Abo

Waldfeind Nr. 1Viele Bäume haben die Trockenheit in Köln nicht überstanden

Lesezeit 4 Minuten
Forstamtsleiter Mark Bouwman weiß, was Bäume aushalten:Nicht alle Bäume waren der Trockenheit der vergangenen Jahre gewachsen.

Forstamtsleiter Mark Bouwman weiß, was Bäume aushalten:Nicht alle Bäume waren der Trockenheit der vergangenen Jahre gewachsen.

  • Ausbleibende Regenfälle haben in den vergangenen beiden Jahren für zahlreiche tote Bäume in Köln gesorgt.
  • Selbst die eher robusten Mammutbäume im „Forst“ haben sehr unter der Trockenheit gelitten – und sie teils nicht überstanden.
  • Forstamtsleiter Mark Bouwman erzählt, was ihm dabei besonders Sorge bereitet und welche Bäume zu einer Gefahr werden könnten.

Rodenkirchen – „Es ist keine Katastrophe“, sagt Markus Bouwman mit Blick auf die Bäume im Friedenswald am Forstbotanischen Garten. Noch nicht vielleicht? Angesichts der zahlreichen toten Bäume rund um den „Forst“, wie die Parkanlage zwischen Rodenkirchen und Hahnwald gern von ihren Nutzern genannt wird, sind die Zeichen der letzten beiden Jahre mit ausbleibenden Regenfällen auf jeden Fall deutlich zu erkennen.

Wir brauchen uns gar nicht so weit vom Parkplatz entfernen, da stehen die ersten Zeugen der letzten Dürrejahre. „Einige der Mammutbäume haben es nicht geschafft“, sagt Bouwman, selbst erstaunt darüber, warum die sonst eher robusten Bäume dermaßen unter der Trockenheit leiden.

Wälder leiden unter Borkenkäfer und Trockenheit

Kollegen aus anderen Teilen Deutschlands könne er nur warnen, mit Mammutbäumen die Wälder, die durch den Borkenkäfer und die anhaltenden Trockenheit sehr gelitten haben, aufzuforsten. Auch Bouwmann hielt die Baumriesen, die einst als kleine Setzlinge von gerade mal 20 Zentimetern angekommen sind, für äußerst robust. „Sie trotzten bislang jedem noch so starken Sturm, aber die anhaltende Trockenheit macht ihnen hier sehr zu schaffen“, erzählt der Leiter der städtischen Forstbehörde, Markus Bouwman, beim Spaziergang durch den Park, der für viele Menschen Erholungs-und Freizeitort zugleich ist.

Das Jahr 2018 sei sehr trocken gewesen und in 2019 regnete es auch kaum. „In diesem Frühjahr hatten wir von März bis Anfang Juni überhaupt keine Regenfälle. Und das, was jetzt in den letzten Wochen heruntergekommen ist, reicht nicht, damit die Bäume ihr Wasserreservoir in der Erde auffüllen konnten“, erklärt der Baumexperte. So starteten die Pflanzen mit sehr wenig Wasser in die Vegetationsperiode. Die Folgen sind nicht nur im „Forst“ zu sehen. Auch im Äußeren Grüngürtel gebe es reichlich Ausfälle.

Bäume können zu einer Gefahr werden

Sorge bereiten ihm die über hundert Jahre alten Buchen im linksrheinischen Gebiet. „Hier sind die Böden sandiger und kiesig. Dadurch kann das Wasser nicht so stark gehalten werden“, erklärt Bouwman. Momentan hätten die Waldarbeiter nichts anderes zu tun als die Wälder zu durchforsten und zu schauen, welche Bäume zu einer Gefahr werden könnten.

Forstamt Köln

Die Kölner Forstverwaltung gehört zum Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Während das Grünflächenamt für die Parks zuständig ist, kümmert sich die Forstverwaltung um alle Waldflächen, die im Besitz der Stadt sind. Ziel ist die Walderhaltung und -vermehrung. Außerdem übernimmt das Forstamt auch die Wälder in Wasserschutzzonen der RheinEnergie. Um die 4 125 Hektar Waldflächen – 475 davon gehören der RheinEnergie – kümmern sich 26 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende sowie eine Forstingenieurin mit dem Schwerpunkt Waldpädagogik. (swa)

Denn nicht jeder Baum, so erklärt Bouwman, müsse, auch wenn er abgestorben sei, gefällt werden. Im Gegenteil, die Stadt lässt sie als Beschattung für die übrigen Pflanzen, Sträucher und Bäume stehen. „Und sie sind ökologisch für Insekten und Vögel sehr wertvoll“, so Bouwman. Sie dienen Insekten als „Hotel“ und Vögeln als Nahrungsquelle.

Es gibt eine große Vielfalt in dem Park und seinem umgebenden Wald. Von Monokultur hat man damals beim Anlegen der großen Wiesen- und Waldflächen abgesehen. „Der Friedenswald mit dem Forstbotanischen Garten ist unser Experimentierfeld“ , sagt Bouwman. Hier könne man sehen, welche Bäume unter welchen Bedingungen gut gedeihen.

Ungarische Eiche als gutes Beispiel

Zwischen den bereits abgestorbenen serbischen Fichten pflanzte die Stadt eine neue, aber auch die hat es, trotzdem sie regelmäßig mit Wasser versorgt worden sei, nicht geschafft. „Wir müssen überlegen, wie wir das Stück mit neuen Bäumen aufforsten.“ Es gibt aber auch gute Beispiele, wie die ungarische Eiche. Hochgewachsen und mit ausladender Baumkrone und etlichen Verästelungen bietet sie an sonnigen Tagen ein schattiges Plätzchen.

„Die ist völlig in Ordnung, die ist an trockene Monate gewöhnt, dafür verträgt sie keine frostigen Winter“, sagt er und fügt hinzu, dass wir uns an den Anblick vertrockneter Bäume gewöhnen müssten. Ebenso daran, dass die Bäume ihre Blätter bereits Ende Juli abwerfen. Auf den Wegen liegt bereits Laub.

KStA abonnieren