Satirischer WochenrückblickDer Kölner braucht nicht viel Licht-Gedöns

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  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um die perfekt in Szene gesetzte Stadt – die der Kölner eigentlich gar nicht braucht.
  • Ihm reichen schon in grün-blaues Licht getauchte Eisenbahnunterführungen, damit er beim Hindurchgehen den Taubendreck nicht so sieht.

Köln – Neulich, bei der Mittsommernachtfahrt mit der Seilbahn über den Rhein, der Dom in der Dämmerung, dezent angestrahlt und gebührend in Szene gesetzt – ein herrliches Bild. Geht es nach den Experten, die mit einem Masterplan Kölns Bedeutung als moderne europäische Metropole durch neue Lichtakzente unterstreichen (hier lesen Sie mehr) und seine nächtliche Identität fördern möchten, ist das erst der Anfang.

Leider sind die Lichtgestalten aus Hildesheim keine Köln-Kenner und deshalb selbstverständlich davon ausgegangen, dass es in einer Millionenstadt genügend Identität stiftende Objekte, also Kirchen, Denkmäler und historische Bauwerke geben muss, deren Beleuchtung bei Einheimischen und Besuchern ähnliche Gefühle wie der illuminierte Dom hervorrufen wird.

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Das stimmt. Solche Objekte gibt es. Doch der Kölner strahlt halt anders, mehr nach innen. Ihm reichen ein paar Funzeln auf einer mit Musicals gefüllten Mülltüte am Breslauer Platz, in grün-blaues Licht getauchte Eisenbahnunterführungen, damit er beim Hindurchgehen den Taubendreck nicht so sieht, das Reissdorf-Männchen an der Aachener Straße, das im Minutentakt das Geschlecht wechselt und dabei unaufhörlich ein Kölsch nach dem anderen kippt und vier rot-weiße Pylonen, die das Stadion und den darin kickenden Effzeh möglichst lange in der Ersten Liga halten mögen.

An Karneval in Köln haben alle die Lampen an

Der Kölner freut sich aus sicherer Entfernung beim Chillen auf dem Rheinboulevard über die Hüsjer bunt om Aldermaat, auch wenn er weiß, dass sie so alt gar nicht sind und er niemals einen Schritt in diese Altstadt-Partyhölle setzen würde. Außer an Karneval, aber da haben ja eh alle die Lampen an. Am liebsten aber hat er die Kölner Lichter. Einmal im Jahr eine halbe Stunde Spektakel mit vielen Aaahs und Ooohs über dem Rhein, bevor es wieder dunkel wird.

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Dieses Verhalten hat mit Bescheidenheit nichts zu tun, sondern liegt in der Erfahrung begründet, dass Leuchtturm-Projekte in Köln immer sehr schnell ausgerufen werden, für die man am Ende nicht mal eine Taschenlampe braucht. Der Kölner träumt von filigranen Fußgängerbrücken über dem Rhein, von einer Hochhaus-Skyline auf der Schäl Sick oder einer Seilbahn, die den Hauptbahnhof mit der Messe und der Arena verbindet und ist am Ende schon glücklich, wenn er auf der Nordseite der Hohenzollernbrücke in ein paar Jahren über einen Radweg radeln darf, der nicht an einer Treppe endet, sondern ihn über eine Rampe direkt vor die beleuchtete Mülltüte führt.

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