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Russischer Opernstar in der PhilharmonieProtest gegen Auftritt von Netrebko

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Demonstrierende gegenüber der Philharmonie

Köln – Ein Plakat zeigt Anna Netrebko bei einem Empfang mit Russlands Präsident Putin, „Keine Bühne für Putins Künstler“ steht auf einem anderen. Rund 50 Kölnerinnen und Kölner haben am Montagabend gegen den Auftritt von Opernsängerin Anna Netrebko in der Philharmonie demonstriert.

Sie trafen sich um 19 Uhr auf dem Kurt-Hackenberg-Platz, „um die Konzertgäste darauf hinzuweisen, dass viele Menschen den Auftritt Netrebkos als Affront empfinden“, sagt die aus der Ukraine stammende Kunsthistorikerin Elina Knorpp. „Netrebko ist nicht in erster Linie ein Gesicht der russischen Kultur, sie ist ein Gesicht von Putins Regime.“

Konzertgäste zeigen sich irritiert

Misha Nodelman trägt ein kunstblutverschmiertes weißes Hemd, als er niederkniet und ein ukrainisches Klagelied spielt. Neben ihn legen sich mehrere Demonstrantinnen wie tot auf den Boden. Die Konzertgäste, die gekommen sind, um den Weltstar Netrebko und ihren Mann, den Tenor Yusif Eyvazov zu hören, reagieren unterschiedlich: Eine Frau im cremefarbenen Ballkleid schimpft, bevor sie sehr nahe vor die Demonstrantinnen tritt und sie filmt, bis ihr Mann sie am Arm packt und wegzieht. Ein Musiker der Philharmonie zeigt Verständnis für die Demonstration gegen den Auftritt Netrebkos, die noch im vergangenen Jahr im Kreml ihren 50. Geburtstag feierte und sich erst vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erst distanzierte, als einige Konzertveranstalter Auftritte von ihr absagten.

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Er sagt den Demonstranten, er müsse mit auftreten, weil er damit seine Familie ernähre. Ein Gast sagt, die Demonstration sei „so berechtigt wie der Auftritt von Frau Netrebko – man sollte es nicht verbieten, darf aber protestieren“. Irritiert sind viele Konzertgäste, zumal sie auch direkt angesprochen und gefragt werden, ob sie nicht lieber doch wieder nach Hause gehen wollten? „Unmöglich sind die, eine Unverschämtheit!“ findet eine Frau mit schwarzem Kleid und blondiertem Haar, und filmt, als gelte es, die Demonstrantinnen zu denunzieren.

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„Unmöglich ist es, dass dieses Konzert stattfindet, während ein paar Meter weiter Ukrainerinnen und Ukrainer, die aus dem Krieg geflohen sind, am Hauptbahnhof begrüßt werden“, findet Misha Nodelman, selbst Russe und in St. Petersburg geboren, der sich mit Protest gegen die russische Invasion in der Ukraine auskennt: Als russische Truppen 2014 auf der Krim und im Donbass einmarschierten, hisste der renommierte Geiger eine ukrainische Flagge – während eines Konzerts in der Philharmonie.

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