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Satirischer WochenrückblickJede Dreck is anders

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Polizeiaufgebot und feiernde Menschen auf der Zülpicher Straße

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum Köln mit einer Mischung aus Trotz und Fatalismus in die Jubiläumssession stolpert.

Köln – Mer bruche keiner, keiner dä uns säht, wie mer Fastelovend fiere deit. Jede Jeck is anders und et hätt noch immer jot jejange.

Mit dieser Mischung aus Trotz und Fatalismus wird Köln am Elften im Elften in die Jubiläumssession stolpern.

Mit einer Oberbürgermeisterin, die das Chaos auf der Zülpicher Straße für unkontrollierbar hält. Und froh ist, wenn alles vorbei und es keine Toten gibt.

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Die Regentschaft über das närrische Volk muss Reker erst im Januar abgeben

Et hätt noch immer jot jejange. So sieht er aus, der organisierte Karneval in Kölle.

Vielleicht kann einer der zahlreichen Brauchtumsforscher Henriette Reker mal erklären, dass sie die Regentschaft über das närrische Volk erst bei der Prinzenproklamation im Gürzenich im Januar abgeben muss, jenem Karnevals-Biotop der kölschen Gesellschaft, bei dem die Straße nichts zu suchen hat. Und nicht schon im Herbst vor den Drängelgittern im Kwartier Latäng.

Das Festkomitee macht sich einen schlanken Fuß und spricht dem Massenbesäufnis einfach ab, Teil des Karnevals zu sein. Brauchtum schon mal gar nicht. Dabei hat es schon mehr als dreimal stattgefunden und deshalb eigentlich Traditionsstatus.

Kioskbier und ab dafür

Nein. Die Zülpicher ist Ballermann, veranstaltet von jugendlichen Horden, die zum Karnevalsauftakt in die schönste Stadt Deutschlands einfallen, um sich die Kante zu geben. Kioskbier und ab dafür!

Und Jahre später zum Junggesellenabschied wiederkommen und mit einem Gummi-Penis auf dem Kopf grölend durch die Altstadt ziehen.

Die Traditionsjecken haben natürlich längst vergessen, dass sich die Bläck Fööss, die Mutter aller Karnevalsbands, vor ein paar Jahren angewidert von den Zuständen am Elften im Elften in der Altstadt von dieser Art des närrischen Treibens abgewandt haben.

Aber Koma-Saufen und Wildpinkeln in der Altstadt ist natürlich etwas völlig anderes als auf der Zülpicher Straße. Das nennt man Karnevals-Amnesie.

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Das Ende ist immer gleich. Die Straßenreiniger, von den Narren „Orangene Funken“ genannt, müssen die Hinterlassenschaften des Elften im Elften mit dem Hochdruckschlauch fortspülen und dem Besen wegkehren – in der Altstadt und im Kwartier Latäng.

Nach dem Motto: Jede Dreck is anders.

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