Rodenkirchener RheinbrückeDer Abriss ist nicht alternativlos

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Rheinbruecke_Rodenkirchen

Die Rodenkirchener Rheinbrücke aus Richtung Süden gesehen. (Symbolbild)

Köln – Das Ding taugt nichts mehr, also muss es weg. So lapidar fällt das Urteil der Autobahnexperten aus. Dass die Rodenkirchener Brücke, erbaut zwischen 1938 und 1941, erweitert von 1990 bis 1994, mehr ist als nur eine beliebige Verbindung zwischen zwei Autobahnkreuzen, scheint den Planern der bundeseigenen Autobahn GmbH egal.

Ein knappes Jahr dauerte die Untersuchung der Brücke, jetzt wurde das Ergebnis bekannt: Wenn die A 4, die hier zwischen Rodenkirchen und Poll über den Rhein schwebt, auf acht Spuren verbreitert wird, geht das nur mit einer neuen Brücke.

Die Eleganz des Bauwerks spielte offenbar keine Rolle

Nun ist die Rodenkirchener Brücke nicht die Golden Gate Bridge oder die Harbour Bridge in Sydney. Aber es steht zu vermuten, dass die Autobahnplaner bei Baumängeln auch in diesen Fällen konsequent Abriss und Neubau empfohlen hätten. Die Eleganz und Großzügigkeit des Bauwerks, die Einbindung in die Landschaft, die Historie dieser besonderen Konstruktion spielten jedenfalls bei der Bewertung der Rodenkirchener Brücke durch die Autobahn GmbH, die die Untersuchung vom Landesbetrieb Straßen NRW übernommen hatte, anscheinend keine Rolle.

Gebaut wurde die südlichste der sieben Kölner Rheinbrücken als wichtiger Bestandteil des Autobahnrings rund um die Stadt, den schon die Nationalsozialisten anstrebten. Die Ingenieure Fritz Leonhardt und Karl Schaechterle entwarfen zusammen mit dem Architekten Paul Bonatz die erste Autobahnbrücke über den Rhein. Im März 1938 begann der Bau, am 20. September 1941 wurde das wenig überraschend „Adolf-Hitler-Brücke“ genannte Bauwerk eingeweiht.

Keine vier Jahre später war allerdings schon wieder Schluss: Nach einem Bombenangriff im Januar 1945 stürzte die Brücke in den Rhein und war nicht mehr passierbar.

Das änderte sich bald nach dem Krieg: Von 1952 bis 1954 wurde die Brücke erneut über den Fluss gespannt, die monumentalen, mit Kalkstein verkleideten Widerlager hatten den Krieg überstanden, lediglich die einschlägigen Hakenkreuze wurden entfernt. Zwischen 1990 und 1998 wurde auf der Nordseite ein Zwillingsbau im gleichen Stil – gestrichen natürlich ebenfalls in der Pflichtfarbe der Kölner Rheinbrücken, dem „Kölner Brückengrün“ – angedockt, um den erheblich angewachsenen Verkehr aufzunehmen.

Ulrich Krings, der langjährige Kölner Stadtkonservator, hätte schon damals lieber eine zweite, dezente Brücke mit einer Abstandsfuge zum Altbau gesehen. Eine Lösung, die Krings auch heute wieder bevorzugen würde: Abriss lediglich der Erweiterung von 1990, an deren Stelle ein dezenter, filigraner Neubau.

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„Das besäße den Charme, das Ursprungsbauwerk wieder freizustellen und es in seiner tradierten Schönheit zu bewahren“, sagte Krings. Sein Nach-Nachfolger als oberster Denkmalschützer der Stadt, Stadtkonservator Thomas Werner, würde einen anderen Weg bevorzugen: Schon 1990 sei die bestehende Brücke respektiert und in gleichem Stil erweitert worden. „Wäre eine nochmalige Erweiterung in gleichem Stil nicht erneut eine adäquate Antwort?“, fragt Werner.

Die Rodenkirchener Brücke sei ja nicht nur konstruktiv wie gestalterisch eine innovative Leistung gewesen, gibt der Stadtkonservator zu bedenken. Ein Komplettabriss, wie ihn das aktuelle Gutachten vorschlägt, widerspreche auch allen Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Gebäuden.

Immerhin hat der Abriss keine Eile, auch die Autobahn AG rechnet mit einem Baubeginn in Rodenkirchen nicht vor 2030. Viel Zeit also für die Experten, nun auch einmal über Alternativen zum Abriss nachzudenken.

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