E-Scooter in KölnWie sicher die Roller im Winter und bei Glätte sind

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Fahrer von Miet-E-Scootern müssen bei rutschigen Straßen besonders vorsichtig sein.

  • Schon jetzt kann es durch nasses Laub auf Kölns Straßen für E-Scooter-Fahrer besonders glatt werden.
  • Da bald auch Schnee und Eis möglich sind, machen die Betreiber ihre E-Scooter winterfest.
  • Das bedeutet vor allem, dass sie die Größe der Flotte reduzieren. Bei Schnee können die Roller sogar gänzlich gesperrt werden.

Köln – Seit diesem Sommer verleihen mehrere Firmen in Köln E-Scooter. Nun stehen die Unternehmen vor ihrer ersten kalten Jahreszeit in der Stadt. Die kleinen Räder der Elektro-Roller verlangen einiges Geschick, um auf nassem Herbstlaub zu fahren, ohne sich auf die Nase zu legen. Und bald schon könnten Schnee und Eis auf Wegen und Straßen die Lage verschärfen. Das wissen auch die Anbieter im hart umkämpften Markt des E-Scooter-Verleihs. Sie rüsten sich und ihre Roller für den Herbst und den anstehenden Winter, denn keiner möchte in den kommenden Monaten das Geschäft den Konkurrenten überlassen.

Nässe ist schwieriger als Kälte

Das deutsche Unternehmen Tier hat derzeit nach eigenen Angaben rund 1000 E-Scooter in Köln im Einsatz. „Aus anderen Ländern wissen wir, dass Kälte weniger ausschlaggebend ist als Nässe“, sagt Bodo von Braunmühl, Sprecher von Tier Mobility. Tier rechne im Winter mit weniger Kunden, „aber immer noch so viele, dass wir den Betrieb regulär aufrechterhalten“. „Bei riskanten Wetterlagen“, etwa bei Eisglätte, „behalten wir uns vor, den Betrieb einzustellen“, sagt von Braunmühl weiter. Die Firma mit Sitz in Berlin führt Ende November in Köln ein neues Modell ein, das mit einem größeren Vorderrad, Hinterradantrieb und einem höheren Gewicht für bessere Bodenhaftung sorgen soll, kündigt von Braunmühl an.

Im kommenden Jahr wollen die KVB ihre Leihradflotte verdoppeln.

Im kommenden Jahr wollen die KVB ihre Leihradflotte verdoppeln.

Auch die Bremsen seien verbessert und die Beleuchtung heller. Die erst vier Monate alte existierende Flotte wird nach und nach in ganz Deutschland ausgetauscht. Die neue Gefährte haben austauschbare Batterien, erklärt von Braunmühl. Deshalb könnten die „Ranger“, wie Tier die Mitarbeiter nennt, die die Roller aufladen, die Scooter künftig mit Lastenrädern anfahren, die Batterien austauschen und die leeren in einem zentralen Lager aufladen. Bislang müssen die kompletten Roller zum Laden mit einem Auto ins Lager transportiert werden. Die alten E-Scooter bietet Tier übrigens derzeit – „generalüberholt“ – für 699 Euro zum Kauf an.

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Zahl der Roller wird im Winter verringert

Die aktuelle Rollergeneration des US-amerikanischen Konkurrenten Lime ist nach Worten einer Unternehmenssprecherin bereits winterfest. Sie hätte breite Vollgummireifen und rutschfeste, schnell trocknende Trittbretter. Die Scooter seien mit mehr als 20 Kilogramm Gewicht schwer genug für eine gute Lage auf der Straße, zudem machten den Akkus Temperaturen von bis zu minus 30 Grad nichts aus. Bei Schnee und Eis entscheide ein so genannter Operationsmanager „tagesaktuell, ob die Scooter gegebenenfalls gesperrt werden“, sagt die Sprecherin. Wie viele Roller Lime derzeit in Köln anbietet, dürfe sie nicht sagen. Im Winter jedenfalls werde die Zahl wegen der zu erwartenden geringeren Nachfrage reduziert.

