhalten und in Zukunft gegen größere bauliche Eingriffe geschützt werden. Das fordert die Interessengemeinschaft (IG) des Viertels, die sich im vergangenen Jahr gegründet hat. Nachdem der Vorstand sein Manifest im August 2012 Oberbürgermeister Jürgen Roters übergeben hat, möchte die IG nun auch die Einwohner des Stadtteils für ihre Vorhaben mobilisieren. Eine mehrstündige Informationsveranstaltung fand jetzt im Saal der Evangelischen Gemeinde in der Mehlemer Straße statt.

„Das Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Villenviertel wollte das Landleben nach englischem Vorbild mit dem Komfort einer Großstadt verbinden. Es kommt daher auf die Qualität künftiger Planungen an, um das Gesamtgebiet in seiner jetzigen einmaligen Form zu erhalten“, beschrieb Architekt Kaspar Kraemer das Kernanliegen des Vereins. Als mahnendes Beispiel, wie wenig durchdachte Eingriffe in Marienburg enden können, nannte er das Wenderondell der ehemaligen Linie 6, das die Raumordnung an dieser Stelle nachhaltig störe.

Morgens und abends ein Kilometer Stau

Um einiges konkreter sind die Ängste der Marienburger bezüglich der Verkehrsentwicklung in und um ihren Stadtteil (siehe Artikel: Süden kämpft gegen Schleichverkehr). Peter Wolff-Diepenbrock, Verkehrsexperte der IG, erläuterte, warum ihm auch die geplanten Umgestaltungen im Bereich der Bonner Straße und Rheinuferstraße im Rahmen der Nord-Süd-Bahn Bauchschmerzen bereiteten. Komme es tatsächlich zu einer oberirdischen Querung der Rheinuferstraße, rechne er bei einer Zehn-Minuten-Taktung der Bahnen mit einer täglichen Staulänge von mehr als einem Kilometer in den Morgen- und Abendstunden.

„Bei einem Fünf-Minuten-Takt würde der Verkehr wohl zusammenbrechen“, so Wolff-Diepenbrock. An einer Untertunnelung, so schwierig ihre derzeitige Finanzierung auch sei, müsse deshalb unbedingt festgehalten werden. Auch die beschlossene Reduzierung der Fahrspuren auf der Bonner Straße hält er für unverantwortlich. Aus seiner Sicht macht all dies einen eigenen Masterplan für den Kölner Süden erforderlich.

Von anderen Interessengruppen lernen

Dass eine totale Abschottung schwierig und Marienburg nicht unabhängig vom restlichen Süden betrachtet werden könne, für dieses Verständnis warb Philipp Haaser. Der Autor des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war eingeladen worden, um über laufende und anstehende Bauprojekte zu referieren. Da Köln im Vergleich zu München oder Hamburg nur mäßig dicht besiedelt sei, lägen neben der Außenentwicklung – wie etwa die neuen Siedlungen in Widdersdorf oder auf dem Sürther Feld – vor allem Projekte zur inneren Verdichtung des Stadtgebietes nahe. Bezahlbare Wohnungen fehlten, Vorhaben wie die Umwidmung des BDI-Büro-Hochhauses und des Palais Oppenheim in Wohnraum seien daher eine logische Konsequenz. Haaser empfahl, noch stärker als bisher herauszustellen, was genau das Schützenswerte sei und welchen Nutzen alle Kölner davon hätten. „Je mehr Sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren, umso besser werden Sie als Akteur wahrgenommen“, sagte er mit Verweis auf ähnliche Prozesse.

Lernen will die IG Marienburg bei ihrem künftigen Vorgehen von anderen Kölner Interessengruppen. Das versprach Vorstandsmitglied Wolfram Nolte. Bürger in Junkersdorf hätten eindrucksvoll demonstriert, wie man ein Hochhaus verhindere, die Südstädter, wie man eine U-Bahn erkämpfe, die Ehrenfelder, wie wichtig ihnen das Heliosgelände sei. Mit einem Schulterschluss aller Marienburger seien solche Leistungen auch in ihrem Viertel möglich, so Nolte.

Die 50 neuen Mitgliedsanträge nach dem Informationstreffen können in diesem Zusammenhang sicher als ein gutes Zeichen gewertet werden.

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