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Züge noch nicht abgesagtKarnevalisten im Kölner Süden hoffen auf ein Happy End

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Karneval_Rodenkrichen

Jungfrau Sonja (Björn Doant), Prinz Willi III. (Willi Meißeler) und Bauer Peter (Peter Scheuß) von der KG Der Reiter wurden erst im November mit einem Jahr Verspätung proklamiert.

Rodenkirchen/Zollstock – Ausgerechnet am Montag fiel der Vorhang für den Rosenmontagszug– der wird in dieser Session aufgrund der Corona-Pandemie erneut nicht in gewohnter Weise stattfinden. Das gab das Festkomitee bekannt. Die Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums sagten dann auch die Schull- un Veedelszöch ab.

Bereits kurz vor dieser Entscheidung war im Kölner Süden klar, dass es auch hier wenig zu fiere und zu lache geben wird. Zunächst einigte sich das Festkomitee Karneval der Alt-Gemeinde Rodenkirchen darauf, dass es im Januar keine zweite Prinzenproklamation geben wird. Das derzeitige Trifolium der KG der Reiter wird am 6. Januar ausgekleidet.

„Es gibt einfach keine gute Lösung"

Die Knobelbröder, die einen Tag später das Zepter mit ihrem Dreigestirn übernehmen wollten, treten erst gar nicht an. „Es gibt einfach keine gute Lösung. Wenn es nach mir geht, würden die Veranstaltungen stattfinden“, erklärt Festkomitee-Präsident Stefano Straberg. Enttäuschend für die Jecken: Auch sämtliche Sitzungen wurden abgesagt, die von den Karnevalsgesellschaften durchgeführt werden, die dem Festkomitee angehören.

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„Unsere Freude am Karneval und unser Brauchtum in gewohnter Form wieder nicht leben zu können, ist erneut ein harter Schlag für unsere Mitglieder, Freunde und den Kölner Süden“, sagt etwa Christian Pieck, Pressesprecher der Weißer Kapelle Jonge.

Karnevalisten wollen Ministerpräsidentenkonferenz abwarten

Und durch die Stadt trecke? Auch hier waren die Karnevalisten im Süden schon vor der offiziellen Entscheidung coronakonform. Kurz vor Weihnachten gaben die Zugleiter bekannt, dass die Züge in Weiß, Sürth und Rondorf ebenfalls ausfallen. Ein kleines Fenster bleibt im Süden offen: Vor einer finalen Absage soll zunächst die Konferenz der Ministerpräsidenten am 7. Januar abgewartet werden, gab das Rodenkirchener Festkomitee bekannt.

Manch einer sieht eine Absage zumindest verfrüht, das Land tagt schließlich erst im Neuen Jahr. Warum also jetzt schon miesepetrig sein? In Rodenkirchen könnte nach jetzigem Stand der Zug laufen, denn hinter dem Sonntagszug steht nicht das Festkomitee, sondern die Interessengemeinschaft Rodenkirchener Karneval und diese hat ein anderes Selbstbewusstsein. „Denkt doch mal zurück, wieso der Karneval in Köln überhaupt entstanden ist! Zu keiner Zeit brauchen wir Freude und Frohsinn mehr als gerade jetzt aktuell,“ gibt Simon Schwieren zu bedenken.

Zum jetzigen Zeitpunkt diese Entscheidung zu fällen, hält der Rodenkirchener Zugleiter für ein völlig falsches Zeichen: „Gerade aufgrund der Absage für die Stadt zählen doch alle auf die Veedel. Der Kölner Karneval ist ein Riesentanker, aber wir im Veedel sind die DNA des Karneval“, erklärt Schwieren.

Die Entscheidung fällt im Januar

Hoffnung will auch Marcus Becker verbreiten. „Wir werden auf jeden Fall die Fahne in Rodenkirchen hochhalten“, meint der Präsident der KG Rodenkirchen, den ebenfalls die Haltung der Festkomitees ärgert. „Wenn das Land entscheidet, dann ist das natürlich so, aber derzeit versuchen wir lieber, positiv nach Alternativen zu suchen“, erklärt Becker, der eines weiß: Beim Zug in Rodenkirchen ist seine KG dabei. „Es wird auf jeden Fall Bewegung im Veedel geben, alleine schon, weil die meisten Zugmitglieder Mitglied der IG und nicht des Festkomitees sind“, schließt Becker sich Schwieren an.

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In Zollstock hatte Michael Siegenbruck sogar Karl Lauterbach im Radio befragt, ob er den Zug durchführen kann. Die ablehnende Haltung des Gesundheitsministers wollte der Organisator des Zollstocker Dienstagszugs dann eigentlich gar nicht hören. „Wir haben unseren Antrag noch nicht zurück gezogen“, erklärt Siegenbruck. Auch ihn ärgert die Absage vor der Landesentscheidung. „Was sollen wir denn gerade jetzt absagen?“, fragt Siegenbruck. Seine Entscheidung fällt final erst im Januar. „Wir müssen Alternativen finden, vielleicht kommen wir dabei im organisierten Karneval auch dem Ursprung des Brauchtum wieder näher“, erklärt er.

In Rodenkirchen ist man auf dem besten Weg. Dort soll es am 12. Februar, von Beckers KG organisiert, einen traditionellen Zug „mit Pänz und Familich“ durch das Dorf geben. Die Freiluftveranstaltung im Herzen von Rodenkirchen war so oder so geplant, ist aber vielleicht Richtungsweisend. Denn in Rodenkirchen wie auch in Zollstock kann man auf das Wurfmaterial verzichten, nicht aber auf das Brauchtum.

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