Samba-Bulli aus KölnFlorian Kalff bittet um Hinweise zu seinem 68 Jahre alten VW-Bus

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Florian Kalff zeigt stolz seinen teilweise restaurierten VW-Bus.

Florian Kalff zeigt stolz seinen teilweise restaurierten VW-Bus.

  • Florian Kalff restauriert in seiner Bonner Werkstatt einen 68 Jahre alten VW-Bus.
  • 2017 kaufte er den Samba-Bulli, dessen Geschichte nach Köln führt – doch genaueres bleibt im Dunkeln.
  • Nun hofft er auf Hinweise aus der Kölner Bevölkerung.

Köln – Technisch gibt es Fortschritte zu vermelden. Gerade erst ist der VW-Bus aus England zurückgekommen. Acht Monate lang hat sich ein Karosserie-Spezialist der Front gewidmet. Er hat das zerbrochene Armaturenbrett zusammengesetzt und viele alte Bleche mit neuen vereint. Der 24-PS-Motor im Heck setzt sich bereits auf Knopfdruck in Gang, und das Fahrgestell ist ebenfalls fertig. Nur bei der Rekonstruktion der Vorgeschichte des 68 Jahre alten und mittlerweile bundesweit bekannten Kleinbusses herrscht weitgehend Flaute. Sicher ist nur so viel: Seine Ursprünge liegen in Köln.

Florian Kalff nennt das Restaurierungsobjekt inmitten seiner Bonner Werkstatt einen „Heiligen Gral“, den aufzuspüren unwahrscheinlicher gewesen sei als ein Sechser im Lotto.

Aber 2017 ist das Wunder tatsächlich geschehen. Auf einer Wiese bei Mayen in der Eifel entdeckte der Käufer des Grundstücks die völlig verwitterten Reste eines Samba-Bullis, dem automobilen Traum der frühen Nachkriegsjahre, nur echt mit acht kleinen Fenstern im Dach, Faltschiebedach und einer Dreifarben-Lackierung in Rot, Braun und Weiß. Der lichtdurchflutete Bulli der ersten Generation, mit dem sich Hippies in den 1960er Jahren auf den Weg nach Indien machten, um Erleuchtung zu finden, bekam schnell das Gütesiegel Kult aufgedrückt. Heute werden für gut erhaltene Exemplare Summen jenseits der 100000 Euro aufgerufen.

Nur noch fünf Originale aus 1951

Die rostigen Teile im Eifeler Boden waren für den VW-Enthusiasten Florian Kalff allerdings von ganz besonderem Wert: Die Fahrgestellnummer verriet ihm, dass sie aus dem ersten Samba-Produktionsjahr 1951 stammten, in dem überhaupt nur 269 Exemplare gefertigt wurden. Bis dato waren ganze vier überlebende Sambas aus diesem Jahr bekannt. „Auf einmal erhöhte sich die Zahl auf fünf“, sagt Kalff. Er kaufte die rostigen Relikte und lässt den Freizeit-Transporter nun unter großem Aufwand restaurieren. Die Originalsubstanz inklusive etlicher Motorteile wird dabei aufgearbeitet und mit viel Liebe und noch mehr Patina in das neue alte Fahrzeug integriert. Kosten des Projekts: rund 100 000 Euro.

Eines lässt dem 50-Jährigen, der mit seinem „Entfallteiledienst“ Großhändler mit Ersatzteilen alter VW-Modelle versorgt, allerdings keine Ruhe: „Wir rekonstruieren aus einem Haufen Schrott ein neues Auto, aber die Geschichte liegt im Dunkeln.“

Zu den Fundstücken im Eifeler Boden gehörte ein Kennzeichen mit der Kombination „K-ER 571“. Damit stand fest: Der verrostete VW-Kleinbus war zuletzt in Köln angemeldet. Genauer gesagt in der Kölner Innenstadt, für die das Kürzel „ER“ damals verwendet wurde. Kalff recherchierte über das Volkswagen-Archiv, dass der schmucke Freizeit-Transporter am 27. August 1951 als Vorführwagen an das Kölner Autohaus Fleischhauer ausgeliefert wurde. Weiterhin fand er heraus, dass er Anfang der 1960er Jahre auf der Mayener Wiese sein Ende gefunden haben muss. Was dazwischen geschah – unklar.

Klaff hofft auf Hinweise

Florian Kalff hat Plakate aufgehängt und ältere Bewohner Mayens befragt, aber niemand konnte ihm sagen, wer den Bulli gefahren und entsorgt hat. Vor wenigen Wochen schickte ihm ein Eifeler das Foto eines Samba-Bullis zu, der an der Felsnase „Bunte Kuh“ im Ahrtal vorbeifährt.

Kalff ist sich sicher, dass es seinen Samba in seinem ersten Leben zeigt. Denn das Kennzeichen der britischen Besatzungszone hat die Zahlenkombination 658, die ebenfalls für die Kölner Innenstadt stand. Und hier habe es nur das Autohaus Fleischhauer als möglichen Besitzer gegeben. Denn die Sambas des Jahres 1951 seien ausschließlich als Werbefahrzeuge an Händler ausgeliefert worden.

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Doch seine Frage bleibt: „Was geschah nach der Fleischhauer-Zeit?“. Dazu konnte auch der Besitzer des Fotos keine Auskunft geben. Wer auch immer nach dem Autohaus den Wagen besaß – er hat auf jeden Fall ordentlich Hand an den Wagen gelegt. Nicht nur die Zierleisten wurden abmontiert, sondern auch die ursprüngliche Drei-Farben-Optik mehrmals überlackiert. Als er gefunden wurde, sei der Wagen „eierschalenweiß“ gewesen, sagt Florian Kalff.

Das Autohaus kann bislang nicht weiterhelfen, wenn es um die frühen Jahre des Sambas geht. „Wir wissen nichts zu dem Fahrzeug“, sagt eine Mitarbeiterin. Florian Kalff hofft nun auf Hinweise aus der Kölner Bevölkerung. Bei der Suche nach Hinweisen ist er ähnlich ehrgeizig wie bei der Restaurierung des Bullis, die in wenigen Jahren abgeschlossen sein soll: „Da draußen muss etwas sein. Ich will Menschen, Bilder, Geschichten.“

Wer Informationen über den Samba-Bulli von Florian Kalff hat, kann sich bei ihm unter der Rufnummer 0173/5276190 melden.

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