KVB-Fahrräder bald stadtweit

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen ihr Leihradangebot auf das gesamte Stadtgebiet ausweiten. „Die Nachfrage übersteigt in den letzten beiden Jahren permanent das Angebot“, sagt Frank Gassen-Wendler, Leiter des KVB-Mobilitätsmanagements. Zurzeit sind die Räder im linksrheinischen in einem Bereich in etwa bis zum Militärring nutzbar, rechtsrheinisch in Deutz, Mülheim, Kalk und Poll. Um die ganze Stadt bedienen zu können, werde die Zahl der KVB-Räder mindestens verdoppelt auf 3000, jedoch könne die Flotte auf bis zu 7000 Räder erweitert werden, sagt Gassen-Wendler.

Die Ausschreibung dazu laufe bereits. Ob der derzeitige Betreiber Nextbike wieder den Zuschlag erhält, steht noch nicht fest. „Voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2020“ könnten dann in ganz Köln KVB-Räder ausgeliehen werden. Aktuell verzeichnen die KVB bis zu 1,2 Millionen Fahrten pro Jahr. (og)

Auch die Firma US-Bird wird ihre Flotte von derzeit 800 Fahrzeugen im Winter verkleinern, sagt Bird-Deutschlandmanager Christian Geßner. Und auch hier: „Wir werden unsere E-Scooter nicht an Tagen verfügbar machen, an denen das Wetter es schlicht nicht zulässt“, erklärt Geßner weiter. Dann seien die Roller in der Smartphone-App für die Kunden nicht mehr zu finden. „Wenn für eine längere Zeit schlechtes Wetter angesagt ist, werden wir die Flotte einsammeln.“ Einer spezielle Umrüstung für den Winter bedürfe es nicht, „unsere Roller sind auf alle Wetterbedingungen vorbereitet. Während den Tests haben wir keine Probleme mit den Batterien bei kaltem Wetter feststellen können“, sagt Geßner. Die Konstruktion der Scooter sei robust genug, die Beleuchtung stark genug.

Mit der Vorgehensweise, die E-Scooter bei extremen Witterungsbedingungen aus dem Verkehr zu ziehen, befolgen die Anbieter eine Forderung des Tüv-Verbands: „Bei starker Glätte sollten Vermieter ihre E-Scooter umgehend sperren, um Unfälle zu vermeiden“, sagte Frank Schneider, Mobilitätsexperte beim Tüv-Verband, der Deutschen Presse-Agentur. Denn Unfälle gab es schon reichlich, seit der Einführung der Elektroroller. Köln gilt in NRW als Unfallhauptstadt für Scooter: Bis Mitte Oktober kam es zu 83 Unfällen mit 19 Schwerverletzten, wie das Innenministerium mitteilte.

Auch KVB rechnen mit weniger Fahrten

Natürlich beschäftigen sich auch die Anbieter von Leihrädern mit dem anstehenden Winter. Die Räder der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) etwa seien zwar „allwettertauglich und für den ganzjährigen Betrieb geeignet“, sagt Frank Gassen-Wendler, Leiter des Mobilitätsmanagements der KVB.

Dennoch achte die Firma Nextbike, die die derzeit 1460 Räder im Auftrag der KVB betreiben, in den Wintermonaten verstärkt auf den Zustand von Reifen, Beleuchtung und Bremsen. Die KVB rechnen zwischen November und Februar mit 50 Prozent weniger Fahrten als in der warmen Jahreszeit. Deshalb werde die Flotte für die kommenden Monate um 20 Prozent reduziert. Diese Phase nutze das Unternehmen, um Reparaturrückstände aufzuholen.

Bei den rund 2000 Kölner Call-a-Bike-Räder der Deutschen Bahn seien für den Winter keine Anpassungen erforderlich, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Auch werde die Anzahl der Räder in der kalten Jahreszeit nicht reduziert.

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